Kamala Harris vs. Donald Trump - Was der Ausgang der US-Wahl für die Wirtschaft bedeutet
Die Amerikaner wählen am 5. November. Gelingt einer Partei ein Erdrutschsieg, könnte das vieles verändern. Ein Patt birgt hingegen hohe Risiken
Kamala Harris würde die US-Präsidentschaftswahl gewinnen, wenn die Deutschen wählen dürften. Dies sagt eine Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Ipsos vorher. Demnach würden sich zwei von drei Deutschen für Harris als Staatsoberhaupt der Vereinigten Staaten aussprechen.
Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Harris und Trump erwartet
In den USA selbst gibt es nach Umfragen hingegen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Dass bekanntlich nicht zwangsläufig der (direkt-)stimmenstärkste Kandidat siegt (siehe Hillary Clinton vs. Donald Trump 2016), erschwert die Prognose des Wahlausgangs.
Schlüsselfrage: Welcher Kandidat hat mehr Wirtschaftskompetenz?
Wahlentscheidend wird sein, welchem Kandidaten die Amerikaner mehr Wirtschaftskompetenz zutrauen. Zwar deuten eine sinkende Inflation und anziehendes Wirtschaftswachstum auf eine „weiche Landung“ hin.
Ein Erdrutschsieg einer der beiden Parteien würde aber einiges in Bewegung setzen. Die Wahrscheinlichkeit eines „red sweep“, bei dem die Republikaner das Präsidentschaftsamt und den Kongress beherrschen, schätzt die Schweizer Großbank UBS auf 35 Prozent.
Der Aktienmarkt dürfte bei einer „roten Welle“ kurzfristig positiv reagieren: Die Investmentbank Lazard prognostiziert einen Anstieg des S&P-500 um vier Prozent, die Fondsgesellschaft Carmignac rechnet mit einem Plus von fünf Prozent.

In diesem Szenario könnte es Trump womöglich gelingen, die Unternehmenssteuer auf 15 Prozent zu senken. Wenig importabhängige Branchen wie die Energiewirtschaft und Finanzdienstleistungen könnten zu den großen Gewinnern zählen. Im Gegensatz zu den US-Bürgern: Lazard erwartet, dass Trump Importzölle von durchschnittlich 20 Prozent verhängt. Entgegen seiner Beteuerungen müssten Bürger und Unternehmen einen Großteil der Kosten tragen. Staatsdefizit und Inflation würden steigen.

Mit einem weniger wahrscheinlichen „blue sweep“ hätte Harris die Möglichkeit, umfangreiche Steuersenkungen für die Bezieher mittlerer und niedrigerer Einkommen durchzusetzen. Das hätte deutlich höhere Konsumausgaben zur Folge – ob die reichen würden, die amerikanische Konjunktur nachhaltig anzukurbeln, bleibt offen.
Auch unter demokratischer Führung würde das Haushaltsdefizit weiter ansteigen. Die Demokraten wollen zur Refinanzierung die Unternehmenssteuern erhöhen – zum Missfallen der Wall Street. Bei einem Harris-Sieg stellen der Immobiliensektor und die Gesundheitsversorgung die möglichen Gewinner.
Müssten Wirtschaft und Börse den Wahlsieger gemeinsam küren, sie würden wohl einen Kompromiss aushandeln. Bleibt der „sweep“ aus, hält sich die Politik weitgehend aus der Wirtschaft heraus. Das mag die Wall Street.
Wall Street fürchtet unklares Ergebnis mit langer Hängepartie
Am gefährlichsten für die Entwicklung der US-Börsenkurse wäre ein unklares Ergebnis mit einer wochen- oder gar monatelangen Hängepartie mit Nachzählungen, Gerichtsverhandlungen und im schlimmsten Fall gewaltsamen Auseinandersetzungen, die zumindest Trump bereits androhte.
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