Rezension: „Gozinchen und das Rätsel der 6 Zacken“ von Nadja Braun

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Mehr Verständnis für die Natur will Nadja Braun mit ihrem Kinderbuch „Gozinchen und das Rätsel der 6 Zacken“ wecken. © Lajos Fischer

Kempten – Wie gelingt es am besten, die eigenen Vorstellungen und Werte Kindern nahezubringen? Eine spannende Geschichte, schöne Bilder und Figuren, mit denen man sich schnell identifiziert, wären ein guter Weg. So etwas Ähnliches durfte Nadja Braun durch den Kopf gegangen sein auf dem Rückweg aus dem Urlaub von der Mittelmeerinsel Gozo, als sie an die nächste Begegnung mit den fünfjährigen Zwillingen ihres Bruders dachte.

Aus der spontanen Idee für die beiden Kinder ist schließlich ein Buch entstanden, das in Zukunft viele (Vor)Leserinnen und (Vor)Leser glücklich machen wird. Der Name der Hauptfigur, Gozinchen, ist der Begeisterung der Autorin für die Insel geschuldet. Dort kam Braun im Rahmen eines Workshops ihrem „Faible für Bildhauerei“ nach. Entstanden ist dabei ein aus Sandstein gemeißeltes Tier mit Zacken, was seine Schöpferin „völlig unscheinbar“ fand. Beim Zeichnen mit Aquarell-Buntstiften wurde die sechszackige Titelfigur geboren.

Gozinchen ist „traurig und einsam“, denn es ist „das letzte seiner Art“. Dieses „sandfarbene Wesen“ geht auf Wanderung, um Freunde zu finden, die ihm ähnlich sind, und entdeckt die Schönheit und die verbindende Kraft der Vielfalt. Es kommt darauf, dass die Einzigartigkeit der Lebewesen oft ihre Stärke ist („Jeder kann etwas besonders gut.“) und fragt sich, ob es auch bei ihm so etwas gibt. Eine kleine Ungeschicklichkeit bringt schließlich Gozinchen nicht nur auf die Lösungsspur, sondern sie trägt auch zur Rettung eines neuen Freundes bei.

Tiermotive öffnen Herzen

An der Beschreibung und der bildlichen Darstellung der Tiere, eines Kugelfischs, eines Papageis, eines Maulwurfs, einer Giraffe, einer Klapperschlange und eines Weidenfuchses, merkt man, dass diese der Autorin sehr nahestehen. Auch im „wirklichen“ Leben engagiert sie sich in Tierschutzprojekten. Durch Tiermetaphern bekomme man leicht einen Zugang zu den Kindern, berichtet sie über ihre Erfahrung. All die Wesen, die sie in ihre Geschichte aufgenommen hat, leben im Einklang mit ihrer natürlichen Umgebung – im Meer, im Wald, auf der Blumenwiese, unter der Erde oder in der Luft.

Eltern und Großeltern, die gerne aus Büchern vorlesen, kennen das: Kinder entdecken auf den Bildern vieles, was in der erzählten Geschichte gar nicht vorkommt, man kann glücklich gemeinsame Stunden damit verbringen, all die kleinen Details zu entdecken. Nadja Brauns Bilder bedienen diese kindliche Neugier perfekt: Pflanzen, Tiere und Landschaften im Hintergrund laden Klein und Groß auf eine fantasievolle Entdeckungstour ein.

Viele Anregungen zum Gespräch

Aber auch die Geschichte bietet Gelegenheiten, um Fragen zu stellen und um miteinander ins Gespräch zu kommen: Wa­rum ist Gozinchen das letzte seiner Art? Wieso wird es in der Natur – nicht nur in der Geschichte – immer trockener und heißer? Was bewirkt es, wenn man aufeinander Rücksicht nimmt („Es legte sich vorsichtig ins Gras, um auf keinen Fall einen Käfer zu erdrücken.“)? Was macht eine richtige Freundschaft aus?

Gerne erzählt Braun über ihre Lebenserfahrungen und Personen, die sie zum Schreiben ihres Erstlingswerkes motiviert haben: Kindern, die in Städten leben, fehlt oft das Verständnis für Tiere und für die Zusammenhänge in der Natur, weil sie nicht mit ihnen aufwachsen. Gozo liegt in der Nähe von Malta, wo im Mittelmeer viele Geflüchtete auf ihren Booten ankommen, deswegen wollte sie ein Buch über Toleranz schreiben. Immer wieder ermuntert wurde sie von Gerlinde Hagelmüller vom Kunstverlag Schweineberg, die schließlich die Gesamtgestaltung des Buches übernahm.

Ohne die Corona-Pandemie, die ihr viel Freizeit „bescherte“, wäre das Kinderbuch wahrscheinlich auch nicht so schnell fertig geworden. Man kann nur hoffen, dass es keiner ähnlichen Ausnahmesituation bedarf, um eine Fortsetzung in die Hand zu bekommen. Kinder und Erwachsene, die sich ihr Kindsein bewahrt haben, können Gozinchen ihre Ideen per E-Mail zuschicken: gozinchen@gozinchen.de. Dort kann man das im Selbstverlag erschienene Buch auch bestellen. Altersempfehlung: ab fünf Jahre.

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