Kritik an Glasfaser-Anbieter wächst - Gemeinde will Firma jetzt einbestellen
Angesengte Hecken, schiefes Pflaster, Flickenteppich: Der Glasfaser-Ausbau in Eichenau hat dauerhaft Spuren hinterlassen. Nun soll der Anbieter in den Gemeinderat zitiert werden.
Eichenau – Eine Wasserwaage liefert den Beweis. Da, wo eigentlich eine gerade Fläche sein sollte, geht es nun quasi bergab. „Das Pflaster ist nach oben gekommen“, berichtet Stefan Perras (CSU) im Gemeinderat. Das seien die Folgen der Glasfaserarbeiten vor seiner Haustür. Verfugungen seien nicht mehr stimmig, einmal sei ein Wasserrohr geplatzt. Natürlich habe er sich beschwert, wie er auf Tagblatt-Nachfrage betont.
Viele Beschwerden im Internet
Eine Reaktion sei bislang ausgeblieben. Weder die Tiefbaufirma noch die Deutsche Glasfaser seien auf ihn zugekommen. Offenbar kein Einzelfall: Auf dem Internetportal „Reklamation24“ sind ähnliche Beschwerden nachzulesen.
Ebenso nervig ist für Perras das alte Problem, dass Straßen mehrfach aufgerissen werden – weil Telekom und Deutsche Glasfaser (DGF) jeweils eigene Leitungen verlegen. Praktisch: „Im Zweifelsfall schiebt dann ein Mitbewerber den Schaden auf den anderen.“ Der Geduldsfaden ist bei ihm und der CSU-Fraktion jedenfalls gerissen. Und offenbar nimmt die Anzahl der Schadensmeldungen von Bürgern rapide zu.
Rede und Antwort
Die Forderung: Eichenaus Bürgermeister Peter Münster (FDP) soll einen Vertreter der DGF in den Gemeinderat bitten. Dieser soll den Gremiumsmitgliedern Rede und Antwort stehen.
Dann wird sich möglicherweise Markus Brüstle (Grüne) zu Wort melden. Vor seinem Grundstück befindet sich seit der Glasfaser-Baustelle ein Flickenteppich. Wie beim Ehepaar Hilz, das sich im August zu Wort gemeldet hatte (wie berichtet), sind bei Schweißarbeiten außerdem Teile der Hecke angesengt worden.
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„Es gibt dafür ein Kontaktformular.“ In dieser und anderer Aussagen von Brüstle liegt eine Mischung von Galgenhumor und Verdruss. Im Beschwerdemanagement der DGF sei jedenfalls noch Luft nach oben. Und Brüstle legt in Sachen Absprache zwischen Glasfaser und Telekom noch einen drauf: „Koordination würde Sinn machen.“
Das wäre gleichermaßen im Interesse von Anne Lang vom Bauamt. „Die Situation ist dem freien Wettbewerb geschuldet“, sagt sie zwar auf Nachfrage.
Zustand dauert noch Monate an
Aber die langjährige und erfahrene Rathaus-Mitarbeiterin gibt ebenso an, dass man laufend unterwegs sei, um den Fortgang der entsprechenden Bauarbeiten zu kontrollieren und instandgesetzte Straßen abzunehmen. Ein Zustand, der laut Lang wohl noch eine Weile bestehen bleiben wird: „Man kann damit rechnen, dass das so noch bis Mitte nächsten Jahres dauern wird.“
Glasfaser-Firma weist Vorwürfe zurück
Fragt man bei der Firma nach, klingt es, als sei alles gut geregelt. Die Anwohner würden zwei Wochen vor Start der Arbeiten informiert – mit Handzetteln in den Briefkästen. Anfragen oder Beschwerden gehen per E-Mail an info@deutsche-glasfaser.de, Schäden per Online-Formular (https://www.deutsche-glasfaser.de/service/bauschaden-melden/). Dann setzte man sich unverzüglich mit dem Baupartner in Verbindung. Laut einer Sprecherin arbeitet die Deutsche Glasfaser mit international tätigen Baupartnern zusammen, die auf Herz und Nieren geprüft worden seien.
In Sachen Kooperation, um den doppelten Aufriss zu vermeiden, gibt es ein klares Nein: aus wettbewerbsrechtlichen Gründen. Die Firma biete aber „Open Access“ an. Sprich: Die Infrastruktur kann jeder nutzen, ohne dass ihm ein Nachteil entstehe. Außerdem verweist die DGF auf andere Kooperationen, etwa mit Vodafone. Auf regionaler Ebene habe habe man bereits zahlreiche Partnerschaften – in Eichenau, etwa mit M-net.
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