„Geschichte hat uns sehr gerührt“: ZDF-Doku berichtet von Ende eines Bahnhofskiosks
Die Dokumentation „Selbstständige in Not“ wird im ZDF ausgestrahlt. Sie zeigt, wie ein Wolfratshauser Kiosk ums Überleben kämpfte - und verlor.
Kurz vor Weihnachten, genau gesagt am 21. Dezember wird Daniela Eder zum letzten Mal die Rollladen ihres Geschäfts öffnen. Wie berichtet, muss die 43-Jährige den Kiosk am S-Bahnhof nach siebenjähriger Freuden- und Leidenszeit wegen sinkender Umsätze schließen. Der auch auf unserer Online-Plattform veröffentliche Artikel weckte das Interesse eines ZDF-Filmteams, das sich vor Kurzem vor Ort ein Bild machte.
„Die Geschichte hat uns sehr gerührt“, erklärt Regisseur Enrico Demurray. Zusammen mit der freien Journalistin Charlotte Gerling reiste er mit der Bahn aus Berlin nach Oberbayern, um mit einem Kameramann und einem Tontechniker das Alltagsleben im Kiosk am Wolfratshauser S-Bahnhof zu dokumentieren. „Der Arbeitstitel unserer Reportage heißt ,Selbstständige in Not‘ “, verrät Demurray. Neben dem Bahnhofskiosk werden auch die Schicksale eines Juweliers in Norddeutschland und einer Schneiderin in Dortmund in insgesamt 30 Minuten dargestellt. Die Ausstrahlung der ZDF-Reportage ist an einem Sonntagabend ab 18 Uhr im Februar 2025 vorgesehen.
ZDF kommt zur Abschiedsparty: Bahnhofskiosk in Wolfratshausen vor dem Ende
Als die Filmleute nachmittags erschienen, staunten sie nicht schlecht. Denn die Bänke im kleinen Außenbereich füllten sich schon ab 15 Uhr schnell mit Stammgästen. Das soziale Spektrum hätte dabei nicht vielfältiger sein können: Schüler, Handwerker, Akademiker und Bürgergeld-Empfänger im Alter zwischen 18 und 70 Jahren bestellten sich wahlweise Kaffee, Spezi oder Bier. Demurray ließ zunächst Inhaberin Daniela Eder und ihren Mann Dieter verkabeln und bat das Paar dann zum Interview. „Und Ihr habt euch wirklich hier das erste Mal getroffen?“, wollte der Regisseur wissen. Daraufhin erzählten ihm die beiden, wie sie sich ausgerechnet während der von Kontaktbeschränkungen geprägten Corona-Zeit kennen und lieben gelernt haben. Doch nicht nur das: „Am Kiosk sind Freundschaften entstanden, die auch nach der Schließung bestehen bleiben werden“, hob Daniela Eder hervor. Mittlerweile fahre sie gemeinsam mit einigen Gästen sogar zu Kurzurlauben nach Südtirol oder zu Rockkonzerten nach München.
„Da blutet das Herz“: Daniela Eder muss Kiosk schließen
Den Kiosk bezeichnete die 43-Jährige als teures Hobby, das sie sich mittlerweile leider nicht mehr leisten könne. „Da blutet schon das Herz“, gestand sie vor der Fernsehkamera. Im Gespräch mit den Gästen erfuhr das TVTeam, dass viele Kunden den Verlust des Treffpunktes bedauern, aber die letzten Wochen des Kiosks noch mal ausgiebig genießen wollen. „Bis zum 21. Dezember geben wir noch mal Vollgas und feiern so oft es geht“, versprach Stammgast Roland Halbgewachs. Zur großen Abschiedsparty hat sich auch das ZDF noch mal angekündigt.