Polizei meldete Vorfall nicht: Nach Raubüberfall fühlt sich 85-Jähriger nicht mehr sicher

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Aus der Vogelperspektive: Ein Ausschnitt von Taufkirchen am Wald mit dem Quartier am Bahnhof. © Marcus Schlaf

Ein 85-jähriger Taufkirchner ist bereits im August bei einem Überfall in seinem Wohnort ausgeraubt worden. Die Polizei hat darüber nicht berichtet und begründet dies mit laufenden Ermittlungen.

Taufkirchen - Sechs Wochen nach dem Überfall trifft sich Herr T. wieder mit seinen Freunden zum Stammtisch. Auf dem Heimweg spürt er ein mulmiges Gefühl im Bauch. „Ich fühle mich nicht mehr sicher“, sagt der 85-Jährige. Die Erinnerung von jenem Donnerstagabend kann er nicht vergessen. Herr T. ist einer von mehreren Senioren, die in Taufkirchen seit Februar brutal überfallen wurden. Ein Freund meldete sich beim Münchner Merkur und stellte den Kontakt zum Opfer her. Die Polizei hatte über diesen und andere Fälle nicht berichtet und die Vorkommnisse erst auf Nachfrage bestätigt.

Es war der 28. August, als sich Herr T. wie jeden Donnerstagabend an der Bushaltestelle in Taufkirchen von seinem Freund verabschiedete. Seit 20 Jahren bringen ihn Bus und S-Bahn zum Stammtisch an den Marienplatz. Von der Haltestelle zu ihm sind es fünf Minuten. Als Herr T. an diesem Abend in seine Garageneinfahrt einbog, sah er die Täter. Der 85-Jährige hatte keine Chance. Sie kamen auf ihn zu und schlugen auf ihn ein. Er verlor das Bewusstsein. Die Täter stahlen Handy und Geldbörse. Darin Kreditkarten und Bargeld. Dann flohen sie.

Zuhause den Notarzt gerufen

Als ein Nachbar seinen Müll vor die Tür brachte, entdeckte er Herrn T. auf der Straße. Er brachte ihn in die Wohnung, wo seine Frau den Notarzt rief. Das Krankenhaus behandelte seine Kopfverletzung und Prellungen. Sechs Wochen später gehe es ihm körperlich gut. Aber der Schock sitzt tief. „So etwas hätte ich nie in meiner Gemeinde erwartet.“

Nicht der einzige Vorfall

Es war nicht der einzige Vorfall in diesem Monat. Eine Gruppe von jungen Männern hatte im August mehrere ältere Menschen in der Siedlung am Wald überfallen und ausgeraubt. Manche von ihnen stahlen Handtaschen aus dem Korb von Radfahrern. Mittlerweile konnte die Münchner Kriminalpolizei fast alle Tatverdächtigen ermitteln, wie das Präsidium auf Merkur-Anfrage mitteilt. Öffentlich hatte die Polizei bisher laut eigenen Angaben nicht berichtet, um „die Ermittlungen nicht zu gefährden“. Noch sei das Verfahren nicht abgeschlossen.

Haupttäter wohl in Haft

Der jugendliche Haupttäter sitzt mittlerweile in Haft. Das Kriminalamt konnte ihn nach dem letzten brutalen Raubüberfall fassen. Er hatte die Kreditkarte von Herrn T. an einer Tankstelle benutzt. „Seit dieser Festnahme kam es zu keinen weiteren Vorfällen mehr“, sagt eine Sprecherin. Herr T. ist erleichtert. Aber er wird noch Zeit brauchen, um sich in seiner Siedlung wieder ganz sicher zu fühlen.

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