Migration zwischen Kontrolle und Chancen - ein Diskurs in Garmisch-Partenkirchen
Auf Einladung der Ehrenamtskoordination des Fachdienstes Asyl und Migration des Caritas-Zentrums in Garmisch-Partenkirchen sprach Frau Prof. Dr. Angelika Niebler, die seit 1999 bayerische Interessen im Europaparlament in Brüssel und Straßburg vertritt, zum Thema „Migration in Europa – Herausforderungen und Chancen“.
Garmisch-Partenkirchen - Im voll besetzten Leifheit Kultursaal gab die erfahrene Europaabgeordnete zunächst einen persönlichen Einblick in die schwierige Arbeit zur Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS)
Schärfere Kontrollen
Die Reform tritt 2026 in Kraft und sieht erheblich schärfere Kontrollen an Europas Außengrenzen vor. Schon dort solle festgestellt werden, wer schutzbedürftig sei und für eine Einreise in die EU in Frage komme. Den entsprechenden Ländern werden hierfür finanzielle Mittel und Infrastruktur zur Verfügung gestellt. So solle künftig die Verteilung von Schutzbedürftigen innerhalb der EU solidarisch und gerecht erfolgen. Die dringend benötige Einwanderung von Fach- und Arbeitskräften solle künftig erleichtert und über die Botschaften, Konsulate und Wirtschaftsverbände effizienter und nachhaltiger gesteuert werden.
Dennoch mache ihr der starke Rechtsruck im europäischen Parlament sowie die Kräftebündelung autokratischer und antidemokratischer Strömungen auf globaler Ebene große Sorgen. Zudem werde es immer schwieriger sachbezogen und pragmatisch zu argumentieren, erklärte Niebler. Eine realpolitische Konsenspolitik sei schwieriger denn je geworden, vor allem beim Thema Zuwanderung.
Im Diskurs mit Gästen
Im Anschluss ihres Impulses diskutierte sie knapp eine Stunde mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie freiwillig Engagierten im Bereich Flucht und Migration. In diesem Rahmen bedankte sie sich zunächst bei den Ehrenamtlichen für ihr unermüdliches und wertvolles Engagement. Sie seien, so die Abgeordnete aus Vaterstetten, eine wichtige Säule beim Brückenbauen und der gesellschaftlichen Integration.
Zudem versprach sie, zahlreiche Anregungen mit nach Brüssel und Straßburg zu nehmen, beispielsweise die Idee einer europäischen Greencard und ein Abbau bürokratischer Hürden für arbeitswillige Migrantinnen und Migranten. Sie betonte, dass Deutschland ohne die Zuwanderung von Fachkräften in vielen Bereich auf verlorenem Posten stünde. Auch hochqualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland seien für die Zukunft eines innovativen Wirtschaftsstandorts Deutschland unverzichtbar, insbesondere vor dem Hintergrund der globalen Konkurrenz.
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