Bangen um Projekte im Landkreis: Wohnungsbau-Genossenschaft „Maro“ ist insolvent
Die „Maro“-Genossenschaft, die im Landkreis Mehrgenerationenhäuser und Demenz-Wohngemeinschaften betreibt und weitere Vorhaben plant, ist insolvent. Die betroffenen Bürgermeister sind dennoch optimistisch.
Landkreis – Als Wessobrunns Bürgermeister Georg Guggemos am Donnerstagvormittag einen Anruf von Martin Okrslar erhielt, war er gerade auf einem Termin. Als er zurückrief und der „Maro“-Vorstand ihn fragte, ob er sitze, wusste er: Es gibt keine guten Neuigkeiten. Als „krasse Nachricht“ bezeichnet Guggemos die Nachricht zur Insolvenz der Wohnungsbaugenossenschaft, die sich um Mehrgenerationenwohnen vor allem auch für pflegebedürftige Menschen einsetzt.
Die Genossenschaft mit Sitz in Ohlstadt betreibt derzeit sechs Demenz-Wohngemeinschaften, darunter zwei in Weilheim, und elf Mehrgenerationen-Wohnprojekte, ebenfalls in Weilheim sowie in Penzberg und Peiting. Das Vorhaben, das Wessobrunn betrifft, ist noch in der Planungsphase: Die Gemeinde hatte sich im August 2022 dafür entschieden, das Klostergut an die „Maro“ zu übergeben. Die wollte in dem historischen Gebäudetrakt bis 2028 insgesamt 44 Wohnungen für rund 24 Millionen Euro integrieren, hieß es vergangenen November. „Der Vertrag ist unterschrieben, die offizielle Übergabe war am 1. Januar. Es hieß, dass dieses Jahr geplant und dann losgelegt wird“, sagt Guggemos.
Wessobrunns Bürgermeister steht weiter hinter der Genossenschaft
Er bereut die Vergabe – „Maro“ hatte sich gegen einen Mitbewerber durchgesetzt – nicht, man stand und stehe immer noch hinter der Genossenschaft. Das hat Guggemos so von den Gemeinderäten vernommen, die er am Donnerstag gleich per E-Mail nach dem Telefonat mit Okrslar informiert hatte.
Weil es sich um eine Insolvenz in Eigenverwaltung handelt, bestehende Wohnprojekte aktuell nicht betroffen sein sollen und der Geschäftsbetrieb derzeit unverändert weiter laufen soll, wie „Maro“ mitteilt, hofft Guggemos, dass das Projekt sich nur verzögert, aber nicht endgültig zerschlägt. „Wir werden in engem Kontakt bleiben und können jetzt nur abwarten.“

Sollte „Maro“ tatsächlich Abstand von dem Projekt nehmen, müsse man sich juristische Hilfe nehmen, weil das Konstrukt nicht einfach ist: Die Gemeinde hatte das Klostergut vor sechs Jahren in Erbpacht vom Kloster St. Ottilien übernommen und jetzt an die „Maro“ weitergegeben, es gibt umfangreiche finanzielle Absprachen und Beziehungen. Aber daran will Guggemos jetzt noch nicht denken.
In Wielenbach steht bereits Rohbau des „Maro“-Projekts
Deutlich weiter war die „Maro“ in Wielenbach: Dort steht nach dem Spatenstich im Mai vergangenen Jahres bereits der Rohbau des Projekts. Für zehn Millionen Euro werden dort über einem gemeinsamen Keller zwei Häuser mit drei Wohnebenen errichtet, in denen 25 Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen entstehen. 18 der Wohnungen sind gefördert, die Kaltmiete beträgt je nach Einkommen der Bewohner nur zwischen 4,50 und 6,50 Euro pro Quadratmeter und Monat plus bewusst niedrig gehaltener Nebenkosten.
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Auch Wielenbachs Bürgermeister Harald Mansi wurde am Donnerstag von Okrslar über die Insolvenz informiert und hat „mir großer Verwunderung aufgenommen, wie so etwas passieren kann“. Er sei 20 Jahre in der Branche tätig gewesen und wisse, „dass bei Genossenschaften normalerweise nicht so eine Gepflogenheit an den Tag gelegt wird“.
Bürgermeister Harald Mansi bleibt optimistisch: „Da wird man sicher eine Lösung finden“
Ist das ein Vorwurf an die „Maro“? „Ich kann nicht beurteilen, was die genauen Hintergründe sind. Aber normalerweise macht man so etwas als Bank nicht“, sagt Mansi. Insolvenzen unter Genossenschaften seien – abgesehen von einigen Hasardeuren, zu denen die „Maro“ sicher nicht gehöre – sehr selten. Die Gemeinde sei bei dem Projekt in Wielenbach nur indirekt betroffen, als dass sich die Fertigstellung verzögern kann. „Härter trifft es natürlich alle Genossenschaftsmitglieder, ich bin privat auch mit einer kleinen Summe betroffen“, sagt Mansi. Und natürlich die künftigen Bewohner – fast alle Wohnungen seien schon vergeben worden.
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Doch angesichts der Umstände, dass sich der Insolvenzantrag nur wegen eines missglückten Projekts nicht vermeiden ließ, macht sich Mansi keine Sorgen, dass es mit der „Maro“ nicht weitergehen könnte: „Da wird man sicher eine Lösung finden. Aus meiner Sicht brauchen sich die Anleger keine Sorgen machen.“