Bei diesen Krankenkassen drohen steigende Beiträge – Experte warnt vor Pleiten

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Die Krankenkassen stecken in finanziellen Schwierigkeiten. Vielen Kassenmitgliedern könnte deshalb zum Jahreswechsel ein Beitragsschock drohen.

Berlin - Millionen Versicherte müssen sich im Bundestagswahljahr erneut auf höhere Kranken- und Pflegebeiträge einstellen. „Beim Beitragssatz werden wir wohl einen Anstieg sehen“, sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) dem Stern. Zur Begründung wies er unter anderem auf die geplante Neuaufstellung der Kliniken hin: „Jetzt ist die Phase, in der wir Geld in die Hand nehmen müssen, auch das der Beitragszahler.“ Nur so gelängen die Strukturreformen, die langfristig die Kostenentwicklung dämpfen und das System besser machen.

Lauterbach sagte auf die Frage, ob die Beitragszahler in den sauren Apfel beißen müssten: „Das ist so.“ Sie würden aber auch profitieren, weil sie dafür eine bessere Versorgung bekämen, etwa bei der Behandlung von Herzerkrankungen oder Krebs. „Ich will das System jetzt nicht kaputtsparen. Wir brauchen diese Investitionen“, sagte Lauterbach.

Bei diesen Krankenkassen drohen steigende Beiträge: Nur eine Kasse weist einen Überschuss aus

Der Zusatzbeitrag, den die gesetzlichen Krankenkassen für ihre Mitglieder frei festlegen können, ist in diesem Jahr bereits um 0,1 Prozentpunkte auf durchschnittlich 1,7 Prozent gestiegen. Der Gesamtbeitrag, den sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer teilen, umfasst auch den allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent des Bruttolohns. Die Leistungsausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für ihre mehr als 58 Millionen Mitglieder und 16 Millionen beitragsfrei Mitversicherten summieren sich jährlich auf fast 300 Milliarden Euro.

Krankenversicherungskarten
Millionen Krankenkassen-Versicherten drohen Beitragserhöhungen © Jens Kalaene/dpa

Der GKV-Spitzenverband warnte, dass Anfang 2025 rechnerisch eine Anhebung um mindestens 0,6 Beitragssatzpunkte notwendig werde. Der Grund: Die „Ausgaben treibende“ Gesetzgebung der vergangenen zehn Jahre, Mehrkosten für die Krankenhausreform noch nicht eingerechnet. In den ersten drei Monaten 2024 verzeichneten die Kassen ein Minus von 776 Millionen Euro.

Bei diesen Krankenkassen drohen steigende Beiträge: Erhöhung von bis zu einem Prozentpunkt möglich

Günter Neubauer vom Münchner Institut für Gesundheitsökonomik (IfG) hält laut Bild sogar Erhöhungen von bis zu einem Prozentpunkt zum Jahreswechsel für möglich. Zudem sei es nicht ausgeschlossen, dass „2025 Kassen aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage fusioniert werden.“

Würde der Beitrag um 0,6 Prozentpunkte steigen, müsste ein Arbeitnehmer bei einem monatlichen Bruttogehalt von 3000 Euro neun Euro mehr an die Krankenkasse zahlen. Bei 5000 Euro wären es 15 Euro mehr. Bei einer Beitragserhöhung um einen Prozentpunkt wären es entsprechend mehr, nämlich 15 Euro mehr bei 3000 Euro brutto und 25 Euro mehr bei 5000 Euro brutto.

Bei diesen Krankenkassen drohen steigende Beiträge: Pleiten wären wie ein alles mitreißender Tsunami

Das Deutsche Finanz-Service-Institut (DFSI) zeigt in der Studie „GKV Finanzkraft 2024“, bei welchen Krankenkassen ein starker Anstieg drohen könnte. Für die Studie hat das DFSI die Daten von insgesamt 46 Krankenkassen ausgewertet, die den Fragebogen vollständig beantwortet haben. In die Bewertung flossen die Kriterien Liquidität, Nettovermögen, Verwaltungskosten, Verwaltungskostendeckungsbeitrag, Mitgliederentwicklung und Transparenz ein.

Die Wahrscheinlichkeit einer starken Beitragserhöhung ist laut Studie bei der Securvita am höchsten. Sie erreicht einen Gesamtwert von nur 45,7 von 100 möglichen Punkten. Der Durchschnitt liegt bei 66,5 Punkten. Es folgen die Bergische Krankenkasse, die ikk classic, die KKH Kaufmännische Krankenkasse, die Pronova BKK, die mkk - meine Krankenkasse und die Mobil Krankenkasse.

Die beste finanzielle Lage haben demnach vor allem kleineren Krankenkassen. Die hkk ist mit 100 Punkten der Spitzenreiter. Es folgen BKK Faber-Castell&Partner, TK Techniker Krankenkasse, Audi BKK, BKK SBH, BKK VerbundPlus und die HEK - Hanseatische Krankenkasse.

Angesichts der bedrohlichen finanziellen Lage vieler Krankenkassen warnt DFSI-Chef Thomas Lemke bereits vor Pleiten. Das wäre dann „wie ein Tsunami, der alles mitreißt“, sagte er der Bild.

Pflegeversicherung in den roten Zahlen: Rechnerische Beitragserhöhung von 0,2 Prozentpunkten erforderlich

Aber nicht nur die Krankenkassen stehen finanziell schlecht da. Die Pflegeversicherung erwartet für 2024 und 2025 rote Zahlen. Im nächsten Jahr würde das rechnerisch eine Beitragsanhebung von 0,2 Punkten erfordern, ermittelte der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen, der auch die Pflegekassen vertritt.

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