22 Jahre stand Joseph Schäffler (CSU) an der Spitze der Gemeinde Moorenweis und war damit der dienstälteste Bürgermeister im Landkreis. Aus gesundheitlichen Gründen ist er seit Dezember im Ruhestand. Im Gespräch mit dem Tagblatt blickt der 59-Jährige zurück.
Ihr erster Tag im Amt war der 2. Mai 2002. Erinnern Sie sich an diesen Tag?
Ich glaube, es war ein Donnerstag. Ich weiß noch, wie ich ins Rathaus gekommen bin und mich den Mitarbeitern vorgestellt habe. Und dass ich an dem Tag noch ins Landratsamt gefahren bin. Unterwegs habe ich einen Bürger getroffen, der mir sagte, machen Sie es gut, wir setzen große Hoffnungen auf Sie.
Eines der ersten großen Themen, mit denen Sie damals zu tun hatten, war die Wasserversorgung…
Das war der Grund, warum ich mich überhaupt habe überreden lassen, als Bürgermeister zu kandidieren. Mein Vorgänger favorisierte den Anschluss an die Adelburggruppe (mit Sitz im Landkreis Aichach-Friedberg). Wir hätten das Wasser über eine Leitung aus dem fast zehn Kilometer entfernten Hofhegnenberg bekommen. Dabei waren Teile unserer Gemeinde bereits damals an den Zweckverband Landsberied angeschlossen. Das schien mir die weitaus vernünftigere Lösung, und sie hat sich auch bewährt.
Sie mussten überredet werden, als Bürgermeister zu kandidieren?
Am Anfang habe ich gezögert. Aber ich hatte mich schon immer lieber im Ort bei den Vereinen engagiert, als Fortbildungskurse beim Arbeitgeber zu machen. Insofern erschien mir ein beruflicher Aufstieg in meinem Heimatort attraktiver als bei der AOK, wo ich als Sozialversicherungsfachangestellter beschäftigt war. Und so habe ich dann doch Ja gesagt.
Sie sind dann auch gleich in den Kreistag eingezogen…
Bei der Nominierungsversammlung für die CSU-Kreistagsliste kam ich auf den aussichtslosen Listenplatz 48, bin dann aber bei der Kommunalwahl weit vorgewählt worden. Da habe ich mich fast ein bisschen erschrocken über die breite Zustimmung. Das können nicht alles Moorenweiser Stimmen gewesen sein. Zu der Zeit war ich als AOK-Außendienstmitarbeiter im gesamten Landkreis unterwegs – vielleicht haben mich einige Leute wiedererkannt, weil ich schon bei ihnen im Wohnzimmer gesessen hatte.
Was waren neben der Wasserversorgung die großen Themen während Ihrer Amtszeiten?
Es ging schon bald los mit steigenden Anforderungen an die Kinderbetreuung. Wir waren eine der ersten Gemeinden, die eine Krippe gebaut haben. Weitere Themen waren die Ausweisung von Gewerbegebieten, der Straßenausbau und die Unterbringung von Geflüchteten. Mir war auch immer wichtig, dass die Gemeindeteile sich maßvoll entwickeln können, nicht nur der Hauptort.
Mit manchen Ideen bin ich allerdings nicht durchgedrungen. Moorenweis hat ja keine Gastwirtschaft mehr – schade. Dafür gibt es in Grunertshofen einen wunderbar ausgebauten Hoagartn-Stadl. Da könnten kulturelle Veranstaltungen stattfinden, auch für Moorenweiser Publikum. Doch ich habe schnell festgestellt, dass die Leute das nicht wollen. Dafür ist die Zeit wohl noch nicht reif.
Wie hat sich Ihr Verhältnis zu den Bürgern verändert?
Die Zeiten sind ganz andere geworden. Früher hatten die Leute mehr Vertrauen in die Entscheidungen des Bürgermeisters und des Gemeinderates. Heute beharrt man auf eigene Standpunkte und klagt auch, wenn man nicht Recht bekommt.
Wie haben Sie persönlich sich durch das Amt verändert?
Das Amt des Ersten Bürgermeisters ist eine anspruchsvolle und kräftezehrende Aufgabe. Es erfordert eine gute physische Konstitution, vor allem aber eine hohe mentale Belastbarkeit. Ich bin, seit ich mit 37 Jahren angefangen habe, angreifbarer, verletzlicher und dünnhäutiger geworden und reagiere bei Lappalien oft über. Zudem konnte ich mich im Privatleben zunehmend weniger von geschäftlichen Dingen distanzieren.
An welche Momente erinnern Sie sich besonders gern?
Am schönsten waren die standesamtlichen Trauungen. Ich habe immer versucht, sie möglichst individuell zu gestalten. Dafür habe ich viele positive Rückmeldungen bekommen. Falls irgendwo in einer Gemeinde ein Eheschließungsstandesbeamter gesucht würde, hätte ich große Lust, da nochmal einzusteigen.
Auch die Abwechslung im Bürgermeisteramt hat mir immer viel Freude gemacht, das schnelle Umschalten von einem Thema zum anderen. Lange hat mir mein voller Terminkalender nichts ausgemacht, im Gegenteil. Je mehr ich zu tun hatte, um so wohler war es mir und der Tag verging recht schnell. Zuletzt sind die Aufgaben allerdings so umfangreich geworden, dass man sich in der normalen Arbeitszeit gar nicht mehr mit allem befassen konnte.
Was haben Sie im Ruhestand vor?
Mein großer Traum ist es, mit meiner Frau im Wohnmobil durch Italien zu reisen. Ich fahre auch gerne mit dem ÖPNV in die Berge zum Wandern. Außerdem möchte ich mir eine ehrenamtliche Aufgabe suchen, zum Beispiel bei der Nachbarschaftshilfe. Aber das ist alles noch in der Schwebe.
Was möchten Sie Ihrem Nachfolger oder Ihrer Nachfolgerin mit auf den Weg geben?
Nehmt Euch Zeit für alle herangetragenen Probleme der Bürger. Sprecht mit ihnen darüber und versucht herauszufinden, welche Beweggründe sie für ihre Wünsche haben, und dann trefft die richtigen Entscheidungen zum Wohle aller.