Strom-Grundversorgung wird billiger

  • Bernhard Jepsen
    VonBernhard Jepsen
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Erfreuliche Nachricht für alle Kunden der Peißenberger Gemeindewerke, die in der Grundversorgung ihren Strom beziehen: Das Kommunalunternehmen (KU) wird die Preise in diesem Tarifsegment um 8,5 Cent pro Kilowattstunde (kWh) senken. Ein Grund für den Preisnachlass ist die Stabilisierung auf dem Energiemarkt.

Peißenberg – „Wir sind ein Unternehmen, das konservativ und seriös kalkuliert“, sagt KU-Vorstand Stefan Ziegler, wenn er über die Beschaffungsstrategie der Gemeindewerke auf dem Strommarkt spricht. Das heißt, die Werke zocken nicht um die günstigsten Preise – ganz im Gegensatz zu manch anderen Marktteilnehmern, die Neukunden mit Billigangeboten locken und am Ende ihre Kalkulationen oft nicht gegenfinanzieren können.

Bei solchen Insolvenzen fallen die Stromkunden automatisch zum Grundversorger zurück. Wer das ist, bestimmt sich nicht danach, wer der Netzbetreiber ist, sondern danach, wer die meisten Kunden im Netzabschnitt hat. Das Peißenberger Stromnetz betreiben die Gemeindewerke – und sie haben dort auch die meisten Kunden. Sie sind also der Grundversorger und damit auch eine Art „Auffangbecken“ für Stromkunden.

Das ist für das KU durchaus ein Spagat, weil hohe Preise an den Börsen müssen von den Gemeindewerken gegenfinanziert werden – vor allem, wenn das „Auffangbecken“ vollläuft. Geopolitische Verwerfungen (Krisen in Nahost und Ukraine-Krieg) wirken sich nach wie vor negativ auf die Beschaffungslage aus, aber der Markt ist laut Ziegler inzwischen „etwas absehbarer“ geworden: „Wir können deshalb die Risikovorsorge in der Grundversorgung etwas nach unten fahren.“

Sinkende Netzentgelte sorgen für den Preisnachlass

Neben der Optimierung von internen Abläufen sind zudem die sinkenden Netzentgelte mit ein Grund, warum das KU die Kunden in der Grundversorgung um 8,5 Cent pro kWh entlastet. Statt bisher 48 Cent werden in der Eintarif-Grundversorgung künftig 39,5 Cent für die Kilowattstunde fällig. Für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3000 kWh ergibt sich somit eine jährliche Kosteneinsparung von etwas mehr als 227 Euro brutto.

Leicht erhöht werden musste indes die Grundgebühr – nämlich von 13,70 auf 16 Euro pro Monat. Das liegt vor allem daran, dass die Verbrauchsmengen der Kunden gesunken sind – unter anderem durch den Energieeinspareffekt im Zuge des Ukrainekriegs und vor allem durch den Zubau an Photovoltaikanlagen. Die Fixkosten müssen aber trotz des geringeren kWh-Verbrauchs irgendwie umgelegt werden.

Preise werden dauernd überprüft

„Der PV-Zubau drückt die Margen“, räumt Stefan Ziegler ein: „Wir kreiden das aber niemanden an.“ Die Energiewende sei sinnvoll und notwendig. Aber die Systemleistungen für den Netzbetrieb müssten trotzdem vorgehalten werden – zumal ja auch PV-Anlagen ans Netz angeschlossen werden müssen. Generell müssten für die Werke jährlich 50 bis 70 Euro pro Kunde an Ertrag im Stromvertrieb hängen bleiben. „Das ist das Mindestmaß, dass man braucht.“ Der Stromvertrieb sei zwar „keine Cash-Cow“, aber er trage dazu bei, dass die Werke ausgeglichene Ergebnisse vorlegen und zum Beispiel das Bäderpark-Defizit der Rigi-Rutsch´n quersubventionieren könnten.

Keine Änderungen wird es vorerst bei den Stromtarifen außerhalb der Grundversorgung geben. „Wir überprüfen unsere Preise laufend“, betont Philipp Reichhart, der Leiter für „Vertrieb & Shared Service“: „Wenn sich Preisvorteile ergeben sollten, werden wir sie auch an unsere Kunden weitergeben.“

Aktuell laufen KU-intern Gespräche, um ein Tarifprodukt mit einer Preisgarantie über das Jahr 2025 hinaus aufzulegen. Zudem wird – wie vom Gesetzgeber gefordert – ein dynamischer Tarif eingeführt, dessen Arbeitspreis direkt an das Börsenniveau gekoppelt ist.

Skeptisch bei flexiblen Tarifen

Der Kunde trägt damit das Risiko von schwankenden Strompreisen. Ein Mehrwert ist laut der Verbraucherzentrale nur bei zeitlich sehr flexiblen Verbräuchen zu erwarten. Auch bei den Gemeindewerken ist man ob der dynamischen Tarife eher skeptisch: „Das wird kein Massenprodukt“, prognostiziert Stefan Ziegler im Gespräch mit der Heimatzeitung.