Studie errechnet Datum der nächsten Eiszeit – Zyklus „dramatisch verschoben“

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Die nächste Eiszeit müsste in den kommenden 10.000 Jahren einsetzen – aber der Klimawandel bringt den natürlichen Takt durcheinander. (Symbolbild) © Michael Runkel/IMAGO

Forschern ist ein großer Durchbruch gelungen. Sie konnten berechnen, wann die nächste Eiszeit kommt. Ein Faktor macht die Prognose jedoch unsicher.

München – Im Laufe der Weltgeschichte wechseln sich wärmere Phasen und Eiszeiten immer wieder ab. Dieses natürliche Gleichgewicht wird jedoch durch den menschengemachten Klimawandel gestört und hat laut einer aktuellen Studie auch Auswirkungen auf die nächste Eiszeit.

In 10.000 Jahren ist es soweit: Forschern gelingt Berechnung der nächsten Eiszeit

Ein internationales Forschungsteam, zu dem auch das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung gehört, hat sich mit der Frage beschäftigt, wann die nächste Eiszeit eintreten wird. In ihrer Studie scheinen sie das große Rätsel der Eiszeiten gelöst zu haben, indem sie eine zuvor nur vage erkannte Gesetzmäßigkeit entschlüsselt haben.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die nächste Eiszeit in den kommenden 10.000 Jahren erwartet wird. Der Rhythmus der Eiszeiten auf der Erde ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis eines präzisen Zusammenspiels von Erdachsenneigung, Taumelbewegung und der Form der Erdumlaufbahn um die Sonne. Diese unterschiedlichen Zyklen beeinflussen die Intensität der Sonneneinstrahlung auf die Erde. Die Grundlage dieser Erkenntnisse bildet die Theorie der Milankovitch-Zyklen, die die Auswirkungen veränderter Erdbewegungen auf das Klima beschreiben, jedoch bisher nicht bewiesen wurden.

Forscher entschlüsseln Milankovitch-Zyklen – „Gefundenes Muster ist reproduzierbar“

Durch die Analyse von Beginn und Ende der Eiszeiten in den letzten 800.000 Jahren konnten die Forscher besser verstehen, welche Faktoren entscheidend für den Beginn und das Ende einer Eiszeit sind. „Unsere Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die Eiszeitzyklen des mittleren bis späten Pleistozäns (Erdzeitalter vor etwa 2,4 bis 1,6 Millionen Jahren, Anm.d.R.) weitgehend deterministisch sind“, heißt es in der Studie. Dies ermöglicht erste Prognosen über die natürliche Zukunft des Erdklimas, allerdings unter der Annahme, dass menschliche Einflüsse fehlen.

Stephen Barker, einer der Studienautoren, erklärt auf dem Fachportal Eurekalert: „Das von uns gefundene Muster ist so reproduzierbar, dass wir eine genaue Vorhersage treffen konnten, wann jede Zwischeneiszeit der letzten Millionen Jahre eintreten würde und wie lange sie dauern würde.“ Demnach sollte die nächste Vereisung in etwa 10.000 Jahren beginnen und in 66.000 Jahren enden. Derzeit befindet sich die Erde in einer Zwischeneiszeit, dem Holozän.

Berechnung rechnet Klimawandel noch nicht ein – Könnte zu deutlicher Verzögerung führen

Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass die Eiszeit tatsächlich in 10.000 Jahren beginnt. Barker betont, dass sich der Zeitplan „dramatisch verschoben“ habe. Der Grund dafür ist der aktuelle Kohlendioxid-Gehalt in der Erdatmosphäre, der sich auf dem „höchsten Stand seit mindestens 800.000 Jahren“ befindet. Der menschengemachte Klimawandel stört den natürlichen Rhythmus.

Trotz der potenziell schwierigen Folgen einer Eiszeit sei dies kein „positives Ereignis“, warnt Barker. Die Emissionen könnten verheerende Auswirkungen haben, wie den Anstieg des Meeresspiegels, das Abschmelzen der Antarktis oder das Aussterben zahlreicher Tier- und Pflanzenarten. Zukünftig soll untersucht werden, wie weit der menschliche Einfluss auf das Klima reicht. Steigende Temperaturen könnten jedoch auch eine Eiszeit in Europa auslösen, wenn das Schmelzen des Eises am Nordpol den Nordatlantikstrom, die „Warmwasserheizung Europas“, stört. (moe/sp)

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