Rebellen greifen Frachter an - Schiffer meiden Suezkanal, droht nächster Preisschock? Was Sie wissen müssen

 

Nach eigenen Angaben werde man die Angriffe fortsetzen, bis Israel seine Offensive im Gaza-Streifen beendet. Darüber hinaus verkündeten die Huthi, nur Schiffe anzugreifen, die auf dem Weg nach Israel sind. Sowohl die „MSC Palatium III“ als auch ein weiteres MSC-Frachtschiff hatten ihren Kurs laut Reuters aber auf den saudischen Hafen Dschidda gesetzt.

Wie reagiert der Westen?

Die USA, Großbritannien und Frankreich patrouillieren das Gebiet bereits mit Kriegsschiffen. Die Schifffahrtsbranche forderte aber auch Deutschland auf, sich am Schutz der Frachter zu beteiligen. Das sehen auch einige Politiker so. Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa sagte die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann etwa, es sei „folgerichtig, dass sich alle [am Schutz der Schiffe] beteiligen, die davon abhängig sind, dass ihre Waren durch das rote Meer geführt werden“. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte am Freitag bereits erklärt, man prüfe eine US-Anfrage dazu.

Wie wirkt sich das auf die Frachtraten aus?

Der Suezkanal ist eine der wichtigsten Durchfahrten des Welthandels. Täglich passieren gut 60 Schiffe den 193 Kilometer langen Kanal und sparen sich dadurch entweder die Umfahrung Afrikas oder die Route ostwärts, durch den Panama-Kanal. Trotz der hohen Kosten – je nach Schiff kann die Passage mehr als 700.000 US-Dollar kosten – rentiert sich die Durchfahrt.

Sollte die Gefahr durch die Huthi-Rebellen länger bestehen, könnten die Frachtraten wieder deutlich steigen. Die Durchfahrt durch den Suezkanal spart zwischen 7 und 10 Tage, und die Charterkosten für einen üblichen Containerfrachter können pro Tag bei 100.000 US-Dollar liegen. Ähnlich hoch sind die Mietkosten für die Container, wenn es sich um die üblichen 20.000-TEU-Frachter wie die „Ever Given“ handelt.

Die Zahlen zeigen: Die zusätzlichen Kosten, wenn die Route nicht befahren werden kann, können schnell die Millionenmarke knacken. Tatsächlich stiegen die Frachtraten zuletzt schon. Für die Route Shanghai-Rotterdam wurden in der vergangenen Woche 1442 Dollar fällig, sieben Prozent mehr als in der Vorwoche, so der Frachtraten-Indikator der Schifffahrtsberatung Drewry. Allerdings notiert der Index dieser Route damit immer noch 14 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres und weit unter den Rekorden während der Pandemie. Damals kletterten die Raten für einen Container über 20.000 US-Dollar.

Wird das die Inflation wieder anfachen?

Möglich. Strapazierte Lieferketten und die teure Frachtschifffahrt waren Hauptauslöser für die Inflationswelle ab 2021. Bleiben die Reedereien dem Kanal dauerhaft fern, dürfte das Produkte aus Fernost verteuern und die Inflation damit wieder treiben.

Weil durch den Kanal auch viel Öl verschifft wird, sind etwas höhere Preise an der Zapfsäule ebenfalls denkbar. Insgesamt aber sollte der Effekt überschaubar bleiben. Die Teuerung beträfe weniger Güter des täglichen Lebens, sondern eher langlebigere Importgüter, wie beispielsweise Elektronikgeräte. Momentan dürfte für viele Verbraucher ohnehin die Inflation bei Lebensmittel ärgerlicher sein, aktuell Haupttreiber der Teuerung, auf die eine neue Krise am Suezkanal aber wenig Einfluss haben dürfte.