Von Zecken übertragen - Zecken-Gefahr bald gebannt? Erfolg bei Borreliose-Impfung

  • Im Video oben: Auf diese Borreliose-Symptome sollten Sie achten

Zecken gehören zu den Gewinnern des Klimawandels. Die blutsaugenden Parasiten sind mittlerweile deutlich länger im Jahr unterwegs. Experten warnen, denn dadurch steigt auch das Risiko bestimmter schwerer Infektionskrankheiten, darunter Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)   und Borreliose.

Bis zu 200.000 Borreliose-Fälle gibt es jedes Jahr in Deutschland, schätzt die Deutsche Hirnstiftung. Die meisten Fälle verlaufen symptomlos oder gehen glimpflich aus. Doch der Erreger kann sich bei einer nicht behandelten Infektion auch auf andere Gewebe und Organe ausbreiten und dort irreparable Langzeitschäden verursachen.

Im Gegensatz zu FSME gibt es bislang keine Impfung gegen Borreliose – das könnte sich bald ändern.

VLA15: Impfstoff gegen Borreliose

Der Impfstoff VLA15 wurde von dem französischen Biotechnologieunternehmen Valneva in Zusammenarbeit mit Pfizer entwickelt. Der Impfstoff zielt auf das äußere Oberflächenprotein A (OspA) des Bakteriums Borrelia burgdorferi ab. Die Blockierung von OspA hemmt die Fähigkeit des Bakteriums, die Zecke zu verlassen und Menschen zu infizieren.

VLA15 hat gerade erfolgreich zwei klinische Phase-2-Studien durchlaufen. Die Ergebnisse, veröffentlicht im Fachmagazin „Lancet Infectious Diseases“ , sind demnach vielversprechend: Alle getesteten Dosisgruppen zeigten eine robuste Immunantwort auf die sechs häufigsten Borreliose-Varianten. Laut der Studie vertrugen die Probanden die Impfung gut, es wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen oder Todesfälle gemeldet.

Am stärksten war die Immunantwort bei Verabreichung der höchsten Dosis (180 µg) in drei Teilimpfungen (nach zwei und sechs Monaten). In der nächsten Forschungsphase, der sogenannten klinischen Phase-3-Studie, soll die Impfung nun an weiteren 6000 Probanden getestet werden. Sollten auch hier positive Ergebnisse erzielt werden, wollen Valneva und Pfizer eine Zulassung für das Jahr 2026 beantragen.

Borreliose – die wichtigsten Fakten auf einen Blick

Übertragung: Borreliose ist eine Infektionskrankheit, die durch Zeckenbisse übertragen wird. Mit dem Biss des Spinnentiers gelangen die Erreger ins Blut des Menschen. Dabei handelt es sich um Bakterien der Gattung Borrelia burgdorferi, zu der wiederum mehrere Untergruppen gehören. Wichtig: Die Borreliose wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen.

Verbreitung: In Deutschland ist laut „infektionsschutz.de“ je nach Region bis zu ein Drittel der Zecken mit Borrelien befallen. Doch nicht bei jedem Stich einer befallenen Zecke kommt es zu einer Ansteckung. Oft kann der Körper die Bakterien in Schach halten. Nur etwa einer von 100 Zeckenstichen führt in Deutschland dazu, dass die gestochene Person an einer Borreliose erkrankt.

Symptome: Die meisten Infektionen mit Borrelien verlaufen unbemerkt. Treten Beschwerden auf, können diese sehr unterschiedlich sein, was das Erkennen einer Borreliose erschwert.

Zu den Hauptsymptomem zählen:

  • Wanderröte tritt bei 90 Prozent der Fälle auf, dabei handelt es sich um eine mindestens fünf Zentimeter große ringförmige Hautrötung, die üblicherweise in der Mitte blasser ist als am Rand und sich über Tage langsam nach außen verbreitet.
  • Fieber, Lymphknotenschwellungen, Muskel- und Gelenkschmerzen sind im weiteren Verlauf der Erkrankung zusätzlich möglich.
  • Knötchenartige oder blauroten Schwellungen der Haut , vor allem am Ohr, an den Brustwarzen oder im Genitalbereich, sind wesentlich seltener und treten überwiegend bei Kindern auf.
  • Chronische Entzündung der Haut kann in Einzelfällen auftreten, dabei verändert sich die Haut an den Innenseiten von Armen, Beinen, Fingern oder Zehen und wird im Verlauf papierdünn und bläulich.

Sonderfälle:

  • Neuroborreliose , wenn die Borrelien das Nervensystem befallen (bei 3 von 100 Erkrankten). Typisch sind brennende Nervenschmerzen, die sich vor allem nachts verschlimmern, ein- oder beidseitige Gesichtslähmungen, Taubheitsgefühle, Seh- oder Hörstörungen und in seltenen Fällen Lähmungen des Rumpfes, der Arme oder Beine.
  • Gelenkentzündungen/ Lyme-Arthritis (bei 5 von 100 Erkrankten). Sie betreffen am häufigsten die Kniegelenke, seltener Sprung- oder Ellenbogengelenke und verlaufen in der Regel schubweise und wiederkehrend.
  • Sehr selten kann im Verlauf der Erkrankung auch das Herz betroffen sein, wobei es zu Entzündungen oder Rhythmusstörungen des Herzens kommt.

Behandlung: Borreliose ist mit einer zweiwöchigen Antibiotika-Gabe im frühen Stadium gut behandelbar. Wichtig ist deshalb eine frühzeitige Diagnose. Bei einer Hautrötung sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen. Aber auch ohne Rötung, wenn nach einem Zeckenbiss Fieber oder neurologische Beschwerden wie Kopfschmerz, Schwindel oder Gesichtslähmung auftreten.

Schutz: Der beste Schutz ist das Vermeiden von Zeckenstichen. Tragen Sie helle Kleidung, untersuchen Sie sich nach Besuchen in der Natur auf Zecken - insbesondere warme Körperstellen wie Kniekehlen, Leisten, Achseln, Stelle hinter den Ohren sowie Kopf und Haaransatz. Sollten Sie von einer Zecke gestochen werden, hilft das rasche Entfernen der Zecke, das Risiko einer Borreliose gering zu halten.

Einziger Borreliose-Impstoff in Testung, aber nicht der erste

Übrigens: VLA15 ist zwar der einzige Borreliose-Impfstoff, der gerade in klinischer Testung ist, allerdings gab es bereits einen Impfstoff auf dem Markt: LYMErix wurde 1998 in den USA zugelassen. Nur ein Jahr später reichten jedoch laut „Times“ mehr als 100 mit LYMErix geimpfte Personen eine Sammelklage gegen den Hersteller ein. Grund waren mutmaßliche Nebenwirkungen.

Die zuständigen US-Behörden hätten jedoch die Fälle überwacht und auch in den Folgejahren keine Auffälligkeiten feststellen können. Dennoch führte die negative Aufmerksamkeit laut „Times“ zu einem Einbruch der Verkaufszahlen und der Hersteller nahm das Vakzin freiwillig vom Markt.