Über einen Antrag auf Umgestaltung des Arzbacher Campingplatzes zu einem Almdorf-Resort beriet der Wackersberger Gemeinderat. Das Vorhaben war zuvor schon in einer Sitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgelehnt worden. Die erneute und öffentliche Diskussion passte manchen Räten nicht wirklich.
Arzbach – Dienstag, 18.45 Uhr, Rathaus Wackersberg. Kurz vor Beginn der Gemeinderatssitzung zeichnete sich ein ungewohntes Bild ab: Alle Parkplätze in der Umgebung waren belegt, der Sitzungssaal brechend voll – einige Zuhörer mussten sich ein Platzerl auf der Fensterbank suchen. Das Vorhaben eines Grundstückseigentümers, gemeinsam mit einem Investor aus dem bestehenden Arzbacher Campingplatz ein Almdorf mit Wellnessangeboten zu errichten, weckte großes öffentliches Interesse.
Almdorf für Arzbach? Reges öffentliches Interesse
Wie berichtet betreiben Michaela und Thomas Linke – die Wirte vom „Arzbacher Hof“ – in dritter Generation auch den angrenzenden Campingplatz, der laut Bürgermeister Jan Göhzold „gut läuft“. Dessen Verpächter wollen nun allerdings den Campingplatz mit circa 100 Stellplätzen zu einem sogenannten „Almdorf-Camping-Resort“ umgestalten. Dabei würden laut der bisherigen Planung des Architekturbüros Stephan Jocher 12 bis 15 Parzellen für Wohnmobile erhalten bleiben. Die restliche Fläche soll mit 14 Selbstversorger-Almhütten für etwa 60 Gäste, einem Gebäude für die Rezeption, einer einfachen Gastronomie sowie einer Sauna und Dampfdusche sowie einem Schwimmteich umgestaltet werden.
Almdorf ist Thema seit 2022 in den nicht-öffentlcihen Sitzungen
Während einige Anwohner nicht schlecht darüber staunten, ist dem Gemeinderat das Vorhaben schon länger bekannt. „Wir haben das 2022 behandelt und waren damals demgegenüber offen, jedoch wollten wir eine Prüfung, wie sich das Ganze schallschutztechnisch auf den ,Arzbacher Hof‘ auswirkt“, erklärte Göhzold. Nach Vorlage dieses Emissionsschutzgutachtens habe das Gremium im November 2023 nicht öffentlich erneut darüber beraten. Die Lärmschutzberatungsfirma kam zu dem Fazit, dass eine schalltechnische Verträglichkeit grundsätzlich gewährleistet ist. „Trotzdem konnten wir uns hier kein Almdorf vorstellen“, so Göhzold weiter. „Bisher wurden Campingplatz und Gaststätte gesamtheitlich bewirtschaftet. So konnten gegenseitige Überschreitungen der Emissionsgrenzen bewerkstelligt werden.“
Verpächter und Betreiber kommen auch zu Wort
Gemeinderat Johann Demmel hakte ein: „Geht das so einfach, dass das Ganze hier noch mal zur Debatte steht, nachdem wir es intern abgelehnt haben?“ Auch Barbara Camelly betonte: „Mich ärgert das. Wir haben bereits den Entschluss gefasst, dass die Bevölkerung keinen Mehrwert dadurch hat.“
Göhzold erwiderte, dass durch das Einreichen eines offiziellen Antrags auf Erlass eines Bebauungsplans das Gremium öffentlich beraten muss. „Der Beschluss von November zur Bauvoranfrage ist damit nichtig.“
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Camelly befürchtete, dass es „trotz Gutachtens Probleme geben wird. Ich finde nicht, dass wir dem ,Arzbacher Hof‘ Steine in den Weg legen sollten.“ Josef Waldherr argumentierte, dass die alteingesessene Gaststätte für den Ort und seine Vereine wichtig sei. Nikolaus Braun meinte: „Wir haben eine ähnliche Anfrage für Wackersberg vor einigen Jahren abgelehnt. Ärger ist hier wegen der Einschränkungen für das Wirtshaus vorprogrammiert.“
Gemeinderätin über erneute und öffentliche Behandlung: „Mich ärgert das“
Anders sah das Zweiter Bürgermeister Martin Fischer. „Man kann doch nicht von vorn herein sagen, dass es Ärger gibt. Das Almdorf wäre sicher ein Magnet für uns. Davon würde auch der ,Arzbacher Hof‘ profitieren.“ Auch Jakob Monn sagte: „Mir gefällt das Almdorf. Man muss nur sicherstellen, dass der ,Arzbacher Hof‘ nicht eingeschränkt wird.“
Drei Gemeinderäte stimmen für das Almdorf ab
Göhzold erteilte sogar beiden beteiligten Parteien das Wort. Für die Grundstückseigentümer sprach Stephan Jocher. „Wir wollen den Campingplatz neu ordnen und sehen durch das Almdorf eine Win-Win-Situation. Vorreiter bei den Almdörfern sind Österreich und Südtirol, und das kommt sehr gut an.“ Thomas Linke sieht diese Synergie-Effekte nicht. „Für uns wäre das eine Katastrophe.“ Der geplante Schwimmteich, an dem erholungssuchende Gäste, die viel Geld gezahlt haben, liegen, grenze direkt an den Biergarten, wo im Sommer bei den Hochzeiten der Wein serviert wird. Seine Frau Michaela Linke ergänzte: „Wir würden den Campingplatz liebend gern weiterführen, aber uns ist auch klar, dass uns der Grund nicht gehört.“ Aber auch aus Wirte-Sicht ist sich Linke sicher: „Dieses Projekt könnte uns an die Existenz gehen.“ Bei der Abstimmung wurde dem Antrag auf Erlass des Bebauungsplans nicht stattgegeben. Lediglich drei Gemeinderäte (Jakob Monn, Martin Fischer und Josef Wolf) stimmten für das geplante Almdorf.
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