Staatsanwältin zerlegt Callcenter-Betrüger: Junge Leute wollen „schnell viel Geld verdienen“

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Ein Bandenboss posiert mit der Beute. © Archiv

11,5 Millionen Euro Beute machten Telefon-Betrüger allein im Jahr 2024 in München. Eine Staatsanwältin erklärt die Motive der Banden – und wie sie ihre Strukturen nachbesetzen.

München – Fast jede Woche gibt es neue Fälle – und seit Jahren machen Telefon-Betrüger in München fette Beute. Allein 11,5 Millionen Euro betrug der Schaden 2024 in München. Opfer der Maschen wie Schockanruf oder Falsche Polizisten werden in aller Regel Senioren. Die, wenn sie überlistet werden, oft ihr gesamtes Vermögen verlieren.

Millionenschäden jedes Jahr in München

Bis zu sechs Millionen Euro betrug laut der Staatsanwaltschaft München I in einem Einzelfall der größte Schaden, den es bisher in der Region München je gab. „Die Täter sind hochprofessionell“, sagt Thomas Schedel, leitender Ermittler beim Polizeipräsidium München. Sie rufen aus dem Ausland in München an und geben sich als Polizist oder Staatsanwalt aus, der angeblich das Geld der Senioren sichern müsse – weil sie auf der Liste von Einbrechern stehen oder ein Angehöriger einen tödlichen Unfall verursacht habe und nun eine Kaution fällig werden.

Bei jeder Razzia werden immense Vermögenswerte festgestellt.
Bei jeder Razzia werden immense Vermögenswerte festgestellt. © Archiv

Die Täter haben kein Gewissen

Beides schlimme Lügen! Doch die Täter haben kein Gewissen – und sind getrieben von grenzenloser Gier. Viele wachsen in Clan-Familien hinein, weiß der renommierte Münchner Strafverteidiger Thomas Pfister. Es handele sich teil um „Menschen, die nie etwas anderes gelernt hätten, als kriminell zu sein.“ Und: „Sie wissen genau, was sie tun.“

Razzia im Callcenter
Handys, Waffen und Geld stellten Ermittler bei einer Razzia fest. © Archiv

Ermittler haben zunehmend Erfolg: 87 Fälle konnten seit 2023 zur Anklage gebracht werden

Doch immer öfter gelingt es Münchner Ermittlern inzwischen die Täter zu schnappen. „In den Jahren 2023, 2024 und 2025 haben wir 87 Beschuldigte im Bereich des Callcenterbetrugs (Falsche Polizeibeamte / Schockanruf) angeklagt und haben aktuell noch 18 Beschuldigte in Untersuchungshaft, in deren Fällen die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind“, sagt Juliane Grotz von der Staatsanwaltschaft München I.

Betrug am Telefon: In Izmir in der Türkei hoben die Ermittler das Callcenter aus.
In München machten die Fake-Polizisten Millionen: In Izmir in der Türkei hoben die Ermittler das Callcenter aus, es kam zu etlichen Festnahmen. © Sigi Jantz

Werden Strukturen in den kriminellen Callcentern zerschlagen, wachsen die Strukturen allerdings schnell nach. „Die Anwerbung neuer Mitglieder erfolgt teilweise über Social Media, z. B. Telegram oder Instagram, wo in der Regel junge Leute durch die Möglichkeit schnell viel Geld zu verdienen angelockt werden“, sagt Grotz. „Teilweise erfolgt aber auch eine Rekrutierung von neuen Mitgliedern im Rahmen des Familienverbandes oder aber über Bekannte oder Freunde.“

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