In 100 Jahren viel mitgemacht: Anna Weber aus Moosburg ist bereits Ur-Ur-Oma

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Sie pflanzt normalerweise gerne selbst, diesmal bekam sie aber Blumen geschenkt: Anna Weber, bereits zweifache Ur-Ur-Oma, feierte am Dienstag ihren 100. Geburtstag. © Forster

Mit ihrem 100. Geburtstag durfte Anna Weber in Moosburg jetzt einen besonderen Ehrentag feiern. Die Seniorin blickt dabei auf ein bewegtes Leben zurück.

Moosburg – Dass sich auf ihrem Gabentisch Präsente und Karten vom Bürgermeister bis zum Bundespräsidenten stapeln, hat einen guten Grund: Anna Weber feierte diesen Dienstag ihren 100. Geburtstag. Sie ist bereits eine Ur-Ur-Oma und zählt laut Ortschef Josef Dollinger „auf jeden Fall zu den Top 5 der ältesten Moosburger“, wie er bei seinem Gratulationsbesuch freudig erklärt.

In der Dreirosenstadt lebt Anna Weber allerdings erst, seit sie vor zwei Jahren aus Langenbach ins Seniorenzentrum Pichlmayr am Moosburger Stadtwald gezogen ist. An ihrem Ehrentag lauscht sie nun aufmerksam den Gesprächen ihrer Gäste – nur mit dem selbst Sprechen klappt es nicht mehr so recht. Daher blicken ihre beiden Söhne Hans und Hermann für sie zurück und erzählen aus dem langen Leben ihrer Mutter.

Der Krieg macht die Familie zu Flüchtlingen

Anna Schneider, so ihr Mädchenname, kommt am 16. Januar 1924 in Hercegtöttös in Ungarn zur Welt. Die Eltern sind Bauern, nach der Schulzeit geht es zur Arbeit auf den Hof. Die Familie, zu der noch ein Bruder von Anna zählt, gehört den Donauschwaben an – und so ereilt die Schneiders das Schicksal vieler Menschen im Zuge des Zweiten Weltkriegs: Sie werden aus ihrer Heimat vertrieben.

Der Weg führt erst nach Freiberg bei Dresden, doch als die DDR ausgerufen wird, flieht die Familie erneut. Es folgt eine harte Zeit in einem Flüchtlingslager in Geisenfeld bei Pfaffenhofen. Inzwischen ist auch Jakob Weber aus seiner Kriegsgefangenschaft in Russland zurück: der Mann, den Anna in jungen Jahren noch während des Kriegs geheiratet hat. In einer Einöde bei Geisenfeld bekommt das Paar Arbeit und eine Bleibe. Sohn Hans, heute 81, erinnert sich „an die schöne Zeit dort: viel besser als drüben im Lager“.

Mit harter Arbeit eine neue Existenz aufgebaut

Die Webers sind fleißige Leute. Wenn Jakob Urlaub hat, werkelt er in Langenbach weiter. Denn dorthin hat es Anna Webers Vater Alois verschlagen. Und da wollen auch seine Kinder sesshaft werden. Also wird ein Haus gebaut. „Natürlich anders als heute“, erzählt Hans Weber. „Der Grund wurde von Hand ausgehoben, und der Bau hat einige Jahre gedauert.“ 1964 kann das Haus in der Drosselstraße schließlich bezogen werden.

Da nun zwei Kinder auf der Welt sind, bleibt Anna Weber zu Hause, während ihr Mann am Bauhof in Freising neue Arbeit findet. Daheim in Langenbach genießt Anna Weber den eigenen Garten und pflanzt alle möglichen Gewächse an, die der Selbstversorgung der Familie dienen. Auch das Kochen zählt zu den großen Talenten der Hausfrau. Und weil die Webers keinen Führerschein haben, wird eben viel Rad gefahren. Die Integration in Langenbach ist anfangs schwer, doch spätestens als Jakob dem Kriegerverein, Anna dem Frauenbund und Sohn Hermann den Fußballern des SVL beitritt, fühlt man sich angekommen – und angenommen. 2004 trifft die Webers ein schweres Schicksal: Vater Jakob stirbt.

Sie hat bereits zwei Ur-ur-Enkelinnen

Dafür, dass aber die Lebensfreude erhalten bleibt, sorgt immer wieder Familienzuwachs. Erst mit den Enkeln Wolfgang, Manfred und Angela, dann den Ur-Enkelinnen Julia, Ramona und Nikola. Mit Isabella und Annika gibt es sogar schon Ur-Ur-Enkelinnen. Und was ist nun das Geheimnis für ein solch langes und meist beschwerdefreies Leben? Sohn Hermann schaut seine Mutter Anna an, dann meint er grinsend: „Wahrscheinlich ihr gesunder Lebensstil – und hoffentlich die guten Gene.“

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