CO2-Ausstoß könnte bald sinken - Menschheit vor historischem Klima-Schwenk: „Der Wendepunkt scheint erreicht“

Weltweiter Siegeszug der Erneuerbaren

Germanwatch verweist auf den weltweiten Siegeszug der Erneuerbaren Energien, der Speichertechniken, der E-Mobilität und Wärmepumpen. Er sorge dafür, dass „das fossile Geschäftsmodell untergraben“ werde. Tatsächlich überschlagen sich im Bereich der weltweiten Energiewende gerade die Entwicklungen.

In der Europäischen Union wurde erstmals mehr Strom aus Erneuerbaren Energien als aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Gas produziert, wie die Denkfabrik Ember Climate am Dienstag mitteilte. Frankreich ist aus der Kohleverstromung mittlerweile de facto ausgestiegen, in Deutschland ist sie aus dem niedrigsten Stand seit den 1960ern. Und China baut zwar weiterhin Kohlekraftwerke, einige Analysten gehen aber davon aus, dass das energiehungrige Reich der Mitte bereits den Höhepunkt seiner Kohleverstromung im letzten Jahr überschritten hat - womöglich gehen die Emissionen schon dieses Jahr zurück.

Zugleich betont der Bericht von Germanwatch, dass diese und weitere ermutigende Trends stark beschleunigt werden müssten, um unwiderrufliche Klima-Kipppunkte und massive weitere Artenverluste zu verhindern. „Schnelles, wirksames und sozialverträgliches Handeln ist gefragt, um die Freiheitsrechte der heute jungen Menschen und künftiger Generationen zu schützen“, sagt Bals. „Die Industrie- und stark emittierenden Schwellenländer tragen mit ihrer sehr starken Übernutzung die größte Verantwortung.“

Deutschland verbraucht drei Erden

Um ihren Ressourcenbedarf nachhaltig zu decken, bräuchte die Weltbevölkerung rechnerisch derzeit rund 1,7 Planeten. Würden alle Länder so haushalten wie Deutschland, wären gar 3 Erden nötig. Deutschland hatte seinen Erdüberlastungstag bereits Anfang Mai erreicht. Bei einer Lebensweise wie in China bräuchte die Weltbevölkerung 2,4 Erden; würden alle Menschen so wirtschaften wie in den USA, bräuchten sie 5,1 Erden.

+++ Keine Klima-News mehr verpassen - abonnieren Sie unseren WhatsApp-Kanal +++      

Besonders klimaschädlich ist laut Germanwatch der Flugverkehr, insbesondere auf Langstreckenflügen. „Nur ein sehr kleiner Teil der Weltbevölkerung ist mit seinem Flugverhalten für einen der großen Treiber der Klimakrise verantwortlich“, heißt es. An technischen Lösungen, um das Fliegen annähernd klimaneutral zu machen, müsse mit Hochdruck gearbeitet werden. „Sie sind allerdings nicht kurzfristig und schon gar nicht für die derzeitige Zahl von Flügen verfügbar. Deshalb sollten zusätzlich alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, insbesondere das Vielfliegen zu vermeiden.“ Innereuropäisch müssten Flüge zügig auf die Schiene verlagert werden - Bahnfahrten seien bis zu 28-mal klimafreundlicher.

Die Kosten für die klimaneutrale Transformation des Flugsektors sollten die Flugunternehmen und ihre Kunden tragen - vor allem Vielfliegende, First- und Business Class-Passagiere", fordert Germanwatch. Zusätzlich müsse Schluss sein mit den Steuerprivilegien für den Flugverkehr. „Die dadurch frei werdenden Mittel sollten der Schiene zugutekommen“, so Jacob Rohm, Referent für klimaneutrale Mobilität bei Germanwatch.