Vor Assad-Sturz: Iran schlug Verhandlungen mit der Türkei vor – Syrischer Diktator lehnte ab
Syriens Ex-Diktator Assad soll bis zum Ende Verhandlungen abgelehnt haben, behauptet Irans Außenminister. Die Rolle des Mullah-Regimes spielte er herunter.
Teheran – Der ehemalige syrische Diktator Baschar al-Assad soll auch kurz vor seinem Sturz Anfang Dezember nicht zu Verhandlungen bereit gewesen sein. So schilderte es zumindest der iranische Außenminister Abbas Araghtschi gegenüber dem ägyptischen Fernsehsender Al Ghad TV. Er habe die Assad-Regierung „wiederholt“ zu Verhandlungen mit der Türkei oder der Opposition aufgefordert, behauptete der Außenminister des Mullah-Regimes. Doch Assad habe Verhandlungen persönlich abgelehnt, hieß es in dem am Freitag (27. Dezember) veröffentlichten Gespräch.
„Schlächter von Aleppo“ bereits vergessen? Irans Außenminister spielt Rolle der Mullahs in Syrien herunter
Das Assad-Regime war ein zentraler Verbündeter des Irans im Nahen Osten. Anfang Dezember stürzte eine von Dschihadisten geführte und von der Türkei unterstützte Rebellenallianz Assad. Iran habe das Ende des Assad-Regimes mit „freundschaftlichen Ratschlägen“ begleitet, spielte Araghtschi die Rolle seiner Regierung im Krieg in Syrien herunter. Noch kurz vor Assads Sturm entsandte der Iran General Dschawad Ghafari, der wegen seiner Brutalität in der Schlacht um die syrische Großstadt Aleppo 2016 als „Schlächter von Aleppo“ bekannt wurde.
Irans Oberster Führer Chamenei hetzt gegen Syriens Übergangsregierung, Israel und die USA
Am Sonntag (22. Dezember) rief der Oberster Führer des iranischen Regimes, Ajatollah Ali Chamenei, die Jugend Syriens zum Widerstand gegen die Übergangsregierung in Syrien auf. Wie auch bereits in diversen iranischen Staatsmedien verbreitet, behauptete er, dass die israelische und US-amerikanische Regierung hinter dem Sturz des Assad-Regimes stünden.
Im Gegenteil deutete kurz nach Assads Sturz vieles darauf hin, dass die USA und Israel mindestens von der Geschwindigkeit des Regime-Zusammenbruches überrascht waren. Das berichtete etwa die britische BBC. Antisemitismus und die Vernichtung Israels als jüdischem Staat ist zentrales Element der Staatsideologie Teherans. Syriens Übergangsregierung warnte Irans Regierung vor weiterer Einmischung.
Lage in Syrien: Tote Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Assad-Anhängern
In Syrien blieb die Situation am Freitag unübersichtlich: Bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Anhängern der Assad-Regierung sollen nach Angaben der syrischen Staatsnachrichtenagentur Sana, der Übergangsregierung und der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in Großbritannien mehrere Sicherheitskräfte und Assad-Anhänger getötet worden. Israels Militär rückte nach dem Sturz Assads in die demilitarisierte Zone, die die beiden Ländern auf den Golanhöhen trennt, ein und besetzte weitere Teile, der teils völkerrechtswidrig annektierten Hochebene.
Nordost-Syrien: Erdogans Dschihadisten greifen Selbstverwaltung der Kurden an
Im Nordosten des Landes führt die von der Türkei unterstützte Dschihadisten-Miliz „Syrische Nationale Armee“ Krieg gegen die kurdische Selbstverwaltung. In der Region liegen die Gefangenenlager, in den tausende Mitglieder der Terrororganisation IS seit dessen Zusammenbruch eingesperrt sind. Seit Tagen rechnet die kurdische Selbstverwaltung mit einem direkten Angriff aus der Türkei, die in der Region Truppen zusammengezogen hat. Wie bereits vor dem Fall Assads leben weiterhin weite Teile der Bevölkerung Syriens in bitterer Armut. (kb mit Material von afp und dpa)