Vor 80 Jahren: Brennendes Flugzeug stürzte in Schlehdorf führerlos auf Berg – Großer Waldbrand
Ein spektakulärer Flugzeugabsturz am Hirschberg in Schlehdorf jährt sich am 24. April zum 80. Mal. Er hängt zusammen mit einem Großangriff auf München, der an diesem Tag im Jahr 1944 geschah.
Schlehdorf – Damals griffen US-Bombengeschwader die Flakstellungen rund um die Landeshauptstadt an. Ein Flugzeug mit der Nummer B-17 wurde getroffen, drehte ab und flog in südlicher Richtung bis nach Schlehdorf. Die zehn Besatzungsmitglieder sprangen mit Fallschirmen über dem Loisach-Kochelsee-Moor ab und wurden dann gefangen genommen.
Verzweifelte Versuche, das Feuer einzudämmen
Augenzeugen waren damals Kaspar Daser und sein Vater, die auf einer Bergwiese zwischen Schlehdorf und der Kreut-Alm, etwa eineinhalb Kilometer vom späteren Absturzplatz entfernt, arbeiteten. Entsetzt verfolgten damals auch einige Schlehdorfer Dorfbewohner das führerlose Flugzeug. Es drehte einige Runden über dem Dorf, sackte dabei mehrmals ab und gewann wieder an Höhe, um dann brennend im Wald am Hirschberg hinter der Jagdhütte einzuschlagen, ist dem Schlehdorfer Gemeindearchiv zu entnehmen. Vier Berichte von Augenzeugen über den Absturz sind dort zu finden.
Aufgrund des harten Untergrunds an der Absturzstelle grub sich das Flugzeugwrack nicht sehr tief in den Boden ein. Das auslaufende Benzin verursachte jedoch einen Waldbrand, der sich über fünf Hektar ausdehnte. Einige Schlehdorfer rannten zur Absturzstelle und versuchten mit Erde und Zweigen, das Feuer zu bekämpfen. Zudem zogen sie Gräben, um ein Überspringen der Flammen zu verhindern. Die Brandwache erzählte, dass noch die ganze Nacht über die Munition, die im Flugzeug gelagert war, explodierte.
63 Bomben fielen im November 1944 auf Schlehdorf
Im Frühjahr 1944 zählten Schulkinder 460 Bomber, die aus südlicher Richtung kamen und im Geschwader in V-Form nach Norden flogen, wohl um München anzugreifen. Am 16. November 1944 wurde dann auch Schlehdorf bombardiert. 63 Bomben wurden auf das Dorf abgeworfen. Zwei Häuser wurden getroffen, dabei starben eine Mutter und ihr Sohn, der damals auf Heimaturlaub war. Nahe der Abwurflinie zerbarsten viele Fenster.
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Danach, so liest man in den Aufzeichnungen von Josef Daser, kamen 68 Strafgefangene aus Dachau. Sie wurden gezwungen, die Blindgänger auszugraben und zu entschärfen. Die Männer arbeiteten in Sträflingsanzügen. Nachts wurden sie im Felsenkeller eingesperrt, berichtete Daser weiter. Er lebte auf einem Bauernhof in der Nähe und verfolgte, was passierte.
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Soldaten untersuchten Wrack später
Holzfäller berichteten später, dass die Absturzstelle der brennenden Maschine im Jahr 1945 mehrere Male von Garmischer Soldaten untersucht wurde. Nach dem Krieg kamen Altmetallhändler und nahmen mit, was noch verwertbar war. Jedoch hatten schon zuvor Dorfbewohner einiges als nützlich erkannt und mitgenommen. So baute ein Fotograf einen Scheinwerfer aus dem Flugzeugwrack aus und verwendete ihn als Beleuchtungsquelle in seinem Fotoatelier.
Im Jahr 2016 kam John M. Mooney, Sohn des Piloten Richard Brouilard, mit seiner Frau Cherrie nach Schlehdorf und ließ sich die Absturzstelle zeigen. Mooney schrieb damals in einem Brief, dass es sein Vater war, der genau dieses Flugzeug von den USA nach Europa geflogen hatte. Allerdings wurde die Maschine bei der Ankunft zu seinem Bedauern an eine andere Einheit übergeben. 19 Tage später ereignete sich der Absturz. (Rosa Sporer)