Gut beraten in die Zukunft: Serge Dorny und Vladimir Jurowski bleiben an der Bayerischen Staatsoper

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„Personelle Kontinuität und strukturelle Reformen“ will Kunstminister Markus Blume (2. v. li.) für Staatsoper und Staatsballett. Die Verträge von Vladimir Jurowski (li.), Serge Dorny (2. v. re.) und Laurent Hilaire hat er gestern verlängert. © Axel Koenig

Intendant Serge Dorny bleibt bis 2031 an der Bayerischen Staatsoper – Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski bis 2028. Externe Experten sollen das „Flaggschiff“ fit für die Zukunft machen, kündigt Kunstminister Markus Blume an.

Der Druck war groß. „Ich konnte mich in letzter Zeit nicht mehr frei in der Staatsoper bewegen“, räumt Bayerns Kunstminister Markus Blume ein, von „allen Seiten“ sei er gar „bedrängt“ worden, berichtet der CSU-Politiker. Bedrängt mit der Frage, wie es denn nun weitergehe an der Spitze der Staatsoper, dem „Flaggschiff“ der bayerischen Kultur. Zugleich ist es Blume aber auch ein Bedürfnis, an diesem Vormittag deutlich zu machen, dass wir „keinen Druck hatten, zu einem Abschluss zu kommen“. Zuvor hatte es monatelanges Rätselraten darüber gegeben, wie es weitergeht – und auch Streit im Landtag. Die Grünen hatten im April Klarheit über die künftige Leitung gefordert und in einem entsprechenden Antrag einen „Eiertanz um die Intendanz“ kritisiert.

Serge Dorny und Laurent Hilaire bleiben bis 2031 in München

Wie auch immer: Nach dem – gerade fürs Operngeschäft – langen Schweigen aller Beteiligten ist seit Montagmittag (17. Juni 2024) klar, dass die Verträge von Intendant Serge Dorny und Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski ebenso verlängert werden wie jener von Ballettchef Laurent Hilaire. Der 62-jährige Belgier Dorny wird weitere fünf Jahre in München bleiben, also bis 2031. Auch Hilaire, ebenfalls 1962 geboren, hat gestern Mittag im Königssaal des Nationaltheaters für weitere fünf Jahre unterzeichnet. Jurowski, 1972 in Moskau geboren, hat indes nur um zwei Jahre bis 2028 verlängert. Dies geschehe auf eigenen Wunsch, wie der 52-Jährige mit einem im Wortsinne blumigen Beispiel erläutert: Die Arbeit an der Oper sei mit jener eines Gärtners zu vergleichen: „Man wirft etwas in die Erde, düngt und wartet, bis die Pflanze alleine entscheidet zu wachsen. Wir sind jetzt am Ende des dritten Jahres – und langsam zeigen sich die Nasen der Pflanzen.“ Da er als „Organiker“ überzeugt sei, dass sich jeder Organismus nach jeweils sieben Jahren komplett erneuere, seien „sieben bis acht Jahre für einen Dirigenten die optimale Zeit“. Blume respektiert Jurowskis Wunsch, doch sei das „letzte Wort noch nicht gesprochen“. Vielleicht hängt der Dirigent 2028 also ein weiteres Jahr in München dran. Dem Kunstminister war es jedenfalls wichtig, dass der neue „Ring“ „in dieser Mannschaftsaufstellung“ vollendet wird: Die „Rheingold“-Premiere hatte Dorny heuer für Oktober angekündigt, geschmiedet ist die Tetralogie dann im Jahr 2027.

Auf 96 Prozent Auslastung steuert das Haus in der aktuellen Spielzeit zu, berichtet der Intendant. Auch die Einnahmen näherten sich dem Vor-Corona-Niveau an. Dies sei „das Ergebnis der gemeinsamen Leidenschaft aller Gewerke, auf und hinter der Bühne“, betont Dorny.

„Ich will, dass das Leben hier rund um die Uhr tobt“, sagt Kunstminister Markus Blume

Wenn der Kunstminister über die Staatsoper und ihr „Erfolgs-Dreigestirn“ spricht, dann sprudelt eh eine Kaskade der Superlative in den Saal. Um die Institution fit zu machen für die Zukunft, vor allem auch mit Hinblick auf die Sanierung des Nationaltheaters in den Dreißigerjahren, holen sich Blume und sein Intendant Rat von externen Experten. Am Ende des Beratungs-Prozesses, der baldmöglichst startet und die gesamte Belegschaft einbezieht, sollen „konkrete Optimierungsmaßnahmen für Abläufe, Kommunikation und Strukturen“ stehen. Denn manchmal sei die Oper „im roten Drehzahlbereich“. Ergebnis der Expertise könne freilich auch sein, „dass wir das Intendanten-Modell“ weiterentwickeln, berichtet der CSU-Politiker. „Es geht um die Frage: Wie schaut eine moderne Struktur für ein solches Haus aus? Darüber hinaus geht es um kaufmännische Fragen.“ Die Erkenntnisse könnten Blaupause für die anderen Staatstheater werden.

Ziel der Evaluierung sei es, ein „Opernhaus der Zukunft“ zu schaffen, sagt Dorny: „Ein Opernhaus, das gleichzeitig seine Tradition bewahrt und Experimente wie das ,Ja, Mai‘-Festival zulässt. Ein Opernhaus, das sich immer weiter der Gesellschaft öffnet, um gesellschaftlich relevant zu bleiben.“ Denn so lautet der klare Arbeitsauftrag des Ministers: „Ich will, dass das Leben hier rund um die Uhr tobt.“

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