„Wir haben es bis zum Schluss versucht“: Buchhandlung in der Maxvorstadt muss nach über 100 Jahren schließen
Nach mehr als einem Jahrhundert ist es vorbei für die Buchhandlung Karl Rau in der Maxvorstadt. Der Grund: Vor Ort fehlen die Stammkunden. Ein Veränderungsversuch blieb erfolglos.
München - „Die Entscheidung ist uns alles andere als leicht gefallen“, sagt Elena Nietgen, Geschäftsführerin der Buchhandlung Karl Rau, im Gespräch mit unserer Redaktion. Doch mehr als 100 Jahre Tradition bewahren das Fachgeschäft in der Theresienstraße (Maxvorstadt) nicht vor einer Schließung. Der Umsatz sei in den vergangenen Jahren einfach zu stark zurückgegangen, so Nietgen.
Traditionsbuchhandlung in der Maxvorstadt schließt nach über 100 Jahren
Bei Karl Rau handelte es sich lange um eine klassische Fachbuchhandlung, erläutert die Geschäftsführerin. Aufgrund der räumlichen Nähe zum Stammgelände der Technischen Universität habe man sich ursprünglich auf den Verkauf von Sachbüchern über Maschinenbau, Chemie, Physik und Informatik beschränkt. Doch weil die TUM mit ihren Fakultäten immer mehr nach Garching zieht, sei die klassische Ladenkundschaft nach und nach ausgeblieben. Stattdessen würden viele Stammkunden nur noch über den Online-Shop bestellen.
„Wir haben daraufhin versucht, den Laden umzustrukturieren“, so Nietgen. Das heißt: Vor etwa zwei Jahren hat die Buchhandlung Unterhaltungs- und Freizeitliteratur wie Krimis, Kinder- und Kochbücher mit in ihr Programm aufgenommen. Doch der Start war „sehr schwierig“. Nietgen kann sich auch nicht erklären, warum das neue Ladenkonzept nicht angenommen wurde. Vielleicht, so vermutet sie, weil der Laden so lange nur auf Fachliteratur beschränkt war, dass viele Anwohner und Passanten den Wechsel gar nicht mitbekommen hätten.
Der Schlussstrich stimmt auch die Mitarbeiter traurig: „Wie soll es einem schon gehen“, sagt Verkäufer Rüdiger Teufel, den unsere Redaktion im Laden antrifft, „es steckt super viel Herzblut darin“. Auch für seinen Kollegen Adrian Wiedmann bedeutet die Ladenschließung „einen Einschnitt“.
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Buchhandlung bleibt als Online-Shop erhalten – Mitarbeiter ziehen in andere Filialen
Vollständig verschwinden wird die Buchhandlung Karl Rau jedoch nicht: Der Online-Shop bleibt erhalten, fortan besteht sie also nur noch als sogenannte Versandbuchhandlung. „Wir haben bis zum Schluss versucht, dass der Laden offen bleiben kann“, berichtet Nietgen. Doch am Ende habe vor allem gezählt, die vier Mitarbeiter weiterzubeschäftigen. Einer von ihnen wechselt in die Augsburger Filiale des Unternehmens, ein zweiter zu der Filiale Bücher Hacker in München-Laim und die letzten zwei sind zukünftig in der Unternehmenszentrale tätig.

Wann genau der letzte Tag ist, steht noch nicht endgültig fest. Voraussichtlich Ende März, doch je nachdem, wie der Schlussverkauf läuft, hat der Laden laut Nietgen vielleicht noch bis Mitte April offen. Solange lassen sich hier vergünstigt alte Bücher, die von der Buchpreisbindung ausgenommen sind, sowie Mängelexemplare und Non-Book-Artikel erwerben. Wer danach die leerstehende Ladenfläche übernimmt, ist ebenfalls noch unklar. Für den Vermieter müsse ein Nachfolger aber mit dem Studentenwohnheim kompatibel sein, das sich in den oberen Stockwerken des Hauses befindet.