Karriere-Turbulenzen meistern - Leadership-Spezialistin: „Ohne Kommunikation wird’s kompliziert!“

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Getty Images / filadendron Herauszufinden, was man wirklich in seiner Karriere will, ist bei den meisten ein Prozess, der Zeit und Selbstreflexion erfordert
Freitag, 04.10.2024, 17:16

Rückschläge in der Karriere treffen jeden – der Umgang zählt. Leadership-Spezialistin Emma-Isadora Hagen zeigt, wie man Krisen als Chance nutzt und neue Wege geht. Sie verrät, wie klare Kommunikation der Schlüssel ist.

Wie kann man Karriere-Rückschläge effektiv meistern und daraus lernen?

Karriere-Rückschläge erlebt jeder, auch sehr erfolgreiche Menschen. Der Schlüssel liegt darin, sie nicht als dauerhafte Niederlage, sondern als temporäre Herausforderung zu sehen. Zunächst ist es wichtig, den Rückschlag zu akzeptieren und die Emotionen, die damit verbunden sind, zuzulassen – einschließlich Wut. Diese Wut ist ein ganz natürlicher Teil des Prozesses, sollte aber nicht zu lange anhalten, da sie den Blick auf Lösungen verstellt. Sich bewusst Zeit zu nehmen, um die Enttäuschung zu verarbeiten, ist entscheidend, um diese negativen Gefühle loszulassen und langfristigen Arbeitsfrust zu vermeiden.

Der nächste Schritt ist die Analyse der Situation: War der Rückschlag auf äußere Umstände zurückzuführen, wie eine Umstrukturierung im Unternehmen, oder gab es interne Faktoren, wie mangelnde Kommunikation oder fehlende Vorbereitung? Diese kritische Betrachtung ist wichtig. Hier kommt nämlich dann das Konzept der „Growth Mindset“-Theorie ins Spiel: der Glaube daran, dass man sich durch Anstrengung und Lernen weiterentwickeln kann. Wer eine solche Haltung annimmt, sieht Rückschläge nicht als Ende, sondern als Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln.

Ein weiterer Ansatz ist das Networking: Nach einem Rückschlag kann das eigene Netzwerk enorm helfen, sich neue Perspektiven und Chancen anzuschauen. Oft sind es genau diese Kontakte, die neue Perspektiven aufzeigen und einem Mut machen. Gleichzeitig sollte man sich überlegen, ob es die richtige Zeit für eine berufliche Weiterbildung oder sogar einen Neuanfang in einer anderen Branche sein könnte. Die moderne Arbeitswelt erfordert ständige Anpassung, und manchmal ist es genau ein Rückschlag, der einen dazu bringt, neue Fähigkeiten zu erlernen und sich besser auf die Zukunft vorzubereiten.

Ein Rückschlag mag im Moment wie ein Stolperstein wirken, doch oft entpuppt er sich als Sprungbrett für den nächsten Erfolg – vorausgesetzt, man ist bereit, neu zu denken und mutig die Weichen für die Zukunft zu stellen.

Über die Gastautorin

Emma-Isadora Hagen
Privat Emma-Isadora Hagen

Emma-Isadora Hagen übernahm mit 22 Jahren Verantwortung als Führungskraft im Konzern und lenkte bis zuletzt als General Sales Managerin ein Team von rund 200 Mitarbeitenden und 19 Führungskräften und Nachwuchsführungskräften. Modernes Leadership und New Work zählen zu ihren Spezialgebieten. Als moderne Managerin setzt sie sich dafür ein, die Arbeitswelt zukunftsfähig zu gestalten. Neben ihrer Tätigkeit als General Sales Managerin, Führungskraft und Mentorin startete sie im Oktober 2022 ihre berufliche Sichtbarkeit in den sozialen Medien. Ihre Beiträge auf LinkedIn erreichen im Jahr über zwei Millionen Leser. Von LinkedIn wurde sie als Top-Voice ausgezeichnet.

Wie finde ich heraus, was ich wirklich in meiner Karriere will?

Herauszufinden, was man wirklich in seiner Karriere will, ist bei den meisten ein Prozess, der Zeit und Selbstreflexion erfordert. Der erste Schritt ist, innezuhalten und sich ehrlich zu fragen: Was motiviert mich wirklich? Was macht mir Spaß? Was fällt mir leicht? Oft sind es gar nicht die äußeren Faktoren wie Geld oder Status, die langfristig Zufriedenheit bringen, sondern tiefere innere Bedürfnisse, wie Kreativität, der Wunsch nach Einfluss oder die Freude, etwas Sinnvolles zu tun. 

Ein weiteres Werkzeug, das oft unterschätzt wird, ist die Wertearbeit. Unsere Werte, also das, was uns im Leben am wichtigsten ist, sollten im Einklang mit unserer beruflichen Tätigkeit stehen. Ein Beispiel: Wenn Sie viel Wert auf selbständiges Arbeiten und Flexibilität legen, aber in einem Job feststecken, der Sie stark einengt, werden Sie langfristig unzufrieden sein. Indem Sie ihre Werte klar definieren, können Sie besser erkennen, welche Karrierepfade wirklich zu Ihnen passen.

Ein Ansatz, der immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist das sogenannte „Job Crafting“. Dabei geht es darum, den bestehenden Job so zu gestalten, dass er mehr den eigenen Interessen und Stärken entspricht. Das kann bedeuten, mehr Verantwortung in Bereichen zu übernehmen, die Sie begeistern, oder Ihre Rolle so umzugestalten, dass sie Ihren Fähigkeiten besser entspricht. Hierbei empfehle ich den regelmäßigen Austausch mit Vorgesetzten, um einen gemeinsamen Weg zu finden.

Am Ende ist es wichtig, sich regelmäßig Zeit für diese Selbstreflexion zu nehmen, denn unsere Ziele und Wünsche verändern sich im Laufe des Lebens und das ist auch absolut okay. 

Wie entdecke ich meine Leidenschaft und wie kann sie mir bei der beruflichen Neuorientierung helfen?

Haben Sie das schon mal erlebt, dass Sie richtig lange an etwas dran waren und auf einmal gemerkt haben: “Puh, die Zeit ist jetzt aber schnell vergangen?”

Die eigene Leidenschaft zu finden, ist gar kein Hexenwerk. Sie müssen nur genau hinschauen. Was macht Ihnen so viel Spaß, dass Sie die Zeit vergessen und auch Herausforderungen Sie nicht abschrecken. Was bringt Ihre Augen zum Leuchten? 

Genau diese Leidenschaft kann bei einer beruflichen Neuorientierung der beste Kompass sein. Wer für seine Arbeit brennt, hat nicht nur mehr Biss, sondern steckt andere oft mit seiner Energie an. Um dort genauer hinzuschauen, probieren Sie ruhig mal etwas Neues: Machen Sie eine Fortbildung, starten Sie ein Nebenprojekt oder engagieren Sie sich in einem Ehrenamt.

Haben Sie erst einmal Ihre Leidenschaft gefunden, können Sie gezielt nach Jobs suchen, die genau das bieten. Denn am Ende gilt: Mit Leidenschaft im Job kann Arbeit zur absoluten Bereicherung werden und etwas, das Sie antreibt und richtig Spaß macht.

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Provokation ist oftmals der Auslöser für Konflikte, könnte man denken. Doch das entspricht nicht der Realität, sagt Mediatorin Stephanie Huber. Viel eher ist ein anderer Faktor dafür verantwortlich, warum Provokation zu Konflikten führt.

Was sind die Schritte, um einen zweiten Karriereweg erfolgreich zu starten?

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Karriere auf der Stelle tritt und Sie sich auf einem Karriereplateau befinden, ist es an der Zeit, neue Wege zu erkunden. Der erste Schritt ist, dieses Plateau als Chance zu sehen, um innezuhalten und zu reflektieren: Wollen Sie weiterhin im gleichen Bereich arbeiten oder ist es an der Zeit, sich neu auszurichten?

Dann kommen konkrete Schritte ins Spiel, um Ihren zweiten Karriereweg erfolgreich zu starten. Zunächst sollten Sie sich überlegen, ob eine private Weiterbildung infrage kommt. Diese muss übrigens nicht immer teuer sein; manchmal reicht auch ein spezialisiertes Online-Modul, um neue Fähigkeiten zu erwerben und sich fit für einen anderen Job zu machen.

Ein zweiter Ansatz ist ein seitlicher Karriereschritt. Das bedeutet nicht unbedingt, dass Sie aufsteigen müssen. Sie könnten in einen anderen Fachbereich wechseln, um Ihre Expertise zu erweitern. Indem Sie sich in einem neuen Bereich ausprobieren, bringen Sie frische Perspektiven in Ihren Lebenslauf und schaffen sich neue Chancen, auch wenn sie nicht direkt mit einer Beförderung verbunden sind.

Wenn jedoch klar wird, dass die Möglichkeiten in Ihrem aktuellen Unternehmen ausgeschöpft sind, vielleicht sind die richtigen Stellen auch perspektivisch nicht verfügbar, könnte es Zeit sein, den Arbeitgeber zu wechseln. Vielleicht trauen Sie sich auch, in eine andere Unternehmensstruktur zu wechseln, beispielsweise vom Konzern in ein Start-up.

Wie kann man seine Bedürfnisse effektiv an die Familie kommunizieren, insbesondere in schwierigen Zeiten?

Die eigenen Bedürfnisse klar an die Familie zu kommunizieren, besonders in schwierigen Zeiten, kann herausfordernd sein. Aber ehrlich gesagt: Ohne Kommunikation wird’s kompliziert! Der erste Schritt ist, offen und direkt zu sein. Versteckspiel bringt niemanden weiter. Sagen Sie, was Sie brauchen – ob mehr Unterstützung, Zeit für sich selbst oder einfach nur Verständnis. Dabei gilt: Keine Vorwürfe! „Ich brauche gerade…“ klingt viel besser als „Ihr macht nie…“.

Wichtig ist auch das Timing. Zwischen Tür und Angel oder während das Chaos tobt, wird das Gespräch selten die entsprechende Aufmerksamkeit bekommen. Setzen Sie sich mit Ihrer Familie in Ruhe zusammen und erklären Sie, warum Ihnen das Thema gerade wichtig ist. Seien Sie dabei empathisch und hören Sie auch auf ihre Sicht der Dinge.

Das Ziel des Gesprächs muss gar nicht sein, sofort die endgültige Lösung zu finden. In schwierigen Zeiten hilft es, Kompromisse anzubieten. Zeigen Sie, dass Sie nicht nur fordern, sondern auch bereit sind, auf die Bedürfnisse der anderen einzugehen. So wird aus einer einseitigen Information ein echter Dialog.

Am Ende des Tages ist Klarheit das A und O. Wer nicht sagt, was er braucht, darf sich nicht wundern, wenn die anderen es nicht erraten. Also: Ran an das Gespräch, seien Sie mutig und vertrauen Sie darauf, dass offene Kommunikation die besten Ergebnisse bringt.

Content stammt von einem Experten des FOCUS online EXPERTS Circles. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Bereich. Sie sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.