Illerradweg in Kempten verkommt – Beirat für Tourismus und Stadtmarketing sieht Handlungsbedarf

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Kein Durchkommen: Südlich der König-Ludwig-Brücke geht nichts mehr auf dem Illerradweg. © Lutz Bäucker

Der Vorsitzende wurde deutlich: „Diesen Radweg kannst du nur noch mühsam mit dem Mountainbike befahren!“, so Joachim Saukel (FW) in der jüngsten Sitzung des Kemptener Beirates für Tourismus und Stadtmarketing.

Und Michael Heel von der Dehoga Kempten kritisierte: „Wir reden seit zehn Jahren über den Zustand des Illerradweges – und es passiert nichts!“

Der Handlungsbedarf für den nicht nur touristisch wichtigen Radweg ist offensichtlich: Seit einem Jahr versperrt ein großflächiger Hang­rutsch auf Kemptener Gebiet die Durchfahrt, an zahlreichen Stellen ist er nur noch eine mit Schlaglöchern übersäte schmale Piste. Immer wieder wird er vom Hochwasser zerstört. Ärger und Wut bei Radtouristen und Alltagsradlern sind riesig. Und jetzt wird dem Illerradweg auch noch das Vier-Sterne-Premium-Prädikat weggenommen.

Radtourismus wichtig für Kempten

Der ADFC hatte den Weg damit ausgezeichnet und in die erste Reihe der deutschen Radrouten gehievt. Dafür reicht es nun nicht mehr. Der Illerradweg ist kein Schmuckstück, darüber war sich der Beirat schnell einig. Fatal an der Sache: Der Weg gehört dem Wasserwirtschaftsamt, nicht der Stadt. „Und dem Amt ist es egal, ob dort Radfahrer ihren Spaß haben“, so die Mutmaßung, eine Instandhaltung im Sinne geländegängiger Offroad-Fahrzeuge genüge der Behörde.

Damit will sich Beiratsmitglied Thomas Hartmann (Grüne) nicht zufrieden geben: „Wir müssen diesen Radweg ertüchtigen, weil der Radtourismus für Kempten enorm wichtig ist!“ Er fordert, das Projekt in die Haushaltsplanung aufzunehmen. Unterstützung bekommt der Grüne von Saukel: „Die Attraktivität muss gesteigert werden, in vielen anderen Städten und Regionen ist die Situation ähnlicher Radwege viel besser als in Kempten.“

Bürgermeisterin Erna-Kathrein Groll (Grüne) sprach sich dafür aus, die schlimmsten Schwachstellen auszubessern, aber keine durchgehende Asphaltpiste auszurollen: „Ich mag das naturnahe Erlebnisradeln.“ Stefan Storf, bei der Allgäu GmbH für die Qualität der Radfernwege zuständig, forderte, sich über den erwünschten Charakter des Illerradweges Gedanken zu machen: „Wollen wir einen Weg für ‚Komfortradler‘ oder einen für ‚Erlebnisradler‘?“

Saukel: „Illerradweg hat enormes Potenzial“

Der als Experte geladene Mobilitätsmanager Stefan Sommerfeld erläuterte die diffizile geologische Lage im Bereich des Hang­rutsches, die problematischen Besitzverhältnisse und diverse Möglichkeiten, etwa durch einen luftigen Steilhang-Weg à la Gardasee oder die partielle Asphaltierung Richtung Nordspange, die Nutzung des Illerradweges attraktiver zu machen. Der nervige Hangrutsch soll noch heuer beseitigt werden, kündigte Sommerfeld an.

Er wurde vom Beirat aufgefordert, zusammen mit der Verwaltung alle Möglichkeiten der Verbesserung auf ihre Machbarkeit zu untersuchen. „Denn es ist zweierlei klar“, stellte Saukel unmissverständlich fest, „erstens hat das Radfahren deutlich an Bedeutung zugenommen und zweitens hat ein gut ausgebauter Illerradweg ein enormes Potenzial“. Das sieht wohl auch die neugewählte zweite Vorsitzende des Beirates so. Ekaterina Avdosyev, Geschäftsführerin der Kemptener Stadtmarketing GmbH: „Es ist uns bewusst, dass wir radfreundlicher werden müssen – wir haben deshalb bereits Kontakt zu den Experten vom ADFC aufgenommen.“

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