„Leuchttürme des Ehrenamts“: Bayerns Sozialministerin besucht Dachauer Tafel
Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf hat die Dachauer Tafel besucht und sich beeindruckt von der Arbeit dort gezeigt. Doch es gibt nicht nur Grund zur Freude.
Dachau – „Tafel sind Leuchttürme des Ehrenamts“, sagte Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf bei ihrem Besuch gestern bei der Dachauer Tafel. Die CSU-Politikerin bedankte sich bei den Verantwortlichen für deren Engagement, nahm sich viel Zeit für einen Blick hinter die Kulissen der Tafel und half zum Schluss ihres Besuches noch bei der Ausgabe mit. Auch den Schnäppchenmarkt im Obergeschoss der Tafel-Unterkunft in der Brunngartenstraße ließ die Ministerin nicht aus. Sie zeigte sich beeindruckt von dem riesigen Angebot, das die Mitarbeiter unter der Leitung von Brigitte Solleder bieten können.
Scharf betonte, dass der Freistaat mit einer Million Euro jährlich die bayerischen Tafeln unterstütze. Denn bayernweit gingen die Sach- und Geldspenden aus der Bevölkerung seit Jahren zurück. In Dachau ist die Situation derzeit noch besser, was auf den „intensiven Einsatz der Tafelleitung zurückzuführen ist“, betont das BRK, das zusammen mit Stadt Dachau und dem Landkreises Dachau für das Projekt verantwortlich ist. Jedoch stelle man auch in Dachau einen Rückgang fest.
Weniger Spenden, mehr Bedürftige, trotzdem schafft es die Dachauer Tafel unter Leitung von Edda Drittenpreis und Albert Solleder, mit seinem 49-köpfigen Team wöchentlich zwischen 100 und 240 Personen mit hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen.
Ärger mit Tafel-Kunden: „Viele sind dankbar, andere dagegen sehr wählerisch“
Allerdings: „Viele Kunden sind dankbar, andere dagegen sehr wählerisch“, registriert Regina Heeg, die sich seit 14 Jahren bei der Tafel engagiert, bei der Ausgabe die Berechtigungskarten kontrolliert und alles dokumentiert. Vor allem am Monatsanfang und in den Schulferien lasse das Interesse deutlich nach. Viele, die einen Anspruch auf kostenlose Lebensmittel hätten, würden dann trotz Anmeldung einfach nicht kommen, beanstanden Drittenpreis und Heeg.
Probleme gibt es auch mit dem Mindeshaltbarkeitsdatum. Schriftliche oder mündliche Erklärungen in vielen Sprachen, dass die Produkte auch dann noch einwandfrei seien, wenn das Datum abgelaufen ist, fruchteten selten, so Drittenpreis und Heeg: „Die Waren werden teilweise gar nicht angenommen.“ Viele Kunden seien sogar der Meinung, die Tafel kaufe für die Ausgabetage frisch ein, erzählt Drittenpreis. Auch die Erklärung, dass es sich bei den Lebensmitteln um Spenden handelt, stoße nicht immer auf Verständnis.
Trotz aller Schwierigkeiten, das Team der Tafel engagiert sich Woche für Woche. Jährlich kommen so 20 000 Stunden an ehrenamtlich geleisteter Arbeit zusammen. Für das leibliche Wohl der Mitarbeiter sorgt Heiner Weiß, Koch im Ruhestand. Als große Familie essen die Tafel-Mitarbeiter nach getaner Arbeit gemeinsam, tauschen sich aus und feiern auch gemeinsam Weihnachten.
SIMONE WESTER