Rettung des „Ois ohne“-Unverpackt-Laden ist Erfolgsmodell

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. Bad Tölz

Kommentare

„Wir sind noch da“: Der Tölzer Unverpackt-Laden „Ois ohne“ hat mit Hilfe eines Abonnement-Modells überlebt. Mitarbeiterin Monika Schlegel erwartet die Kunden mit einem vorweihnachtlichen Sortiment. © Arndt Pröhl

Der Tölzer Unverpackt-Laden überlebte dank der Einführung von Einkauf-Abonnements. Daran nehmen sich nun andere ein Beispiel.

Bad Tölz – Der Tölzer Unverpackt-Laden „Ois ohne“ kämpfte ums Überleben – mit Erfolg. Gut ein Jahr, nachdem das Geschäft an der Hindenburgstraße von der Schließung bedroht war, steht es heute nach Auskunft von Vorstandsmitglied Andreas Munkert wieder „stabil“ da. Gelungen ist die Rettung mit Hilfe eines Abonnement-Modells. Mittlerweile gilt es als Vorbild für andere Unverpackt-Läden.

Es war ein Wechselbad der Gefühle, das das Team von „Ois ohne“ Ende 2022 durchlief. In Zeiten von wirtschaftlicher Unsicherheit und Inflation hatte sich schon das ganze Jahr über abgezeichnet, dass der Unverpackt-Laden sich nur schwer über Wasser halten konnte. In einer emotionalen Hauptversammlung (wir berichteten) gab sich die Genossenschaft schließlich eine letzte Frist: Nur falls bis 30. November 2022 ein monatlicher Mindestumsatz von 10 000 Euro gesichert wäre, würde der Laden weiterbestehen – und andernfalls geregelt abgewickelt.

280 Personen schlossen Abo ab

Mit viel Einsatz gelang die Rettung. Der beschrittene Weg: Interessierten wurden Abonnements angeboten. Das heißt, die Kunden verpflichteten sich zu einer monatlichen Zahlung und konnten für diesen Betrag dann nach Wunsch im „Ois ohne“ einkaufen, gleich oder zu einem späteren Zeitpunkt. „Durch diese fixen Zahlungen jeden Monat haben wir einen sicheren Umsatz und einen stetigen Cashflow“, erklärt Munkert. „Es gleicht die Umsatzschwankungen aus – wir haben zum Beispiel nicht nur vor Weihnachten Umsatz – und wir haben eine verlässliche Kalkulationsgrundlage.“

280 Personen schlossen Abonnements im Gegenwert von monatlich insgesamt 11 000 Euro ab, wie Munkert berichtet. Das gelang, indem viele Genossenschaftsmitglieder, der Vorstand und der Aufsichtsrat kräftig die Werbetrommel rührten. „Das war ein Kraftakt“, sagt Munkert.

Die Untergrenze von 10 000 Euro fürs Überleben wurde erreicht – das selbst gesteckte Ziel von 15 000 Euro aber nicht. „Wir sind immer noch nicht profitabel und können leider keine Rücklagen bilden“, sagt Munkert. „Aber wir können unsere monatlichen Rechnungen bezahlen.“

Durchschnittlicher Abo-Betrag liegt bei 40 Euro im Monat

Ein „Selbstläufer“ sei der Fortbestand des Unverpackt-Ladens damit noch nicht. Gerade steht man wieder vor einem Knackpunkt. Die damals abgeschlossenen Abos hatten eine Mindestlaufzeit von zwölf Monaten. „Zum Glück sind bisher weniger Kündigungen eingegangen als befürchtet“, sagt Munkert. Dennoch gebe es immer einen Teil an Abos, der wegbreche – und sei es durch Wegzug –, und das müsse man durch neue auffangen.

(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)

Der Mindestbetrag für ein Abo liegt bei 20 Euro. „Der Durchschnitt liegt bei 40 Euro, und nach oben sind keine Grenzen gesetzt“, so das Vorstandsmitglied. Seines Wissens laufe das größte Abo über 150 Euro. „Für die Kunden hat es den schönen Effekt, dass sie ohne Geld einkaufen gehen können“, schildert er. Das Abo sei für viele der nötige „Stupser“, sich mit dem „Ois ohne“-Konzept auseinanderzusetzen und den Laden zu besuchen. „Dabei haben viele erst entdeckt, dass sie bei uns viel mehr von ihrem täglichen Bedarf abdecken können als gedacht.“

Die Kundenfrequenz ist immerhin so hoch, dass das „Ois ohne“ mittlerweile seine Öffnungszeiten wieder erweitert hat. Neben Mittwoch und Freitag (jeweils 9 bis 18 Uhr) und Samstag (10 bis 14 Uhr) kam der Donnerstag dazu (9 bis 14 Uhr). Montags und dienstags bekomme das Geschäft regelmäßig Besuch von Schulklassen oder anderen Gruppen. Im Laden beschäftigt sind laut Munkert aktuell fünf Personen: Teilzeitkräfte und Minijobberinnen.

Monatlicher Umsatz von 11 000 Euro gesichert

Dass das Rettungskonzept, nach dem sich laut Munkert seither auch andere Läden in ähnlicher Lage erkundigt haben, funktioniert, hat aus Sicht des 36-Jährigen diverse Gründe. „Viele Leute haben so stark gekämpft, weil klar war, dass es uns sonst nicht mehr gibt“, sagt er. „Und wenn so ein Laden erst mal weg ist, ist klar, dass ihn so schnell niemand mehr aufmachen wird.“ Die Idee des Unverpackt-Ladens sei aber wichtig und liege vielen am Herzen. „Jeder will einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten, und viel einfacher kann der erste Schritt nicht sein als durch einen Einkauf bei uns.“ Zudem, so betont Munkert, seien die Preise im „Ois ohne“ im Vergleich zu Bioläden „sehr wettbewerbsfähig“.

Infos zum Abo

per E-Mail an die Adresse abo@ois-ohne.de

Mehr News finden Sie in unserer brandneuen Merkur.de-App, jetzt im verbesserten Design mit mehr Personalisierungs-Funktionen. Direkt zum Download, mehr Informationen gibt es hier. Sie nutzen begeistert WhatsApp? Auch dort hält Sie Merkur.de ab sofort über einen neuen Whatsapp-Kanal auf dem Laufenden. Hier geht‘s direkt zum Kanal.

Auch interessant

Kommentare