Milliardenkosten für deutsche Rente: Polen startet dagegen die radikale Renten-Revolution
In Polen wird mit dem neuen Rentenkonzept der Kapitalmarkt stärker in die Altersvorsorge eingebunden – während Deutschland beim Thema Rente weiter an alten Traditionen festhält.
Frankfurt – In Europa stehen die Rentensysteme immer mehr unter Druck. Steigende Lebenserwartung, sinkende Geburtenraten und eine alternde Bevölkerung stellen Staaten vor die Frage, wie eine sichere Altersvorsorge künftig aussehen soll. Während einige Länder auf neue, marktorientierte Modelle setzen, hält Deutschland am Umlagesystem fest.
Rentenreform in Polen: Steuerfreies Investmentkonto
Polen hat kürzlich ein neues Modell zur Altersvorsorge vorgestellt, das bewusst auf Eigenverantwortung und Kapitalmarkt setzt. Finanzminister Andrzej Domański präsentierte das sogenannte „Osobiste Konto Inwestycyjne“ (OKI), ein persönliches Investmentkonto, das Bürgern den steuerfreien Vermögensaufbau für den Ruhestand ermöglichen soll.
Bis zu 100.000 Zloty (etwa 23.000 Euro) können auf diesem Konto angelegt werden, ohne dass Kapitalertragsteuer fällig wird. Erst bei höheren Beträgen wird eine geringe Vermögenssteuer von unter einem Prozent erhoben, berichtet die WELT. Der Start des OKI-Systems ist bereits für Mitte 2026 geplant. Die dafür nötige technische Infrastruktur soll laut Domański innerhalb eines halben Jahres einsatzbereit sein.

Europa setzt auf neue Wege in der Rente
Polen steht mit dieser Entscheidung nicht allein. Auch andere europäische Länder gehen zunehmend neue Wege in der Rentenpolitik. Schweden, die Niederlande oder auch einige osteuropäische Staaten haben in den vergangenen Jahren kapitalgedeckte Systeme eingeführt oder deutlich gestärkt. Schweden setzt auf ein sogenanntes „Notional Defined Contribution“-System, bei dem ein Teil der Rentenbeiträge individuell auf einem fiktiven Konto gebucht wird und durch einen staatlich organisierten Aktienfonds, in den automatisch investiert wird, ergänzt wird.
In den Niederlanden findet momentan eine große Rentenreform statt. Die geplante Änderung könnte dazu führen, dass die dortige Pensionsbranche – mit einem Gesamtvolumen von zwei Billionen eine der größten weltweit – ihre Investitionen in Private Equity und Kreditmärkte in den kommenden fünf Jahren um rund fünf Prozentpunkte erhöht. Das erklärte Ronald, Wujister, Vorstandsvorsitzender von APG Asset Management, gegenüber der Financial Times.
Rente: Deutschland hält weiter am Umlagesystem fest
Im Gegensatz dazu bleibt Deutschland seinem klassischen Umlageverfahren treu. Die Bundesregierung aus CDU, CSU und SPD hat einen Gesetzentwurf beschlossen, der das Rentenniveau bis zum Jahr 2031 festschreibt. Damit soll die Rentenhöhe weiterhin an die Lohnentwicklung gekoppelt bleiben. Ein ursprünglich geplanter Rückgang des Rentenniveaus um etwa einen Prozentpunkt wird dadurch verhindert.
Die Finanzierung dieser Rentengarantie erfolgt aus dem Bundeshaushalt und bedeutet langfristig erhebliche Zusatzkosten in Milliardenhöhe. Bereits jetzt ist sie mit hohen Kosten verbunden. Laut dem Bundesarbeitsministerium lagen die Gesamtausgaben von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und dem Bund im Jahr 2024 bei 408 Milliarden Euro. 60 Prozent mehr als in 2010. Allein im Jahr 2024 musste der Bund 116,3 Milliarden Euro zuschießen, berichtet die Tagesschau.