Nachwuchswirt und seine Spritztour übers Wiesn-Gelände: „War eine Gaudi – bis uns Polizei erwischt hat“

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Für unsere Wiesn-Serie berichten Festwirte von ihren prägendsten Erinnerungen. Bei der Fischer-Vroni haben mehrere Generationen etwas zu erzählen.

München – Frischer Fisch – und die Familie. Beides wird in der Fischer-Vroni großgeschrieben. Wiesn-Festwirt Johann Stadtmüller blättert durch ein dickes Album aus Leder. „Es gibt nur leider kein Foto, das uns komplett als Familie auf der Wiesn zeigt“, sagt der 61-Jährige. „Aber wir fassen den Begriff ja weit, auch die Zeltfamilie besteht seit Generationen.“

Zwei strahlende Figuren aber tauchen im Album immer wieder auf – Evi Stadtmüller und Anita Schmid, die berühmten Fischer-Vronis. Sie wuchsen mit dem Wiesn-Betrieb und dem Fischhandel ihres Vaters Karl Winter auf. Und der war es auch, der auf der Wiesn als erster Steckerlfisch vom Grill angeboten hat. Kein Wunder, dass ihre Nachfahren, Stadtmüller ist Evis Sohn, beim Gedanken an die Wiesn sofort den Geschmack von krosser Makrele im Mundhaben.

Nachwuchswirt auf der Wiesn mit E-Roller unterwegs: „Gaudi – bis uns Polizei erwischt hat“

Der Einzug auf der Kutsche war jedes Jahr ein unvergesslicher Moment. Stadtmüller durfte schon als kleiner Bub mitfahren – genau wie die Nachwuchswirte, Sohn Hans Stadtmüller und Neffe Fritz Kustatscher. Ihren Omas Evi und Anita durften sie nach der Schule bei der Arbeit im Zelt immer über die Schulter schauen. „Wir duften überall hin, es gab keine Verbote“, sagt Kustatscher. „Mir war ja damals schon klar, dass ich Wirt werden will.“ Und so sieht der 46-Jährige heute im Service nach dem Rechten und sein Cousin Hans in der Küche. Gelernt ist gelernt. Mal abgesehen von den Omas, die übrigens auch schimpfen konnten, hat jeder der Vroni-Wirte auch seine ganz eigenen Erinnerungen.

Fischer-Vroni-Wirte
Hans Stadtmüller Junior und Senior mit Fritz Kustatscher. © Achim Schmidt

Hans Stadtmüller, der siebte Hans in der Familie, hat das leere Zelt als Bursch mal zur Rennstrecke gemacht. „Mein Papa hatte sich einen E-Roller zugelegt, um schneller von A nach B zu kommen. Am Ende fuhr ich mit dem über die Wirtsbudenstraße und er im Auto nebenher“, erzählt der 30-Jährige. „Das war eine Gaudi – bis uns die Polizei erwischt und das Rollerfahren auf der Baustelle verboten hat.“

Enkel der Fischer-Vronis haben neue Tradition eingeführt

Also wich der 15-Jährige bis zum Anzapfsamstag ins Zelt aus und kreiselte hunderte Male um den berühmten Kutter. Wenn Fritz Kustatscher das Schiff im Festzelt anschaut, kommen auch bei ihm Erinnerungen hoch. „Ich bin ja ein echtes Wiesn-Baby und habe am 27. September Geburtstag. Zur Feier des Tages wollte mir meine Familie jedes Jahr wieder eine Freude machen: Als Bub sollte ich auf die Bühne steigen und die Kapelle dirigieren“, erzählt er. Heute kann der älteste Enkel von Anita Schmid darüber lachen. „Damals war mir aber schlecht vor Aufregung.“

Inzwischen genießt Kustatscher den Gang an Bord. Denn der heißt, die Wiesn geht nun feierlich zu Ende. „Am letzten Abend holen wir alle Teams aus dem Zelt zur Verabschiedung aufs Schiff“, erzählt Festwirt Johann Stadtmüller. Zum Abschied spielt die Kapelle die Bayernhymne – und Konfetti-Kanonen knallen. Diese neue Tradition haben die Enkel der Fischer-Vronis eingeführt.

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