Bürgergeld für Ukrainer: Deutschland im Europa-Vergleich

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Die Union kritisiert: Die Bürgergeld-Zahlungen an Ukraine-Flüchtlinge seien zu hoch. Wie steht Deutschland im europäischen Vergleich da?

München – Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will Ukraine-Geflüchteten kein Bürgergeld mehr auszahlen. Stattdessen sollen sie Asylbewerberleistungen erhalten. Man bringe in Deutschland Leistungen, „wie es kein anderes Land der Erde tut“, sagt auch Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU). Stimmt das? Wir haben die deutschen Ukraine-Leistungen mit anderen europäischen Ländern verglichen.

Wie viel Bürgergeld bekommen Ukrainer in Deutschland?

Der Regelsatz für Alleinstehende liegt bei 563 Euro monatlich, zusätzlich werden Unterkunft und Heizkosten übernommen. 693.000 Ukrainer sind laut der Bundesagentur für Arbeit Bürgergeld-berechtigt (Stand: April 2025). 497.000 davon sind fähig, für mindestens 3 Stunden am Tag zu arbeiten.

Die Beschäftigungsquote der ukrainischen Flüchtlinge ist aktuell bei 33,2 Prozent. Das liegt auch am sogenannten „Jobturbo“, der seit 2023 die Jobvermittlung beschleunigen soll. Hindernisse bei der Arbeitsaufnahme sind Sprachbarrieren und lange Wartezeiten für Sprachkurse, außerdem die Anerkennung von Berufsqualifikationen und die fehlende Kinderbetreuung. Es kamen besonders viele Frauen mit Kindern nach Deutschland. Insgesamt hat Deutschland seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 rund 1,23 Millionen ukrainische Flüchtlinge aufgenommen.

Markus Soeder möchte, dass geflüchteten Ukrai­ne­r hierzulande nur noch Asylbewerberleistungen erhalten statt wie bislang Bürgergeld.
Markus Söder will Ukrainern das Bürgergeld streichen (Montage) © Sven Simon/IMAGO

Bürgergeld-Vergleich: Was bekommen Ukrainer in Polen?

Die Sozialleistungen in Polen sind im Vergleich zu Deutschland niedriger. Ukrainische Flüchtlinge erhalten monatlich umgerechnet 180 Euro Kindergeld pro Kind und zusätzlich ein Betreuungsgeld für weitere Kinder. Außerdem haben Ukrainer kostenlosen Zugang zum Bildungssystem und zur Gesundheitsversorgung. Damit sind sie polnischen Familien gleichgestellt. Ein Bürgergeld für arbeitslose Erwachsene ohne Behinderungen gibt es nicht.

In Polen liegt die Beschäftigungsquote der ukrainischen Flüchtlinge bei etwa 65 Prozent, fast doppelt so hoch wie in Deutschland. Das liegt zum einen an den geringeren Sprach-Barrieren. Der andere Grund ist das soziale Netzwerk: Schon vor Kriegsbeginn waren rund 1,5 Millionen Ukrainer in Polen beschäftigt. Auf dieses Netzwerk können die Flüchtlinge bei der Arbeitssuche zurückgreifen. Insgesamt leben in Polen 993.000 ukrainische Bürger mit Schutzstatus.

Sozialleistungen für Ukrainer in Europa im Vergleich

Land Sozialleistungen Beschäftigungsquote
Deutschland Ohne Arbeit: Bürgergeld (etwa 563 Euro monatlich) & Unterkunft- und Heizzuschüsse 33,2 Prozent
Polen 180 Euro Kindergeld/Kind 65 Prozent
Tschechien Sozial- und Wohnbeihilfen, Sachleistungen 60 Prozent
Italien keine Unterstützung außer Unterkunft -
Niederlande Ohne Arbeit: Leefgeld (etwa 315 Euro monatlich), Mit Arbeit: Kinder- und ggf. Wohngeld (o.ä.) 60 Prozent
Bulgarien u.U. einmalig 806 Euro, zusätzlich Sozialleistungen -

Sozialleistungen im Vergleich: Was bekommen Ukrainer in Tschechien?

In Tschechien ist die Unterstützung für Ukrainer ähnlich wie hier in Deutschland umfangreicher als die für Asylbewerber. Sie umfasst neben Sozial- und Wohnbeihilfen auch Sachleistungen und kann daher schwer auf einen Betrag reduziert werden. Die Beihilfen sind auf Eigenverdienste abgestimmt, um zur Arbeitsaufnahme zu motivieren. Etwa 60 Prozent der arbeitsfähigen ukrainischen Flüchtlinge sind in Tschechien beschäftigt. Gemessen an der Bevölkerungszahl hat Tschechien die meisten ukrainischen Flüchtlinge aufgenommen.

Bürgergeld-Vergleich: Was bekommen Ukrainer in Italien?

In Italien haben ukrainische Flüchtlinge genau wie italienische Staatsbürger Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung und dem Arbeitsmarkt. Außerdem erhalten ukrainische Flüchtlinge eine Unterkunft, sofern sie nicht selbst für eine sorgen können. Darüber hinaus gibt es keine Unterstützung mehr, noch bis April 2025 gab es einen Unterhaltszuschuss. In Italien waren nach Eurostat-Daten im Juni 2025 mehr als 168.000 Menschen aus der Ukraine mit vorübergehendem Schutzstatus.

Was bekommen Ukrainer in den Niederlanden?

Ukrainer in den Niederlanden haben Anspruch auf das sogenannte „Leefgeld“ – eine Unterstützung für Lebenshaltungskosten wie Lebensmittel oder Kleidung. Ein erwachsener Flüchtling erhält im Durchschnitt 315 Euro im Monat. Die Höhe kann jedoch je nach Alter und Familiengröße variieren. Wer in einer Unterkunft lebt, in der Mahlzeiten gestellt werden, erhält kein Geld für Verpflegung.

Nimmt ein ukrainischer Flüchtling eine bezahlte Arbeit auf, entfällt der Anspruch auf das „Leefgeld“ für die gesamte Familie. Stattdessen haben die Betroffenen – wie alle anderen Einwohner der Niederlande – Anspruch auf Kindergeld und gegebenenfalls auf einkommensabhängige Leistungen wie Wohngeld. Etwa 124.000 ukrainische Flüchtlinge leben in den Niederlanden, rund 60 Prozent von ihnen gehen einer Erwerbstätigkeit nach.

Bürgergeld-Vergleich: Was bekommen Ukrainer in Bulgarien?

In Bulgarien gibt es für Ukrainer unter bestimmten Bedingungen eine einmalige Unterstützung von umgerechnet bis zu 806 Euro. Zusätzlich können sie diverse Sozialleistungen und Wohngeld unter gleichen Bedingungen beantragen wie Bulgaren. Geflüchtete ohne eigene Wohnung werden in staatlich finanzierten Unterkünften untergebracht und verpflegt. Bulgarien ist das ärmste EU-Land und für viel Menschen aus der Ukraine eher ein Transitland. Aktuell leben dort 60.800 ukrainische Menschen. (cdz mit dpa)

Auch interessant

Kommentare