Trauer um Mode-Ikone Iris Apfel: Sie machte die Welt bunter!
Die große Innenarchitektin und Mode-Ikone Iris Apfel ist im Alter von 102 Jahren in Florida gestorben. Unser Nachruf auf eine Lebenskünstlerin.
Am meisten Stil hat sie in der Liebe bewiesen. Iris Apfel, Ikone der Mode, war 67 Jahre lang mit ihrem Geschäftspartner Carl verheiratet. Von 1948 bis zu Carls Tod 2015. „Er war cool, er war kuschelig und konnte chinesisch kochen, ich hätte es also nicht besser haben können“, hat die US-Amerikanerin es einmal in ihrer unnachahmlich trockenen Art formuliert. Als er starb, hörte sie bei aller Trauer nicht auf, jeden einzelnen Tag zu zelebrieren. Mode hieß bei Iris Apfel auch: Haltung annehmen, sich nicht gehen lassen. Wenn das Leben dir Altersflecken auf den Händen schenkt – danke es ihm mit perfekter Maniküre. Denn nicht zu altern hieße sterben. Und obwohl klar war, dass auch Iris Apfels schier unendliche Energie einmal enden würde, fasst man’s kaum: Am 1. März 2024 ist sie mit 102 Jahren in ihrem Haus in Florida gestorben.
„Falsch!“, hört man sie vom Himmel her schimpfen. Nicht 102 – sondern einhundertzweieinhalb Jahre hat sie diese oft schrecklich verrückte Welt auf ihre Art etwas schöner verrückt gemacht. Feierte einen Tag vor ihrem Tod noch ihren 102,5. Geburtstag. Auf Instagram kann man’s sehen. Lebendig wie eh und je strahlt sie da in die Kamera. Darunter ein Text: „In half Birthdays, I’m only 26!!!“ – in halben Geburtstagen gerechnet bin ich erst 26!

Die Sozialen Medien waren Iris Apfels digitale Spielwiese parallel zur analogen Welt, durch die sie mit ihrem Carl in irrsten Kreationen flatterte. 1950 hatten sie Old World Weavers gegründet, eine Firma für Wohntextilien. Sie belieferten die Schönen und Reichen, den Vatikan, das Weiße Haus – für neun US-Präsidenten designten sie die Inneneinrichtung.
Ein kunterbuntes Leben. Kinderlos. Weil die Apfel selbst als Mädel darunter gelitten hatte, dass ihre Mutter, eine Boutiquebesitzerin, ständig arbeitete. „Ich mag es nicht, wenn ein Kind ein Kindermädchen haben muss, also war das für uns nicht drin. Aber Kinder haben ist auch wie eine Vorschrift, das wird von einem erwartet. Und das mag ich auch nicht.“ So wahr, so konsequent.
Iris Apfel wurde zur ältesten Influencerin der Welt
1921 war sie als Iris Barrel im New Yorker Stadtteil Queens als Kind jüdischer Eltern geboren worden. Sie studierte Kunstgeschichte an der New York University und besuchte die Kunstakademie der University of Wisconsin. Iris war die Kreative, ihr Carl der Mann für die Herstellung der Stoffe. 1993 verkauften sie ihre Firma. Hätten dann – mit 79 und 72! – gemütlich Bridge spielen, golfen, im Plaza Champagner schlürfen können oder was wohlhabende New Yorker im Alter eben so tun. Nicht mit Iris und Carl. Weil sie nichts mehr liebte als mit ihren vielen Armreifen, ihren extravaganten Brillen, ihren farbenprächtigen Kleidern unter Menschen zu gehen, war das Jahr 2005 für Iris Apfel wohl eines der schönsten. Da widmete das Kostüminstitut des New Yorker Metropolitan Museums ihr eine Ausstellung, die zum Megaerfolg wurde. Und sie selbst zum Star. „Das war ein Geschenk des Himmels, denn nachdem ich in Rente gegangen war, lag mein Sozialleben am Boden.“ Sie und Carl wurden zu Fixsternen auf Vernissagen, Modenschauen, Partys. Iris wurde für Werbekampagnen gebucht, posierte als Model, entwarf Schmuck für ältere Menschen, der die Gesundheit überprüft und im Notfall einen Krankenwagen ruft. Auch ein Dokumentarfilm entstand, der Titel: „Iris“.

Und auf Social Media tobte sie sich aus. Es heißt „An Apple a Day keeps the Doctor away“. Jeden Tag eine Dosis Iris Apfel auf Instagram – das sparte Hausarzt und Psychotherapeuten. Ihre Kreativität, ihre Lebensklugheit, ihre direkte Art schenkten mehr als drei Millionen Followern ein bisschen mehr Gelassenheit. Dabei nutzte sie selbst die Sozialen Medien zwar, ließ sich aber nicht davon benutzen. „Die Menschen verbringen ihr Leben damit, auf Knöpfe zu drücken. Sie benutzen ihre Fantasie nicht mehr“, kritisierte sie. Nicht einmal zur Liebe seien die jungen Leute in der Lage: „Die Paare sitzen im Restaurant, doch statt zu reden, spielen sie mit ihren Maschinen.“ Sie wusste, wie es anders geht. Ein Leben voller Liebe hat geendet. Man hofft sehr, dass ihre positive Energie bleibt. Und Stil, Witz, Geist niemals aus der Mode kommen.