Diskussionen um „Baby-Bonus“ und „Mütter-Medaille“ gegen sinkende Geburtenrate in den USA

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Die USA verzeichnen einen neues Tief bei den Geburtenzahlen. Die Entwicklung motiviert die Republikaner, für traditionelle Familienstrukturen einzutreten.

Washington – Seinen Standpunkt zum Thema Familie hat US-Präsident Donald Trump in den ersten rund 100 Tagen seiner Präsidentschaft unmissverständlich deutlich gemacht. Er will einen „Baby-Boom“ und sieht sich dafür als „Präsident der Fruchtbarkeit“. Seine konservativen Fans feiern das, und einige seiner einflussreichen Unterstützenden liefern ihm gleich auch noch passende Ideen, wie das mit dem erhofften Geburtenboom klappen kann.

So haben die Trump-Regierung laut einem Bericht der New York Times diverse Vorschläge erreicht, wie das Problem der sinkenden Geburtenrate gelöst werden kann. Darunter sind neben einem Baby-Bonus in Höhe von 5000 US-Dollar pro ausgetragener Geburt auch eine Ehrenmedaille für Mütter, die sechs und mehr Kinder zur Welt gebracht haben, sowie regierungsgestützte „Bildungsprogramme“, die Frauen ihren Zyklus näherbringen sollen, damit diese sich etwa gezielt ihren Kinderwunsch erfüllen könnten.

Beim alljährlichen March for Life gegen das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche trat 2025 als prominenter Unterstützer Trumps Vize-Präsident JD Vance auf.
Beim alljährlichen March for Life gegen das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche trat 2025 als prominenter Unterstützer Trumps Vize-Präsident JD Vance auf. (Archivfoto) © Kent Nishimura/AFP

Sinkende Geburtenrate in den USA: Konservative schlagen Nazi-Methoden vor

Eine Quelle von derartigen Vorschlägen ist nicht nur die US-amerikanische Heritage Foundation, die auch hinter dem umstrittenen „Project 2025“ – einem Vorschlagskatalog für eine konservative US-Politik unter Präsident Trump – steckt, sondern auch zahlreiche Aktivistinnen und Aktivisten aus dem Lager des „Pronatalismus“. Prominente Unterstützer der Strömung, deren exreme Vertreterinnen und Vertreter auch die Legalität von Abtreibungen sowie Empfängnisverhütung ablehnen, sind auch Trumps Vizepräsident JD Vance sowie Präsidentenberater Elon Musk.

Ein prominentes Paar, das ebenfalls Pronatalismus vertritt und der Trump-Regierung laut dem Bericht der New York Times bereits praktische Dekret-Entwürfe für Baby-Boom-Maßnahmen vorgelegt haben soll, sind Simone und Malcolm Collins, die in den letzten Jahren zu zwei der einflussreichsten Gesichtern der Szene geworden sind und neben einer Website auch einen eigenen Podcast betreiben. Von ihnen stammt etwa die Idee mit der „Nationalen Mutterschafts-Medaille“ für Frauen, die sechs oder mehr Kinder zur Welt gebracht haben. Kritische Stimmen auf den Sozialen Medien ziehen vor allem bei diesem Vorschlag Parallelen zum von den Nazis ausgegebenen „Ehrenkreuz der Deutschen Mutter“.

Zur Förderung der traditionellen Familie: Stipendium soll junge Verheiratete bevorzugen

Doch auch andere Vorschläge, die Menschen in den USA zum Kinderkriegen animieren sollen, stoßen auf einige Kritik. Da wäre etwa der Vorschlag von Lyman Stone, Chef der Pronatalimus-Initiative des US-amerikanischen „Instituts für Familienwissenschaft“, der öffentlich vorgeschlagen hat, das von der US-Regierung unterstützte Fulbright-Stipendienprogramm für Studierende zu gut einem Drittel an junge Verheiratete und Eltern zu vergeben.

Emma Waters von der Heritage Foundation spricht sich etwa für staatliche Förderung von teurer In-Vitro-Fertilisation aus, von der immerhin alle Paare mit unerfülltem Kinderwunsch profitieren könnten. Zu ihren Vorschlägen gehört allerdings auch die Einführung von Aufklärungskursen zum Thema Fruchtbarkeit, die dem Vorschlag zufolge etwa zum Teil des Sexualkunde-Unterrichts in den USA werden könnten.

Vor Trump-Präsidentschaft: Geburtenrate in den USA sinkt auf Tiefstwert

Das Ziel der umstrittenen Heritage Foundation im „Project 2025“: „die Familie als Herzstück amerikanischen Lebens wiederherzustellen“. Dabei meint das konservative Politik-Handbuch, aus dem die Trump-Regierung bereits einige Vorschläge umgesetzt hat, vorrangig die „klassische“ Familienkonstellation, in der ein Mann und eine Frau Kinder bekommen und diese nach traditionellen Rollenbildern großziehen. Viele gesellschaftspolitische Fortschritte der vergangenen Jahrzehnte lehnt die US-Organisation gleichzeitig ab.

Hintergrund der Entwicklung ist neben der zunehmenden Einflussnahme erzkonservativer politischer Strömungen und Organisationen in den USA auch der deutliche Rückgang der Geburtenzahlen in den USA, über die auch das Nachrichtenmagazin Spiegel berichtet hat. Demnach sei die traditionell eher hohe Geburtenrate im Land laut Angaben der US-Gesundheitsbehörde Center for Desease Control and Prevention vergangenes Jahr auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen gesunken. Mit einem Stand von etwa 1,6 Kindern pro Mutter lag die US-Geburtenrate demnach 2023 nur noch minimal höher als im schon längere Zeit geburtenschwachen Deutschland, das laut Spiegel-Bericht im selben Jahr auf 1,36 Kinder pro Mutter kam. (saka)

Auch interessant

Kommentare