Klitschko: "Selenskyj zahlt für die Fehler, die er gemacht hat"

imago images 0364582613 Vergrößern des Bildes Vitali Klitschko: Der Bürgermeister von Kiew hat den ukrainischen Präsidenten scharf kritisiert. (Quelle: ARCHEOPIX/imago images)
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Tag 647: Der ehemalige ukrainische Präsident Petro Poroschenko darf nicht ausreisen. Russland verringert offenbar Angriffe bei Awdijiwka. Alle Infos im Newsblog.

Soldaten erschossen? Ukraine wirft Russland Kriegsverbrechen vor

12.51 Uhr: Die Ukraine wirft Russland vor, sich stellende ukrainische Soldaten erschossen und damit ein Kriegsverbrechen begangen zu haben. In sozialen Medien war ein Video aufgetaucht, das einen Soldaten zeigt, der mit erhobenen Händen aus einem Unterschlupf herauskommt und sich anschließend auf den Boden legt. Im folgt ein zweiter Soldat, der sich ebenfalls hinlegt. Die russischen Soldaten eröffnen anscheinend das Feuer und das Video bricht ab.

"Die Hinrichtung von sich Ergebenden ist ein Kriegsverbrechen!", schreibt der Ombudsmann der Ukraine für Menschenrechte, Dmytro Lubinets, auf Telegram. Das russische Verteidigungsministerium reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage zur Stellungnahme. Russland hat in der Vergangenheit stets dementiert, Kriegsverbrechen zu begehen.

Die Nachrichtenagentur Reuters konnte die Echtheit, das Datum und den Ort, an dem das Video aufgenommen wurde, nicht unabhängig überprüfen. Der ukrainischen Staatsanwaltschaft zufolge ereignete sich der Vorfall im Distrikt Pokrowsk, ein Teil der Oblast Donezk, in der Nähe des heftig umkämpften Awdijiwka.

Klitschko kritisiert Selenskyj: Kann nicht ewig Volk anlügen

12.36 Uhr: Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hat dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ungewöhnlich deutlich "Fehler" vorgeworfen. "Die Leute fragen sich, wieso wir auf diesen Krieg nicht besser vorbereitet waren. Wieso Selenskyj bis zum Schluss verneinte, dass es dazu kommen werde", sagt Klitschko dem schweizerischen Nachrichtenportal "20 Minuten". "Es gab zu viele Informationen, die sich mit der Realität nicht deckten", sagt der Ex-Boxweltmeister, der um mehr Ehrlichkeit warb mit Blick auf die wahre Lage der Ukraine in ihrem Kampf gegen Russlands Angriffskrieg. "Selenskyj zahlt für die Fehler, die er gemacht hat", so Klitschko.

"Selbstverständlich können wir euphorisch unser Volk und unsere Partner anlügen. Aber das kann man nicht ewig machen", sagt Klitschko weiter in dem Interview, das am Sonntag mehrere ukrainische und russische Medien aufgriffen. Der 52-Jährige stellt sich auch demonstrativ auf die Seite des ukrainischen Oberkommandierenden der Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, der zur Verärgerung Selenskyjs unlängst von einer Pattsituation in dem Krieg gesprochen hatte.

Die Ukraine sei in einer Sackgasse, hatte Saluschnyj erklärt. "Er hat die Wahrheit gesagt", sagte Klitschko. "Manchmal wollen die Menschen die Wahrheit nicht hören. Aber letztlich ist er verantwortlich. Er hat erklärt und begründet, wie die Lage heute ist." Gleichzeitig sicherte er Selenskyj Unterstützung zu – bis zum Kriegsende. "Der Präsident hat heute eine wichtige Funktion, und wir müssen ihn bis zum Kriegsende unterstützen. Aber am Ende dieses Krieges wird jeder Politiker für seine Erfolge oder Misserfolge zahlen."

Bericht: Russland und Ukraine planen gegenseitige Besuche bei Kriegsgefangenen

9.24 Uhr: Russland und die Ukraine planen einem Medienbericht zufolge Visiten bei Kriegsgefangenen der jeweils anderen Seite. "Russische Militärangehörige werden auf der ukrainischen Seite besucht. Ukrainische Militärangehörige werden auf der russischen Seite besucht", sagt die russische Menschenrechtskommissarin Tatjana Moskalkowa laut der russischen Nachrichtenagentur RIA.

Es werde mehrere solcher Visiten geben. Zusammen mit dem ukrainischen Ombudsmann für Menschenrechte, Dmytro Lubinets, habe sie bereits einen Zeitplan dafür.

Ukraine: Luftwaffe wehrt Drohnen ab

7.37 Uhr: Laut der ukrainischen Luftwaffe hat es in der Nacht russische Drohnenangriffe auf den Nordwesten des Landes gegeben. Die meisten Drohnen konnten aber über dem Süden der Ukraine bei Mykolajiw abgeschossen werden, wie das Militär weiter mitteilt.

Insgesamt hat Russland demnach zwölf Drohnen gestartet, von denen zehn vor Erreichen ihrer Ziele zerstört werden konnten. Russland habe die Ukraine auch mit einem Marschflugkörper angegriffen, der sein Ziel aber ebenfalls nicht erreicht habe. Was mit den zwei nicht zerstörten Drohnen und dem Marschflugkörper passiert ist, ist unklar.

Berichte über Schäden liegen zunächst nicht vor. Russland hatte sich vorerst nicht zu der Darstellung geäußert. Bei den Drohnen handelt es sich laut der ukrainischen Luftwaffe um Flugkörper des Typs Schahed aus iranischer Produktion.

Ukraine: Russland halbiert Zahl der Angriffe

2.20 Uhr: Russland habe seine Angriffe auf Awdijiwka in den vergangenen 24 Stunden halbiert, sagt der ukrainische Militärsprecher Oleksandr Stupun im Staatsfernsehen. Das sei auf hohe Verluste zurückzuführen. Außerhalb des Stadtzentrums in der sogenannten Industriezone würde aber weiter heftig gekämpft. Russische Kriegsblogger berichten, das Gebiet sei inzwischen unter russischer Kontrolle. Reuters konnte zunächst keine der Aussagen verifizieren. Unklar bleibt weiterhin, wer die Stadt Marinka kontrolliert.