35 Jahre Peißenberger Bergbaumuseum: Persönliche Note statt Touch-Screen
Vor 35 Jahren wurde das Peißenberger Bergbaumuseum eingeweiht. Seitdem hat sich an seinem Charakter nicht viel verändert – das sorgt heutzutage für ein Alleinstellungsmerkmal.
Peißenberg – 1971 war in puncto „Bergbau in Peißenberg“ Schicht im Schacht. Die Pechkohle aus dem Oberland war schon gegen Ende der 1960er Jahre auf dem Energieerzeugungsmarkt nicht mehr konkurrenzfähig, so dass der Zieglmeierschacht aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen wurde.
„Die Stimmung unter den Kumpeln war sehr getrübt. Viele wollten damals vom Bergbau nichts mehr wissen“, erinnert sich Leonhard Alt. Der Vorsitzende der Bergbaumuseumsfreunde war 1971 in die Marktgemeinde gezogen – „genau zu der Zeit, als sie gerade den Schlüssel in der Schachtanlage umgedreht haben“, wie er erzählt. Doch es gab auch ehemalige Bergmänner, die nicht so einfach loslassen konnten. Am 25. November 1978 wurde der Verein der Bergbaumuseumsfreunde gegründet. Dessen Intention offenbarte bereits der Vereinsname.
Bergbaumuseum Peißenberg: Besucher loben persönliche Note
Alt spricht heute hochachtungsvoll von den „Gründervätern des Museums“. Bis es zehn Jahre später zur Eröffnung kam, wurde das alte Zechenhaus am Tiefstollen für 1,3 Millionen D-Mark restauriert. Am 2. Juli 1988 fand die feierliche Einweihung statt, zu der auch der damalige Regierungspräsident Raimund Eberle als Ehrengast kam. Im Eröffnungsjahr des Museums wurden rund 8000 Besucher registriert. Solche Rekordzahlen werden heutzutage freilich nicht mehr erreicht. Allerdings: Nach der Corona-Pandemie steigt die Resonanz wieder. An guten Tagen sind es über 200 Besucher, die in die Bergwerkshistorie eintauchen – Tendenz steigend. Das Bergbaumuseum war nie ein gewöhnliches Museum, es hatte immer seinen eigenen Charme – bis heute: „Die Prägung des Museums ist nach wie vor vorhanden“, betont Alt – und damit meint er vor allem die persönlichen Führungen, die von den Museumsfreunden organisiert werden: „Das war früher gängige Praxis, ist aber in anderen Einrichtungen heutzutage fast schon retro. Aber genau das zeichnet uns aus.“

Die persönliche Note wird von den Besuchern immer wieder auch in den Feedback-Zetteln gelobt. „Wer bei uns einen Touch-Screen sucht, der wird keinen finden“, erklärt Alt mit Stolz. Sein Vorstandskollege
Matthias Christl spricht sogar von einem „familiären Museum“: „Es geht nicht darum, auf Biegen und Brechen so viele Leute wie möglich durch das Museum zu schleusen“, konstatiert der zweite Vorsitzende. Vielmehr wolle man Peißenbergs Bergbaugeschichte „interessant aufbereiten“ und die Besucher auf kommunikativer, persönlicher Ebene abholen: „Diesen Charme wollen wir erhalten“, so Christl.
„Wir haben 1000 Ideen im Kopf. Das Museum hat unwahrscheinlich viel Potenzial“,
Dass am Grundcharakter nicht gerüttelt wird, heißt aber nicht, dass sich im Museum künftig gar nichts verändern soll. „Wir haben 1000 Ideen im Kopf. Das Museum hat unwahrscheinlich viel Potenzial“, meint Alt. Vor allem im Touristikbereich soll die Werbung angekurbelt werden. Alt hat mit Reiseveranstaltern Kontakt aufgenommen, die das Museum in ihre Touren rund um München aufnehmen sollen.
Ebenso will man über Fachzeitschriften und das Internet überregional Marketing betreiben. Des Weiteren sollen interdisziplinäre Sonderausstellungen stattfinden. Alt ist dabei, sich ein entsprechendes Netzwerk aufzubauen. Erst kürzlich waren zwei Mineralien-Experten am Tiefstollen zu Gast. „Die sind aus dem Staunen gar nicht mehr rausgekommen“, erzählt Alt: „Wir haben im Museum eine der größten Mineraliensammlungen in Oberbayern.“
Bergbaumuseum Peißenberg: „Was uns fehlt, ist ein Café“
Der Fokus soll laut Alt natürlich weiter auf der Peißenberger Bergbaugeschichte liegen, dennoch wolle man sich verwandten Themenbereichen nicht verschließen. Ebenfalls auf der Agenda steht der behindertengerechte Zugang in die oberen Etagen des Hauptgebäudes und ein gastronomisches Angebot: „Was uns fehlt, ist ein Café“, sagt Alt.
Was er und Christl beim Pressegespräch immer wieder betonen, ist die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde, dem Museumseigentümer. Für Alt ist angesichts knapper Haushaltskassen auf kommunaler Ebene klar, „dass Kunst, Kultur und Soziales ohne ehrenamtliches Engagement nicht mehr händelbar sein werden“.
Aufgabe des Vereins sei es, nicht bei der Gemeinde um mehr Geld zu betteln, sondern für einen geregelten Museumsbetrieb zu sorgen. „Wir müssen liefern und überzeugen. Und wir stemmen das auch“, erklärt Alt selbstbewusst. „Wir wirtschaften hier sehr vernünftig und verbraten kein Geld“, ergänzt Christl.
Übrigens: Führungen im Bergbaumuseum werden auch in englischer und französischer Sprache angeboten. „Man muss eben auch unkonventionelle Wege gehen“, sagt Alt.