Putins „Dolch“ entzaubert: Moskaus Scheitern mit Hyperschallrakete soll China beunruhigen

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Wegen Konflikt um Taiwan: Dass die Ukrainer Wladimir Putins angebliche „Wunderwaffe“ mit amerikanischer Luftabwehr ausschalten können, wird in China wohl genau beobachtet.

Kiew – Russland hat als eine vermeintliche „Wunderwaffe“ die Hyperschallrakete Kinschal propagiert, zu Deutsch „Dolch“. Ehe die ukrainischen Luftstreitkräfte am 6. Mai 2023 bekannt gaben, dass sie eine Kinschal mit einem Patriot-System abgeschossen haben. Mehr noch: Ein einzelnes Patriot-System soll in der Nacht vom 15. Mai auf den 16. Mai 2023 im Großraum Kiew sogar sechs mutmaßlich unaufhaltsame Kinschal-Raketen vom Himmel geholt haben. Und genau das beunruhigt laut eines Medienberichts nun China.

Ein russisches Kampfflugzeug MiG-31K mit einer Kinschal-Hyperschall-Rakete.
Ein russisches Kampfflugzeug MiG-31K mit einer Kinschal-Hyperschall-Rakete. © IMAGO / ITAR-TASS

Russische Hyperschallrakete Kinschal: China zieht Erkenntnisse aus Einsatz in der Ukraine

Denn: Wie der Business Insider schreibt, ließ das autoritäre Regime Chinas den Einsatz der russischen Kinschal (Englisch: Kinzhal) zwischen Donbass, Kiew und Odessa genau beobachten. Daraus sollten Erkenntnisse gezogen werden, wie sich Hyperschallraketen grundsätzlich gegen US-amerikanische Luftabwehrsysteme schlagen. Peking hoffe, schreibt das Nachrichtenmagazin in einer kommentierenden Analyse, dass seine Hyperschallraketen bei einer möglichen militärischen Auseinandersetzung mit US-Streitkräften einen Vorteil bringen würden.

Verteidigungsanalysten aus China seien jedoch durch die russischen Ergebnisse im Ukraine-Krieg mit der Kinschal verunsichert, heißt es in dem Bericht. Laut Business Insider suche das mit Moskau verbündete Peking nach einer Hyperschallrakete, die im Falle einer militärischen Eskalation um den amerikanischen Partner Taiwan US-Flugzeugträger im Pazifik angreifen könne.

Aber: „Es gibt immer mehr Beweise dafür, dass das, was die USA und die Ukraine zu diesem Thema sagen, wahr ist“, schrieb demnach der chinesische Verteidigungsanalyst Yin Jie zuletzt in der chinesischen Militärzeitschrift Ordnance Industry Science and Technology. Laut Yin werde die Hyperschallrakete des Kreml „unwahrscheinlich“ einen nennenswerten Einfluss auf das ukrainische Schlachtfeld haben.

Hyperschallrakete Kinschal Moskaus: Peking zweifelt wohl gehörig an Stärke

Der chinesische Analyst beschrieb die Kinschal stattdessen als eine Weiterentwicklung der bodengestützten Iskander-Rakete Russlands, die in einem „kurzfristigen, überstürzten Projekt, dessen Start erzwungen wurde“, überhastet fertiggestellt worden sei. Die Manövrierfähigkeit sei jedoch „nicht mit der einer echten Hyperschallrakete zu vergleichen“, und ihre ballistische Flugbahn mache sie geradezu anfällig für Luftabwehrsysteme wie die Patriot. Es ist nicht die einzige Kritik aus der Volksrepublik.

Die Analyse „Showdown between the Dagger and the Patriot in Ukraine“ komme in der Pekinger Wissenschaftszeitschrift Military Arms zu dem Ergebnis, dass die Kinschal bestenfalls eine „marginale Hyperschallrakete“ sei, heißt es im Bericht des Business Insider. Dagger heißt auf Englisch Dolch. „Obwohl Russland den ‚Dolch‘ eine Hyperschallrakete nennt, glauben Analysten aus anderen Ländern im Allgemeinen, dass es sich bei der sogenannten Hyperschallrakete tatsächlich um eine luftgestützte Version der taktischen ballistischen Kurzstreckenrakete ‚Iskander‘ handelt“, schreiben die chinesischen Analysten demnach.

Präsident Wolodymyr Selenskyj lässt sich von ukrainischen Soldaten eines der gelieferten Patriot-Luftabwehrsysteme zeigen. (Archivfoto)
Präsident Wolodymyr Selenskyj lässt sich von ukrainischen Soldaten eines der gelieferten Patriot-Luftabwehrsysteme zeigen. (Archivfoto) © IMAGO / UPI Photo

Wegen möglicher militärischer Konfrontation um Taiwan: China analysiert Hyperschallraketen

Yin wies indes ferner darauf hin, dass Russland aufgehört habe, Kinschals mit MiG-31K-Kampfjets abzufeuern. Stattdessen würden, wenn überhaupt, Su-34-Jagdbomber eingesetzt, die die Luft-Boden-Rakete außerhalb der ukrainischen Luftverteidigung abschießen könnten. Damit die Kinschal möglichst effizient sei, müsse sie zudem vom Startflugzeug mit hoher Geschwindigkeit abgefeuert werden, um der Rakete einen angemessenen Reichweitenschub zu verleihen. Die Su-34 habe sich laut Yin aber als zu träge erwiesen. Der Jagdbomber sei nicht nur langsamer als die MiG-31K, sondern würde durch die geschätzt 1000 Kilogramm schwere Kinschal an seinem Rumpf zusätzlich belastet.

Das russische Satellitensystem für die Lenkung der Raketen verfüge zudem nicht über genügend Satelliten. Yin fasst zusammen, dass „daher keine übertriebenen und unrealistischen Erwartungen in seine Fähigkeiten gesetzt“ werden sollten. Was die Zweifel an den Chancen bei einer möglichen militärischen Konfrontation mit den Vereinigten Staaten verstärkt? Peking bezeichnet das demokratische Taiwan im Pazifik als abtrünnige Provinz und hat schon mehrmals erklärt, den Inselstaat notfalls einnehmen zu wollen. Die USA präsentieren sich dagegen als Schutzmacht Taiwans. (pm)

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