Über 400 Millionen Nutzer: PayPal nutzt Kundendaten für Einstieg ins Werbegeschäft
PayPal kündigt an, Kundendaten für personalisierte Werbung zum Aufbau einer neuen Werbeplattform zu nutzen. Verbraucherschützer raten zur Vorsicht.
San José – Der Zahlungsdienstleister PayPal, der bereits eine eigene Kryptowährung besitzt, plant nun, auch ins Werbegeschäft einzusteigen. In seiner Pressemitteilung hat das Unternehmen mit Hauptsitz in den USA angekündigt, für den Aufbau seiner neuen Werbeplattform die Daten seiner Bestandskunden zu nutzen, um personalisierte Werbung zu schalten. Allein in Deutschland betrifft das 35 Millionen aktive Kundenkonten.
Online-Bezahldienst: | PayPal |
Gründung: | 1998 |
Sitz: | San José, Kalifornien, Vereinigte Staaten |
Umsatz: | 29,8 Milliarden US-Dollar (2023) |
Aktive Nutzerkonten: | 416 Millionen |
PayPal will Kundendaten nutzen und weitergeben – Millionen deutscher Nutzer betroffen
„Handel und Werbung sind eng miteinander verbunden, und wir glauben, dass die Werbeplattform, die wir bei PayPal aufbauen, ein unverzichtbarer Marketingkanal für große und kleine Händler werden wird“, so Diego Scotti, Chef der Consumer Group und der weltweiten Marketing-Aktivitäten von Paypal.
Für die Leitung der neuen Werbesparte hat PayPal den ehemaligen Werbechef von Uber, Mark Grether, angeworben: „Heute trete ich bei PayPal an, um ein neues Werbegeschäft aufzubauen, das Händlern hilft, mehr Produkte und Dienstleistungen effektiv zu verkaufen, und Verbrauchern ermöglicht, mehr von dem zu entdecken, was sie lieben“, verkündet Grether via LinkedIn über die Pläne des Unternehmens aus Kalifornien.
Paypal baut Werbegeschäft auf Basis von Kundendaten auf – Verbraucherschützer warnen
Die Ankündigung des Unternehmens, zukünftig auf Basis der bei Paypal hinterlegten Daten von Bezahlvorgängen seiner Kunden neue Geschäftsfelder zu erschließen, stößt bei Datenschützern auf Skepsis: „PayPal kann sich darauf berufen, dass die Nutzung der Kontaktdaten erforderlich ist, um ihr berechtigtes Interesse an einer gezielten Ansprache der Kunden umsetzen zu können“, erklärt Simone Bueb, Referentin für Verbraucherrecht beim deutschen Verbraucherschutz, auf Anfrage von merkur.de von IPPEN.MEDIA.

Paypal will Kundendaten für Werbung verkaufen – das rät Verbraucherschutz den Kunden
Würden nur die Mailadressen verwendet und keine schützenswerten personenbezogenen Daten, darf PayPal diese für eigene Werbezwecke nutzen, so die Verbraucherschützerin, Kunden können dem jedoch widersprechen. „Etwas anderes wäre es, wenn PayPal z. B. aus den Bankdaten der Kunden Schlüsse ziehen würde, die dann die Werbung beeinflusst“.
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Bueb weiter: „Wollen Sie also verhindern, dass Ihr persönlichen Informationen durch den Datenhandel unkontrolliert in die Welt hinausgetragen werden, müssen Sie selbst handeln.“ Dies bedeute:
- Darauf achten, welche Daten an wen herausgegeben werden
- Nur Daten herausgeben, die auch wirklich nötig sind, auf zusätzliche Angaben optionaler Daten in Formularen verzichten
- Auskunftsrecht nach Art. 15 DSGVO nutzen, um zu prüfen, wo welche Daten zu gespeichert sind und ob diese Speicherung zulässig ist
- Genaues Lesen der Datenschutzerklärung.
Grundsätzlich könnten Adressdaten auch an Werbepartner verkauft werden, es bedürfe hier zur Weitergabe jedoch der ausdrücklichen Zustimmung: „Diese Einwilligung muss auch aktiv von den Kunden erfolgen und darf nicht voreingestellt sein“. Das heiße, dass PayPal seine Datenschutzerklärung ändern müsse.
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400 Millionen PayPal-Konten: „Einzigartige Position, um neue Ära der Handelsentdeckung zu gestalten“
Doch der neue PayPal-Werbechef gibt sich zuversichtlich: „Mit fast 400 Millionen aktiven Konten und dem Umfang der PayPal-Transaktionsdaten sind wir in einer einzigartigen Position, um eine neue Ära der Handelsentdeckung zu gestalten und Händlern dabei zu helfen, neue Kunden zu gewinnen und bestehende Kunden zu binden.“ Sprich: Paypal will künftig seine umfassenden Einblicke in das Kaufverhalten seiner Kunden für gezielte Werbung auf der eigenen Plattform und zur Weitergabe an Händler nutzen.
PayPal Advanced Offers ist bereits im Januar 2024 an den Start gegangen
Ein Bestandteil des neuen Geschäftsbereichs ist das bereits Anfang des Jahres eingeführte Produkt Advanced Offers. Dieses Tool nutzt KI-Technologie, um gezielt Rabatte von Händlern auszuspielen, sobald PayPal-Nutzer einen Kauf getätigt haben. Nun verspricht PayPal, das Einkaufserlebnis seiner Nutzer zu verbessern und ihnen relevante Produkte zu präsentieren.
Allein im ersten Quartal des Jahres wurden 6,5 Milliarden Zahlungen von 400 Millionen Kunden über PayPal abgewickelt – das Unternehmen verfügt also über gigantische Datenmengen. Verbraucherschützerin Simone Bueb: „Es bleibt abzuwarten, welche Daten hier von PayPal genau genutzt und/oder weitergegeben werden“.
Gegenüber dem Wall Street Journal hieß es von Paypal, dass Kundendaten standardmäßig in das neue Netzwerk mit aufgenommen werden sollen. Nutzer bekämen jedoch auch die Möglichkeit, sich dagegen zu entscheiden und Widerspruch einzulegen.