TV-Propagandist Solowjow: Harte Reaktion auf Lügen-Vorwurf in Talkshow
Russland-Propagandist Solowjow schießt gegen einen Talkshow-Gast. Der überschritt eine Grenze des Putin-Freunds. Die Konfrontation lässt aufhorchen.
Moskau – Wladimir Solowjow, ein bekannter Propagandist und Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin, ist berüchtigt für seine Fähigkeit, seine Standpunkte zu ändern, was ihm den Spitznamen „Chamäleon“ einbrachte. Trotz seiner Anpassungsfähigkeit legt der TV-Star großen Wert auf seine Glaubwürdigkeit. Als Witali Tretjakow, Dekan der Hochschule für Fernsehen der Staatsuniversität Moskau, ihn in einer kürzlichen Talkshow-Episode der Lüge bezichtigte, reagierte Solowjow prompt und direkt.
In der hitzigen Debatte über repräsentative Demokratie zwischen Tretjakow und dem russischen Politikwissenschaftler Dmitri Kulikow war Solowjow eigentlich nicht aktiv beteiligt. Doch als er als Moderator eingriff und Tretjakow vorwarf, er würde nach den Sendungen die Experten und ihre Aussagen beurteilen, überschritt Tretjakow eine Grenze. „Sie lügen!“, konterte er Solowjow, wie ein Videoausschnitt des Youtube-Kanals Russian Media Monitor mit englischem Transkript zeigt.

Bei Lügen hört der Spaß auf: Putin-Freund Solowjow zieht Konsequenzen für Vorwurf
Die Reaktion von Solowjow, der seit langem Talkshow-Moderator im russischen Staatsfernsehen ist, ließ nicht lange auf sich warten und war heftig: „Wenn Sie die Dreistigkeit besitzen, mich der Lüge zu bezichtigen, verstehen Sie entweder nicht, was Sie sagen, oder Sie haben völlig aufgehört, die Bedeutung von Worten zu verstehen.“ Solowjow ist bekannt für seine Drohungen und Hetze, insbesondere im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg, doch selten richtete er sich dabei bisher an seine eigenen Gäste.
„Ich erlaube nicht, dass man so mit mir spricht. Sie können arbeiten, Sie können sprechen, Sie können existieren, aber bitte vergessen Sie meine Existenz. Niemand darf mich der Lüge bezichtigen“, fuhr der Moderator fort. Als Tretjakow den Raum verließ, drohte Solowjow ihm noch mit einer Anklage. „Sie müssen mich nicht mit Ihren Verbindungen erschrecken“, entgegnete Tretjakow.
In der Vergangenheit hatte Solowjow bereits ähnlich deutlich auf einen angeblichen Lügen-Vorwurf eines Zuschauers reagiert. „Wenn du in Russland bist, werden wir dich finden. Wir werden alles über dich herausfinden. Du wirst keinen Frieden mehr kennen“, antwortete der Propagandist damals bei einer Ausstrahlung im russischen Staatssender Rossija 1.
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Putin-Freund argumentiert: Russland-Anführer braucht Vertrauen
Nachdem Solowjow seinen Kritiker aus der Sendung geworfen hatte, nahm er Stellung zur vorherigen Diskussion über repräsentative Demokratie. „Ich denke und bin zutiefst davon überzeugt, dass die Idee einer repräsentativen Regierung zutiefst fehlerhaft ist, weil sie eine begrenzte Fähigkeit desjenigen voraussetzt, der repräsentiert wird“, hatte der Politikwissenschaftler Kulikow zuvor gesagt.
Solowjow argumentierte, dass es keine Notwendigkeit für eine Aufteilung der Repräsentation zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen gebe und verglich die Übernahme eines Amtes mit einem Urteil von Gott. „Wenn er in seinem letzten Moment Gott antwortet, antwortet er für seinen gesamten Lebensweg“, begann der Putin-Propagandist.
„Wenn ein Mann in die Regierung geht, wenn er gewählt wird“, so Solowjow, komme es zu einem Punkt, an dem auch die Bevölkerung aufgrund des Lebenswegs sage: „Wir vertrauen dir“. Der Moderator stellte die Wahl in Russland im März als Eid auf Wladimir Putin dar.
„Frage der Persönlichkeit“ bei Regierung: Putin-Scherge nennt Nationalsozialismus höchste Entwicklungsstufe Deutschlands
Wer das sei, sei eine „Frage der Persönlichkeit“, erklärte Solowjow. Er plädierte in der Debatte um Regierungssysteme „zu absoluten reinen Formen. Wenn alles Oberflächliche abgelegt wird.“ Als ein Talkshow-Gast entgegnete, dass auch Hitler eine Agenda gehabt habe, „die zu Deutschland passte“, entgegnete Solowjow: „Ich spreche von reinen Formen. Das ist übrigens der Grund, warum man sagt, der deutsche Nationalsozialismus ist die höchste Entwicklungsstufe in dieser Linie der deutschen Gesellschaft.“
Der Moderator, der in einer jüdischen Familie geboren wurde, zeigte sich auch hier nicht zum ersten Mal als Hitler-Freund. Gleichzeitig nutzte er Hitler-Vergleiche auch, um andere Politiker anzugreifen. Auch den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verglich Solowjow bereits mit Hitler. (lismah)
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