Ukraine-Krieg - Stimmen und Entwicklungen - Bericht über Machtkampf in Putins Geheimdienst - Top-General degradiert
Selenskyj ging in seiner Rede auf die neuerlichen Luftangriffe der russischen Armee gegen die Großstadt Charkiw nahe der Grenze ein, die seinen Angaben nach einen Toten und zwölf Verletzte gefordert hat. Das jüngst von westlichen Staaten aufgehobene Verbot, mit den gelieferten Waffen grenznahes russisches Gebiet zu beschießen, habe bereits Resultate gebracht. Ein „Teil des russischen Terrorpotenzials“ sei zerstört, allerdings nur ein Teil. Es sei nötig, die Ukrainer besser zu schützen. „Dazu brauchen wir weiter reichende Waffen.“ Auch dazu werde weiter verhandelt. Selenskyj erwartet eigenen Angaben nach in den nächsten Wochen weitere Fortschritte auf dem Gebiet.
Fortschritte sieht der ukrainische Staatschef auch beim Streben seines Landes in die EU. Die Beitrittsverhandlungen würden nächste Woche aufgenommen. „Das ist wirklich eine historische Woche“. Der Beginn der Verhandlungen sei auch denen zu verdanken, die am 24. Februar - dem Beginn des russischen Angriffs vor mehr als zwei Jahren - zu den Waffen gegriffen habe, um die Ukraine zu verteidigen, lobte Selenskyj.
Bericht über Machtkampf in Putins Geheimdienst - General degradiert
17.37 Uhr: Sergei Besseda sammelte als Leiter der 5. Dienststelle des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB vor dem Krieg Informationen in der Ukraine. Einem Bericht zufolge soll der Generaloberst wegen Machtkämpfen innerhalb des russischen Geheimdienstes entlassen worden sein. Das berichtet das russische Exilportal „Waschnihe Istorii“ unter Berufung auf einen ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter und einem Bekannten Bessedas.
Demnach hätten sich Bessedas Informationen kurz nach Beginn des Krieges als falsch herausgestellt. Die FSB-Einheit sei zuversichtlich gewesen, dass die russische Armee nicht auf ernsthaften Widerstand stoßen würde. Zu Beginn des Angriffskrieges kamen bereits Gerüchte auf, Besseda sei unter Hausarrest gestellt oder verhaftet worden. Mitarbeiter des US-Geheimdienstes äußerten damals gegenüber der „Washington Post“ Zweifel an diesen Gerüchten.
Nun soll Besseda zum Berater des FSB-Direktors Alexander Bortnikow degradiert worden sein. Als formaler Grund wurde genannt, dass er mit 70 Jahren die Altersgrenze seiner Dienstzeit überschritten habe. Innerhalb des Geheimdienstes soll es laut dem Bericht jedoch einen Machtkampf zwischen mehreren Gruppen geben, in dem es um hochrangige Posten geht, die in diesem Jahr frei werden - darunter auch der des Direktors Bortnikow, der im November 73 Jahre alt wird und laut dem Exilportal bereits vor längerer Zeit um seine Pensionierung gebeten haben soll.
Tote und Dutzende Verletzte in Sewastopol nach Raketenangriff
14.24 Uhr: In der Hafenstadt Sewastopol auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim sind bei einem Raketenangriff nach offiziellen Angaben mindestens drei Menschen getötet worden, darunter zwei Kinder. „Die Zahl der Verletzten ist auf fast 100 angewachsen“, teilte Sewastopols Gouverneur Michail Raswosschajew am Sonntag auf seinem Telegramkanal mit.
Laut dem Verteidigungsministerium in Moskau hat die Ukraine fünf Raketen des Typs ATACMS abgefeuert. Vier davon seien abgefangen worden. „Eine weitere Rakete ist beeinflusst von den Aktionen der Flugabwehr von ihrem Kurs abgekommen und ist über dem Gebiet der Stadt explodiert.“
Viele der Opfer sollen sich am Stadtstrand Utschkujewka im Norden von Sewastopol gesonnt haben, als die Raketentrümmer heruntergingen. Zudem gibt es Bilder von einem brennenden Privathaus in dem Stadtteil. Alle medizinischen Einrichtungen seien mobilisiert worden, um die Verletzten zu versorgen, schrieb Raswosschajew.
Ukrainisches Militär will russisches Drohnenlager vernichtet haben
Sonntag, 23. Juni, 10.54 Uhr: Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben militärische Drohnen-Einrichtungen in Russland vernichtet. Satellitenaufnahmen hätten die Zerstörung von Lageranlagen, Trainingsgebäuden und Kontrollpunkten für Drohnen im Gebiet Krasnodar bestätigt, teilte die ukrainische Marine am Sonntag auf ihrem Telegramkanal mit. Die entsprechenden Bilder, die dies belegen sollen, wurden ebenfalls dort veröffentlicht.
Demnach handelte es sich um einen ukrainischen Drohnenangriff in der Nacht zum Freitag, den das Militär gemeinsam mit dem Geheimdienst SBU gestartet hatte. Das russische Verteidigungsministerium hatte zu dem Zeitpunkt die Abwehr eines großangelegten Drohnenangriffs auf Gebiete in Südrussland gemeldet. Später bestätigte aber der Gouverneur von Krasnodar, Wanjamin Kondratjew, mehrere Einschläge. Durch die Trümmer abgeschossener Drohnen seien zivile Objekte wie eine Kesselanlage oder eine Ölraffinerie getroffen worden.
Nach Angaben aus Kiew wurden bei dem Angriff auch Ausbilder für den Drohnenkampf und deren Kadetten getötet. Unabhängig lassen sich diese Angaben nicht überprüfen.
Selenskyj fordert nach Bombenangriff auf Charkiw zeitnahe Hilfe
23.22 Uhr: Nach dem neuen Bombenanschlag auf die ostukrainische Stadt Charkiw hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rasche Hilfe des Westens bei der Flugabwehr gefordert. Schon jetzt habe die Ukraine zwar mehr Fähigkeiten erhalten, russische Stützpunkte für den Start von Raketen nahe der Grenze sowie Konzentrationen von Besatzungstruppen zu zerstören, sagte Selenskyj in seiner am Samstag in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft. Trotzdem habe es allein seit Anfang Juni auf die Ukraine 2400 Angriffe mit russischen gelenkten Fliegerbomben gegeben, darunter allein 700 gegen die Region Charkiw.
In der Videobotschaft verurteilte Selenskyj erneut den Gleitbombenangriff auf ein Wohnhaus im Zentrum der Großstadt Charkiw nahe einer Bushaltestelle. Selenskyj sprach von drei Toten und Dutzenden Verletzten durch russischen Terror. Die Behörden gaben die Zahl der Verletzten am Abend mit 56 an.
Selenskyj sagte, dass im Westen mehr Entscheidungen für die Stärkung der ukrainischen Flugabwehr getroffen werden müssen. Er hatte vor allem immer wieder noch mehr Systeme vom US-Typ Patriot gefordert. Nur so kann es nach seiner Darstellung mehr Erfolge bei der Verteidigung der Städte und Gemeinden und beim Schutz für die Menschen geben. Die Ukraine sei dankbar für alle bewilligten militärischen Hilfspakete, brauche sie aber vor allem zeitnah und in vollem Umfang.
„Der deutliche Rückgang des russischen Raketenterrors gegen Charkiw und die Region beweist, dass es durchaus möglich ist, unsere Städte und Gemeinden vor russischen Bomben zu schützen“, sagte Selenskyj. Neben den Patriot-Systemen brauche die Ukraine auch eine Beschleunigung der Ausbildung von Piloten von F-16-Kampfflugzeugen und eine größere Reichweite eigener Waffen. Die Ukraine erwartet noch in diesem Sommer die Lieferung der ersten Kampfjets vom US-Typ F-16.
Die Ukraine verteidigt sich mit Unterstützung westlicher Verbündeter seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg. Ziel des Landes ist es unter anderem, mit einer besseren Luftverteidigung die Hoheit über den eigenen Luftraum wiederzuerlangen.
Stromausfälle in Ukraine nach neuen russischen Luftschlägen
Samstag, 22. Juni, 10.34 Uhr: Nach neuen russischen Luftschlägen gegen die Energieinfrastruktur in der Ukraine haben Versorger weitere Stromausfälle in dem angegriffenen Land angekündigt. Wegen der Schäden durch die russischen Angriffe sei in der gesamten Ukraine mit stundenweisen Ausfällen bei der Versorgung zwischen 14.00 Uhr (13.00 Uhr MESZ) und 24.00 Uhr (23.00 MESZ) zu rechnen, teilte der Energiekonzern Ukrenergo (Ukrenerho) am Samstag mit.
Moskau hatte in der Nacht zum Samstag bei neuen Luftangriffen in den ukrainischen Gebieten Saporischschja und Lwiw (früher Lemberg) Energieinfrastruktur beschädigt. Zwei Menschen seien im Gebiet Saporischschja verletzt worden, teilte Ukrenergo mit. Details zu den Schäden nannte das Unternehmen nicht. Nach Angaben der ukrainischen Luftstreitkräfte griffen die Russen mit taktischen Bombern und mit Drohnen an. 13 Drohnen und 12 Raketen seien abgeschossen worden, hieß es.
Russisches Spionageschiff liegt kurz vor Kiel - Polizei ist machtlos
19.20 Uhr: Das russische Spionageschiff „Wassili Tatischtschew“ befindet sich derzeit zwischen Fehmarn und dem Kieler Leuchtturm. Das berichten die „Kieler Nachrichten“. Allerdings liegt das Aufklärungsschiff außerhalb der deutschen und dänischen Hoheitsgewässer.
Ein Verstoß gegen die Schifffahrtsordnung wurde nicht festgestellt. Das erklärte ein Sprecher der Bundespolizei. Die „Wassili Tatischtschew“ soll den Einheiten des Nato-Manövers „Baltic Operations“ gefolgt sein. Es ist nicht bekannt, welche Operationen das Schiff ausführt.
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