Angreifer stach auf Vierjährige ein, ein Passant ging dazwischen: „Das war nicht mehr mutig“
Im April vergangenen Jahres hat ein Mann in Wangen (Allgäu) auf ein Mädchen eingestochen. Ein Passant ging dazwischen und sprach nun im Detail über die Geschehnisse.
Wangen - Haben Sie sich schon mal überlegt, wie Sie in einem Ernstfall handeln würden, bei dem Sie sich unter Umständen selbst in Gefahr bringen? Lehrer Tobias Schneller war bereits in solch einer Situation. Im April vergangenen Jahres ging er dazwischen, als ein 35-jähriger Mann in einem Supermarkt in Wangen (Allgäu) mit einem Küchenmesser auf ein vierjähriges Mädchen einstach. Viermal stach der Täter zu, während die Mutter des Mädchens versuchte, dazwischenzugehen.
Ihr zu Hilfe kam Schneller, der umgehend handelte. „Bremsen ist keine Stärke von mir und da habe ich überhaupt nicht nachgedacht. Das ging viel schneller als man denkt“, erzählte er jüngst in der SWR-Landesschau. Er entwaffnete den Täter, folgte ihm auf der Flucht und rief die Polizei.
Nach Messer-Attacke in Wangen: „Täterbeschreibung durchzugeben, ist jetzt nicht so komplex“
Die beiden letzteren Punkte spielte Schneller allerdings etwas herunter: „Das war nicht mehr mutig. Wir sind nicht gerannt, der Täter ist zügig wegmarschiert und ich bin mit einem guten Abstand, so, dass ich ihn noch sehen konnte, hinterher. In der Aufregung habe ich versucht, mein Handy freizuschalten und zu telefonieren, das hat zum Glück geklappt. Aber hinterherzulaufen und die Täterbeschreibung durchzugeben, ist jetzt nicht so komplex. Gar nicht schwierig.“
Sowieso wolle er nicht als Held wahrgenommen werden. Ein Held sei schließlich jemand „wie Superman“, der kommt, „um mit einer Superkraft die Welt zu retten.“ Schneller sei vielmehr ein Retter, der laut ihm eben „gerade da“ war und das tat, „was man normalerweise tut.“

Helfer Tobias Schneller: „In der Situation war es richtig“
Doch auch an dieser Stelle will sich der Lehrer nicht in den Vordergrund stellen. Denn er selbst habe die Situation lediglich unterbrochen. Gerettet haben das Mädchen dagegen vor allem die Menschen, die es zügig ins Krankenhaus brachten und schließlich die Ärzte.
Stolz ist Schneller aber natürlich dennoch auf sich und so trägt er auch die Rettungsmedaille des Landes Baden-Württemberg, die ihm Innenminister Thomas Strobl (CDU) überreichte. Über die Gefahr, in die er sich begab, ist er sich erst nach seinem Handeln bewusst geworden. Normalerweise gehe Selbstschutz vor, so Schneller, der weiß, demnach eigentlich nicht richtig gehandelt zu haben. „Aber“, erklärte der Lehrer abschließend: „In der Situation war es richtig.“ Der 35-jährige Täter wurde festgenommen und später dauerhaft in eine Psychiatrie untergebracht.