Blick auf 2025 - Eine Überraschung kommt selten allein – was Anleger aus dem Jahr 2024 lernen können
1. Die Zentralbanken bleiben der ultimative Spielmacher
Obwohl die Inflation 2023 abnahm und davon auszugehen war, dass nun wieder andere Themen in den Fokus rücken, blieben geldpolitische Entscheidungen entscheidend für die Märkte. Die Erwartungen an mögliche Zinssenkungen haben die Anleihenmärkte gestützt, jedoch gleichzeitig der Attraktivität von Aktien keinen Abbruch getan. Die EZB senkte zum ersten Mal seit September 2019 die Zinsen – und damit erstmals vor der Fed. In Japan erhöhte die BoJ zum ersten Mal seit 17 Jahren die Zinssätze und der Nikkei erreichte nach 35 Jahren ein neues Allzeithoch. Während früher vor allem Anleiheinvestoren auf die Zentralbanken schauten, müssen auch Aktienanleger heute genauso akribisch die Entwicklungen der Geldpolitik analysieren.
2. Disruptive Technologien schaffen die größten Gewinner
Künstliche Intelligenz und andere innovative Technologien haben zu außergewöhnlichen Kursgewinnen beigetragen. Die glorreichen Sieben haben im Laufe des Jahres ihre gemeinsame Marktkapitalisierung um 5 Billionen US-Dollar erhöht. Nvidia ging mit einem Kursanstieg von 166 Prozent als Top-Performer hervor. Diesen Firmen traut man zu, dass sie nicht nur ihre jeweiligen Branchen, sondern wesentliche Teile der Wirtschaft und sogar der ganzen Gesellschaft verändern. Das kann sie zu ganz großen Gewinnern machen – und führt zu entsprechender Kursfantasie, die in einigen Fällen auch sehr gut begründbar ist. Anleger tun trotzdem gut daran, nicht blind den Trends hinterherzulaufen, sondern die gut geführten und finanziell soliden Titel aus dem Überangebot vermeintlicher Trendsetter herauszufiltern.
3. Starke Aktien gibt es auch bei schwacher Konjunktur
Der S&P-500 legte im Jahr 2024 um rund 29 Prozent zu und erreichte im Jahresverlauf knapp 60 neue Allzeithochs. Der breite Technologiesektor stieg mit ca. +37 Prozent mit am stärksten an. Der Gesundheitssektor bildete mit gut +3 Prozent das Schlusslicht – trotz der immensen Performance von Aktien mit Fokus auf Medikamente zur Gewichtsreduktion. Der Hauptfaktoren für die Stärke der Aktienmärkte in diesem Jahr waren die Gewinnentwicklungen, insbesondere in den USA, in Verbindung mit dem Optimismus der Marktteilnehmer, dass sich dies auch in das Jahr 2025 fortsetzen könnte.
Auch in Deutschland stieg der Dax bis auf 20.000 Punkte, was einer Jahresperfomance von ca. +20 Prozent entspricht und zeigte sich, trotz massiver wirtschaftlicher Herausforderungen im Heimatmarkt, sehr widerstandsfähig. Dies verdeutlicht, dass auch international ausgerichtete deutsche Aktien wieder an Attraktivität gewinnen, auch dank moderater Bewertungen. Volkswirtschaftliche Entwicklungen im Heimatmarkt eines bestimmten Index lassen jedenfalls nur sehr bedingt Rückschlüsse auf die Gesundheit der Unternehmen zu.
Überraschend starkes Aktienjahr
Insgesamt war 2024 ein überraschend starkes Aktienjahr und der von den meisten Experten prognostizierte globale Wachstumsrückgang kam nicht, wodurch viele Anleger nun eher zur Vorsicht für das kommende Jahr neigen. Wir raten Anlegern dazu, auch in 2025 und darüber hinaus diversifiziert im Aktienmarkt engagiert zu bleiben. Dabei empfehlen wir unverändert eine hohe Gewichtung in substanzstarken Titeln mit erprobtem Geschäftsmodell, die auch in Krisenphasen ihre Erträge und Margen hoch halten können – gerade auch im Tech-Bereich.
Über den Autor: Marc Decker ist Co-Leiter Aktien bei der europaweit agierenden Quintet Private Bank, zu der die deutsche Privatbank Merck Finck gehört. Im Blitzlicht der Woche kommentiert der Experte regelmäßig aktuelle Entwicklungen an den internationalen Aktienmärkten.