Nach dem Fliegeralarm kommt die Weihnachtsüberraschung: Piloten beschenken Ukrainer
Königsdorfer Piloten bringen über 100 Geschenke in die kriegsgebeutelte Ukraine. Über 100 Geschenke gabs für die kriegsgebeutelten Grundschüler.
Königsdorf - An jenem Montagmorgen um 6.46 Uhr sind Kiews Schulkinder nicht mit dem Klingeln des Weckers, sondern mit dem Heulen der Sirenen aufgewacht. Wie so oft. Erst als der Fliegeralarm um halb acht endete, konnten sich die 97 Erstklässler der Grundschule Nummer 320 auf den Weg in die Budyschanska-Straße am Stadtrand von Kiew machen. Dort entdeckten sie neben dem Tannenbaum in der Aula Weihnachtsgeschenke aus Königsdorf.
Mehr als 100 Pakete hatten Michael Watzke und Max Eberlein vom Segelflugzentrum (SFZ) Königsdorf mit dem Auto in die ukrainische Hauptstadt gebracht. Viele Königsdorfer Piloten waren ihrem Aufruf gefolgt, haben die Geschenke eingepackt und auf dem Flugplatz gesammelt, wo sie dann abgeholt wurden. In Kiew angekommen, durfte sich jedes Kind ein Paket aussuchen. „Duzhe dyakuyu“ waren die häufigsten Worte, die Watzke und Eberlein hörten: „Danke schön!“ Alle 104 Pakete haben dankbare Empfänger gefunden
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Schulleiterin Yana Markova und ihre Stellvertreterin Julia Brdjansk zeigten den Königsdorfern nach dem Verteilen der Geschenke den Luftschutzbunker der Schule. In den engen Betonkeller, den die Lehrerinnen so bunt und freundlich wie möglich gestaltet haben, steigen bei jedem Alarm bis zu 400 Kinder hinab. Im ersten Kriegsjahr musste Markova viele weinende Kinder beruhigen. Mittlerweile macht sie sich größere Sorgen darum, wie scheinbar gelassen und selbstverständlich die meisten mit dem Heulen der Sirenen umgehen. Zum Abschied schenkten die Rektorinnen Eberlein und Watzke eine russische Bombenhülse, die die Schulkinder mit farbigen Handabdrücken verziert hatten. „Manchmal habe ich Angst, dass uns der Rest der Welt vergisst“, wird Markova in einer Pressemitteilung des SFZ zitiert. „Aber heute nicht.“
Kiew: Segelflieger bringen Geschenke ins Kriegsgebiet - „Kommen wieder, egal ob Krieg oder Frieden herrscht“
Eberlein und Watzke sind sehr dankbar, dass ihnen so viele Königsdorfer ihre Pakete anvertraut haben. „Wir werden von den Eindrücken zehren, die wir aus Kiew mitnehmen. So viele Geschenke in buntem Weihnachtspapier, so viele glückliche Gesichter. ,Kommt Ihr nächstes Jahr wieder?‘, hat uns ein Junge gefragt“, sagt Michael Watzke. „Wir haben es ihm versprochen. Egal, ob dann noch Krieg oder schon Frieden herrscht.“