Günstiger Wohnraum statt Abriss: Grüne wollen altes Krankenhaus retten
Es könnte auf das erste Bürgerbegehren in der Geschichte von Lenggries hinauslaufen. Zumindest ziehen die Grünen diesen Schritt in Erwägung, um das alte Krankenhaus vor dem Abriss zu bewahren. Als Erstes soll sich nun aber eine Bürgerinitiative formieren.
Lenggries – Um die Zukunft des Gebäudes, das 1881 errichtet worden war, ging es am Mittwochabend am „Grünen Tisch“ im Gasthaus Altwirt. Wie berichtet, soll das Haus, das derzeit noch das Kreispflegeheim beherbergt, nach Fertigstellung des neuen Pflegeheims abgerissen werden. Besiegelt ist dieses Schicksal schon allein aus Brandschutzgründen auf jeden Fall für den erst später errichteten Erweiterungsbau. Er steht zu nah am Neubau. Erhalten werden soll nach Meinung der Grünen der Bereich, der bis 1975 als Krankenhaus diente. „Es ist ein ganz wichtiger Ort für Lenggries. Viele sind dort geboren worden“, sagte Ortssprecherin Sibylle Reuter. „Es ist ein Ort, über den bestimmt die Hälfte der Lenggrieser Ü50 eine Geschichte erzählen kann“, ergänzte Klaus Hanus. Beispielsweise hätten sich seine Eltern im damaligen Krankenhaus kennengelernt.
Für die Umwandlung in Wohnungen gibt es Förderprogramme
Statt Abriss plädieren die Grünen für Sanierung und Umwandlung in günstigen Wohnraum. Reuter – sie ist Architektin – hat ein ähnliches Projekt 1998 in Liebenwalde, nördlich von Berlin, schon einmal verwirklicht. Dort entstanden 16 öffentlich geförderte Wohnungen. „Das war eine ähnliche Größenordnung wie jetzt in Lenggries“, sagte Reuter.
Die Gemeinde hatte in der Vergangenheit immer damit argumentiert, dass die Kosten einer Generalsanierung bei etwa 80 bis 85 Prozent eines kompletten Neubaus liegen. „Das heißt also, ein Neubau wäre immer noch um 15 Prozent teurer“, hielt ein Zuhörer dagegen. Zumal es für Projekte wie dieses auch Fördermöglichkeiten gebe, ergänzte der Fürstenfeldbrucker Landtagsabgeordnete Andreas Birzele, der in Lenggries zu Gast war. Er hatte auch gleich zwei passende Programme herausgesucht, die man auch an die Gemeinde weiterleiten könne.
Gründung einer Genossenschaft wäre denkbar
Wenn die Kommune mit Blick auf die klammen Kassen partout nicht selbst tätig werden wolle, könnten das auch Bürger in Form einer Genossenschaft übernehmen. Die Gemeinde müsste dann nur das Grundstück in Erbpacht zur Verfügung stellen, erklärte Thomas Rehling. Ein „Fan“ von Genossenschaften ist Ortssprecher Werner Hüttl. „Es ist demokratisch, und ich sehe das als echte Bürger-Beteiligungsmöglichkeit.“ Und letztlich brauche es in Lenggries mehr günstigen Wohnraum – auch für Pflegekräfte, Erzieher oder anderes Personal. „Gebaut werden hier nur Doppelhäuser, aber eine Doppelhaushälfte kann sich einfach nicht jeder leisten“, sagte Hüttl. Aus seiner Sicht sei es vollkommen sinnfrei, das Gebäude abzureißen. „Das kostet nur Geld und bringt nichts.“
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Zunächst soll unter anderem versucht werden, den Lenggrieser Gemeinderat davon zu überzeugen, Alternativen zum Abriss in Erwägung zu ziehen. Für die Grünen ist das nach dem Bruch mit ihren drei gewählten Gemeinderäten – sie firmieren mittlerweile als Unabhängige Fraktion – nicht ganz so einfach, „und die Stimme des Bürgers ist lästig“, fasste Hüttl seine bisherigen Erfahrungen zusammen.
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Bürgerinitiative ist in Gründung
Geplant ist zudem, dass sich eine Bürgerinitiative formieren wird, um das Thema auch in die Bevölkerung zu tragen. „Wir wollen erreichen, dass das Anliegen eine breite Mehrheit in der Lenggrieser Bürgerschaft findet und gehen davon aus, dass das auch gelingt, weil wir viele gute Gründe für den Erhalt des Gebäudes und eine Wohnnutzung sehen und weil uns noch kein Argument vorgelegt wurde, das klar dagegen spricht“, sagt Werner Hüttl. In den kommenden Tagen werde sich die Bürgerinitiative zu ihrer konstituierenden Sitzung treffen. Als letztes Mittel können sich die Grünen aber auch vorstellen, sich mit dem Thema Bürgerbegehren und Bürgerentscheid näher zu befassen.