„Autoverkehr muss Platz abgeben“ : Fahrrad-Verband fordert Oasen ohne Autos wie in Paris
In Paris müssen Fahrer von schweren Stadtgeländewagen bald hohe Parkgebühren zahlen. Ein deutscher Fahrradverband nimmt sich die Stadt zum Vorbild – aber auf eine andere Art.
„Der Platz auf den Straßen ist größtenteils von immer größer werdenden Autos besetzt, meist parkenden Autos. Damit Jung und Alt sicher und komfortabel Rad fahren können, muss der Autoverkehr also Platz abgeben. Vor allem Park-Platz“, teilt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (Adfc) BuzzFeed News Deutschland, einem Portal von Ippen.Media mit.
In Paris sind SUV von einer Entscheidung betroffen, die auch Deutschland aufhorchen lässt. Bei einer Bürgerbefragung hat sich eine Mehrheit am Sonntag (4. Februar 2024) für eine Verdreifachung der Parkgebühren für schwere Stadtgeländewagen ausgesprochen. Die Frage, wer wo parken darf, löst auch auf Social Media immer wieder Diskussionen aus.
18 statt 6 Euro soll 1 Stunde Parken für Pariser SUV-Fahrer kosten
Die Pariser Stadtverwaltung setzte sich mit ihrem Plan durch, für einstündiges Parken von SUV und anderen schweren Autos im Zentrum 18 Euro statt üblicherweise 6 Euro zu verlangen und in den Außenbezirken 12 Euro statt 4 Euro. Für sechs Stunden Parken im Zentrum werden gar 225 Euro statt bislang 75 Euro fällig. Die neue Regelung soll ab dem 1. September 2024 greifen.
Rund 1,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner der Hauptstadt waren zu der Abstimmung unter dem Motto „Mehr oder weniger SUV in Paris?“ aufgerufen. Rund 54,5 Prozent stimmten für die Erhöhung der Parkgebühren, rund 45,5 Prozent dagegen. Die Beteiligung an der Abstimmung lag allerdings nur bei knapp sechs Prozent. Einwände, dass das Ergebnis damit kaum repräsentativ sei, wollte die Stadtverwaltung nicht gelten lassen. Schließlich hätten Zehntausende Menschen die Möglichkeit der direkten Bürgerbeteiligung genutzt.
Fahrradaktivist fordert Volksentscheid in Deutschland
Eine Umfrage zeigt, dass deutsche Autofahrerinnen und Autofahrer aggressiver sind als früher. Darunter leiden Radfahrerinnen und Radfahrer. Große SUVs versperren ihre Wege zusätzlich. Mit einer Regel wie in Paris seien aber nicht nur sie, sondern auch Fußgänger vor großen Autos besser geschützt, meint Ingwar Perowanowitsch. Er ist Fahrrad-Aktivist und Politiker der Partei „Klimaliste“.
Perowanowitsch möchte einen Volksentscheid nach französischem Vorbild in Deutschland, und zwar in einzelnen Kommunen und Bezirken. „Ich erhoffe mir dadurch, dass eine Debatte über die Sinnhaftigkeit zu großer Autos in Städten angestoßen wird und wie sie zurückgedrängt werden können“, sagt er BuzzFeed News Deutschland.
Einwohnerinnen und Einwohner sollten nicht nur über Parkgebühren, sondern auch über Parkverbote von SUVs abstimmen können. Ein Volksentscheid könne deutschen Autobauern zeigen, „dass ihre großen Autos in Teilen der Gesellschaft auf Widerstand stoßen und dass sie wieder normal große Autos bauen“. Auch hofft der Fahrrad-Aktivist, dass damit das „Wettrüsten“ aufhört, also Menschen immer größere Autos kaufen.
Meine news
Betrifft nicht nur SUVs: Diese 18 Leute haben so schlecht eingeparkt, dass es schon fast wieder Kunst ist.
Fahrradverband will, dass Parkplätze Radwegen weichen müssen
Der Adfc fordert „mehr Platz fürs Rad“, so die Sprecherin Stephanie Krone. Der Verband sieht Paris ebenfalls als Vorbild. Die Stadtverwaltung kämpft seit Jahren für eine Verkehrswende und weniger Autoverkehr. Bürgermeisterin Anne Hidalgo lässt bis 2026 70.000 Parkplätze in Radwege umwandeln, wie verschiedene Medien berichten.
„Die Seineufer wurden in einigen Abschnitten komplett vom tosenden Autoverkehr befreit. Heute kann man hier in Ruhe Kaffee trinken, mit Kindern spielen, Rollschuh fahren oder joggen und dabei die Schiffe beobachten“, sagt Krone. Solche Orte sollen auch in Deutschland entstehen, indem Parkplätze vermehrt zu Radwegen werden, wünscht sich der Adfc. „Diese Oasen der Lebensqualität sind wichtig für gestresste Stadtmenschen. Und mehr Platz für breite, geschützte Radwege ist wichtig für den Klimaschutz im Verkehr und die Sicherheit des Radverkehrs.“
Höhere Parkgebühren von SUVs stehen nicht auf der Agenda des Fahrradverbands. „Auf welche Weise Städte mehr Platz für das Rad schaffen, soll ihnen selbst überlassen bleiben. Fest steht, dass unser veraltetes deutsches Straßenverkehrsrecht die Städte und Gemeinden bei der Umwandlung von Straßenraum behindert“, sagt Krone. Dafür müsse das Straßenverkehrsgesetz (StVG) dringend modernisiert werden.
Seit der Haushaltskrise ist die Förderung von E-Autos gestrichen – hier sind 5 sinnvollere Sparmaßnahmen.
(Mit Material der dpa)