Zum 24. Mal ist Primus Asega als Urlaubspfarrer nach Miesbach gekommen. Wie jedes Jahr nimmt er viele Spenden mit in seine Heimat Uganda. Dort fließt das Geld vor allem in die Schulen.
Miesbach – Dass die Menschen in Arua ihre Freundschaft mit dem fernen Miesbach als Geschenk des Himmels ansehen, ist sogar auf einem Plakat an der St. Jildo-Grundschule in der Pfarrgemeinde im Norden Ugandas zu sehen. Darauf ist ein Propellerflugzeug abgebildet, das ein Banner mit dem Spruch „Miesbach grüßt Arua“ hinter sich herzieht. Warum die Pfarrei in der Kreisstadt in Uganda so beliebt ist, lässt sich auf den beiden Plakaten links und rechts daneben erkennen: ein beeindruckender Vorher-Nachher-Vergleich der Schule. Rundum renoviert und auf vier Klassenzimmer erweitert, steht die Bildungseinrichtung in der Pfarrei von Primus Asega da.
Die Freude und den Stolz über die Weiterentwicklung der Schule teilte der Pfarrer jüngst bei seinem Besuch in Miesbach, wo er heuer bereits zum 24. Mal die Urlaubsvertretung übernommen hat. Dass auch die Miesbacher stolz sein dürfen, liegt an den großzügigen Spenden, die sie Primus Asega jedes Jahr aufs Neue mit auf die Heimreise geben. Das war auch heuer der Fall – und wie immer steht der Verwendungszweck schon fest: der weitere Ausbau der Schule. Drei Kindergartengruppen und drei weitere Klassen sollen im nächsten Schritt renoviert beziehungsweise erweitert werden, teilt Inge Jooß stellvertretend für den zum Ende der Ferien wieder abgereisten Pfarrer unserer Zeitung mit.
Staat unterstützt kirchliche Schulen nicht
Dass es überhaupt finanzielle Unterstützung aus dem fernen Ausland braucht, liegt am ugandischen System. Der Staat bezuschusse die Kirchen nicht, teilt Jooß mit. „Es herrscht Religionsfreiheit, aber auch Aktionsfreiheit.“ Heißt: Wenn die Pfarrgemeinden etwas brauchen, müssen sie es selbst auf die Beine stellen. So eben auch den Bau und Unterhalt der von ihnen betriebenen Schulen und die Bezahlung der Lehrer. Das Schulgeld, das die Familien der Kinder entrichten, reiche dafür bei Weitem nicht aus.
Dass sie trotzdem eine angemessene Bildung erhalten, dafür scheut der in Deutschland promovierte Moraltheologe keine Mühen. Und auch, was danach aus ihnen wird, kümmert ihn. Weil es nicht leicht ist, Arbeit zu finden, ist laut Jooß die Versuchung groß, sich auf kriminellem Weg Geld zu verschaffen. Damit das den jungen Erwachsenen in Arua nicht passiert, hat Primus Asega drei Arbeitsprojekte ins Leben gerufen. Die Teilnehmer können darin wahlweise Cremes herstellen, Hühner halten oder kleine Kuchen backen. Auch für den Verkauf sind sie selbst verantwortlich. So will der Pfarrer sie zur Selbstständigkeit erziehen.
Urlaubspfarrer in Miesbach gut integriert
Wie viel man schaffen kann, wenn man sich auf etwas Neues einlässt, hat Primus Asega im Jahr 2000 selbst erfahren. Denn als er zum ersten Mal aus dem von Armut, Hunger und Bürgerkrieg gebeutelten Arua ins von Wohlstand und Sicherheit verwöhnte Miesbach kam, habe er schon einen „Kulturschock“ erlitten, berichtet Jooß. Doch über die Jahre habe er sich viele Kontakte aufgebaut und sei längst in der Mitte der Pfarrgemeinde angekommen. Deren Gastfreundschaft sieht der Urlaubspfarrer als ein „Zeichen der Liebe“. Überhaupt sei eine Kirchengemeinde für ihn eine Gemeinschaft, in der alle füreinander da sind. So wünsche er auch den Miesbachern, dass sie wieder öfter und intensiver zusammenkommen – zum Gottesdienst, aber auch zum Leben in der Pfarrei. Und sie sollten unbedingt ihre Kultur, die ihm besonders gut gefalle, bewahren.
Für seine eigene Zukunft wünsche sich Primus Asega – neben ein bisschen weniger Belastung im zunehmenden Alter –, dass er weiter vielen Kindern und Jugendlichen „das Leben lernen“ kann. Die Rolle des Boten für die Geschenke des Himmels in Form von Spenden aus Miesbach spielt er dafür weiter gern.