Handelskonzern zieht bei kriselnder Deutschland-Tochter Konsequenzen und baut 120 Stellen ab

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Der Handelskonzern Migros hat bei der deutschen Einzelhandelstochter Tegut ein Sanierungsprogramm ausgerufen. © Michael Buholzer/dpa

Weil es beim deutschen Einzelhändler Tegut kriselt, zieht die Muttergenossenschaft aus der Schweiz nun Konsequenzen. Im Rahmen einer Sanierung sollen 120 Stellen gestrichen werden.

Zürich - Der Handelskonzern Migros mit Sitz in Zürich befindet sich in einer Neuaufstellung und hat im laufenden Jahr bereits Maßnahmen ergriffen. Im Mai hatte der Konzern, der zu den größten Unternehmen des baden-württembergischen Nachbarlandes gehört, einen Abbau von 150 Stellen am Hauptsitz verkündet und nun richtet das als Verbund von Genossenschaften organisierte Unternehmen seinen Blick auf ein Sorgenkind aus Deutschland. Für den Einzelhändler Tegut, der 2013 im Besitz der Migros ist, wurde ein Sanierungsprogramm ausgerufen.

Die Einzelhandelskette Tegut mit Sitz in Fulda (Hessen) hat Filialen in Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und weiteren Bundesländern und beschäftigt insgesamt rund 7.000 Mitarbeiter. In den vergangenen Jahren wurde das Deutschlandgeschäft mitunter für die Schieflage des Schweizer-Mutterkonzerns verantwortlich gemacht, und die Migros zieht nun Konsequenzen. Das Sanierungsprogramm zieht laut Migros Zürich darauf ab, „den Negativtrend zu stoppen und die Zukunft des Unternehmens Tegut zu sichern“. Im August hatte auch ein anderer Konzern aus Zürich einen Stellenabbau angekündigt.

Migros baut bei deutscher Tochter Tegut 120 Stellen ab und unterzieht Filialen einer Prüfung

Durch die Übernahme von Tegut ist die Migros Zürich, zur größten Regionalgenossenschaft innerhalb des Verbunds aufgestiegen, Gewinne hat die deutsche Tochtergesellschaft aber bislang nicht abgeworfen. Deshalb soll die Einzelhandelskette im Rahmen des Sanierungsprogramms entschlackt werden, was konkret den Abbau von 120 Vollzeitstellen in den zentralen Diensten sowie die Überprüfung der über 300 Filialen umfassen soll. Demnach sollen Filialen, die „nicht die notwendigen Ergebnisse erwirtschaften“ abgestoßen und an neue Betreiber verkauft werden.

Name Migros-Genossenschafts-Bund
Gründung 1925 (Migros), 1941 (Migros-Genossenschafts-Bund)
Hauptsitz Zürich, Schweiz
Branche Mischkonzern, Einzelhandel
Struktur 10 regionale Genossenschaften mit jeweils zahlreichen Tochterunternehmen und Beteiligungen
Verbreitungsgebiet Schweiz, Liechtenstein, Départements Ain und Haute-Savoie (Frankreich) sowie weitere Länder durch Tochtergesellschaften
Mitarbeiter 99.175 (2023)
Umsatz 32 Milliarden Schweizer Franken (2023)

Nach dem aktuellen Stand ist die Suche nach neuen Betreibern für rund zehn Prozent der Tegut-Filialen vorgesehen. Das Fuldaer Unternehmen hat erst vor wenigen Tagen angekündigt, den Nahversorger-Markt in Hohenroth (Bayern) aus „wirtschaftlichen Gründen“ schließen zu müssen. Ob dabei auch ein Druck der Schweizer Muttergenossenschaft vorhanden war, ist allerdings nicht bekannt. Auch der Lebensmittelriese Kaufland hat angekündigt, bundesweit mehrere Filialen schließen zu wollen.

Migros kämpft im Kerngeschäft auch mit deutschen Konkurrenten

Der Migros-Genossenschaftsbund hatte zu Beginn des Jahres sein Kerngeschäft, den Lebensmittelhandel, in eine neue Supermarkt AG ausgegliedert. „Wir wollen einfacher und schneller werden, darauf haben wir die neue Organisation ausgerichtet“, hatte CEO Peter Diethelm im August erklärt. Der Schweizer Großkonzern kämpft in diesem Feld auch auf heimischem Boden mit deutschen Konkurrenten wie Aldi und Lidl und will nach eigenen Angaben durch die Neustrukturierung wieder Terrain zurückgewinnen. Lidl, der größte Discounterkonzern der Welt, hat seinen Sitz in Baden-Württemberg.

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