„Die Kotzlache erstreckt sich bis zum Hauptbahnhof“ – Wiesn-Anwohner klagen über Müll und Dreck
Wiesn-Zeit bedeutet Party für die einen, Ärger für die anderen: Anwohner sind frustriert von Urin und Erbrochenem in ihren Vorgärten und teilen Fotos im Netz. Die Stadt bietet Hilfe an.
München – Während der Wiesn ist München 16 Tage lang im Ausnahmezustand. Menschen kommen aus aller Welt zum Feiern auf die Theresienwiese. Am Eröffnungswochenende strahlte die Sonne, der Veranstalter zeigte sich zufrieden und sprach von einem „Traumstart“. Nur was für die einen Grund zur Freude ist, bedeutet Ärger für die anderen. So wettern Anwohner im Internet über den Dreck in ihren Straßen und Einfahrten, den das Fest mit sich bringt.
Anwohner der Wiesn ärgern sich im Internet über Dreck und Schmutz an ihren Häusern
Nutzer auf X teilen beispielsweise Fotos von Urin an Hauswänden oder Pfützen von Erbrochenem rund um ihre Wohnungen und Häuser. Ein Nutzer äußert sich in einem Wort-Beitrag ironisch: „Ich mache mir nur Sorgen um die Tradition. Als Wiesn-Anwohner freue ich mich auf vollgekotzte und vollgeschissene Hauseingänge und Hinterhöfe. Diese Tradition darf nicht aussterben. Ich bin doch pro Suff.“
Ein anderer schreibt zu einem Foto, das eine dunkle Pfütze auf dem Gehweg vor einer Hauswand zeigt: „Das Schöne an der Wohnung: Die Wiesn ist nah. Das Schlechte an der Wohnung: Die Wiesn ist nah.“
Eine X-Nutzerin machte ihrem Ärger schon im Frühjahr unter einem Post von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder Luft. In dem Beitrag des CSU-Politikers ging es um das Verbot von „Kiffen in Biergärten und auf Volksfesten“. Die Kommentatorin interessierte das jedoch nicht. Sie schrieb: „Verbieten Sie bitte den Alkoholkonsum auf der Wiesn! Die Kotzlache erstreckt sich bis zum Hauptbahnhof und zurück. Es ist eine Zumutung für all die Anwohner!“
Stadt bietet Oktoberfest-Anwohnern mit Reinigung Unterstützung während der Wiesn an
Die Stadt München ist sich des Problems schon länger bewusst. Auf eine Anfrage zu dem Thema antwortet sie der Redaktion, dass sie den Anwohnern rund um die Theresienwiese auch in diesem Jahr einen Reinigungsservice anbiete, um „die Nachbarschaft so sauber wie möglich zu halten“.
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Außerdem können Münchner, die an der Theresienwiese wohnen, Verunreinigungen ihres Privatgrundstücks, der Tor- oder Hauseingänge durch Wiesngäste auf der Plattform „Mach München besser!“ in der Kategorie „Oktoberfest“ melden.
Derzeit sind auf dem Portal keine Einträge rund um die Theresienwiese zu sehen (Stand 25. September, 12 Uhr). Die Stadt teilt in diesem Zusammenhang mit, dass bisher „keine Meldungen beziehungsweise Beschwerden zum Thema Müll auf dem Festgelände und rund um die Theresienwiese bekannt sind“.
Schmutz rund um die Wiesn: Reinigungsteam für private Wege bis zur Haustür zuständig
Die gute Nachricht für Betroffene: Das zuständige Reinigungsteam macht der Stadt zufolge private Wege bis zur Haustür und Einfahrten bis zum Garagentor sauber, nicht aber Gehwege oder öffentliche Straßenbereiche. Die Stadt informiert weiter: „Das Einsatzgebiet des Reinigungsteams wird im Norden begrenzt durch die Bayer- und Landsberger Straße, im Osten durch den Verlauf der Goethe-, Häberl- und Tumblingerstraße, im Süden durch die Ruppert-, Lindwurm- und Pfeuferstraße sowie im Westen durch die Ganghoferstraße.“
Wer Verschmutzungen außerhalb des Reinigungsgebiets melden möchte, wird gebeten, sich an die Straßenreinigung unter der Telefonnummer 089/233-96296 oder an die eigenen Hausmeister zu wenden.

So lang wie es die Wiesn geben wird, bleibt wohl auch der Ärger um Schmutz und Dreck an der Theresienwiese bestehen. Ein Anwohner versucht, es dennoch positiv zu sehen und schreibt auf X: „Ich bin Wiesn-Anwohner und natürlich gibt es negative Auswirkungen, aber das zusammen Feiern von so vielen Nationen an einem Tisch finde ich sehr positiv. Das ist für mich wertvoller als per Twitter Hate ins Internet zu blasen.“
Ähnlicher Meinung sind die Anwohner Thomas Eymer (68) und Martin Iwersen (75). Die beiden erleben den Wiesn-Rummel vor der eigenen Haustür schon seit 20 Jahren.