Erziehungsexpertin gibt Tipps - Wenn Kinder schreien, reagieren die meisten Eltern falsch

Wir nehmen das Kind also aus dem Wagen, in der Regel beruhigt es sich jetzt ganz schnell. Es beruhigt sich nicht? Macht nichts, Sie machen es trotzdem richtig! Denn es ist immer noch besser für seine Gehirnentwicklung, wenn es in Mamas oder Papas Armen weint als wenn es dabei alleine im Kinderwagen liegt. Ein klarer Fall.

Wenn das Kleinkind im Sandkasten schreit

Für das Kleinkind im Sandkasten gilt: Auch hier reagieren wir sofort. Natürlich reißen wir jetzt nicht Peter die blaue Schippe weg, damit Emma aufhört zu schreien. Von einem Kind mit anderthalb, zwei oder drei Jahren erwarten wir schon deutlich häufiger, dass Emma sich jetzt mal „zusammenreißt“.

Grundsätzlich ist die Annahme auch richtig: Die Kinder lernen im zweiten Lebensjahr, ihre Bedürfnisse zurückzustellen, auch mal zu warten, Frust zu verarbeiten. Aber mehrmals am Tag wird in diesem Alter noch die Grenze überschritten, an der das Kind sich noch selbst regulieren kann. Sein kleines System kann den Stress nicht mehr verarbeiten und es schreit.

Erkennen Sie an, dass Ihr Kind überlastet ist!

Einem Kind Recht geben heißt nicht, alles zu tun, was das Kind will. Es heißt, dass wir anerkennen, dass das Kind überlastet ist: „Okay, du willst unbedingt die Schippe haben, ich sehe dich. Im Moment hat Peter die Schippe und wir können nur warten.“ Wir können auf die Schaukel gehen oder die gelbe Schippe anbieten.

Doch Vorsicht: Oft kann ein müdes Kleinkind mit unseren lieben Angeboten nichts mehr anfangen. Jetzt dürfen wir nicht selbst die Kontrolle verlieren und beleidigt rufen: „Du willst die gelbe Schippe nicht? Du kleiner Terrorzwerg!“ Nein, wir sind klug, wir bringen unserem Kind lieber bei, wie man mit Stress umgeht: „Oh, die gelbe Schippe hilft dir nicht, ich verstehe. Ich glaube, der Tag war jetzt auch lang, komm zu mir, in meinen Armen kannst du dich ausweinen.“

Wir sind der Ort, an dem unsere Kinder mit ihrer hilflosen Wut und Überforderung sicher sind. Und wir zeigen ihnen, dass sie bei uns immer einen sicheren Hafen haben. Oft wollen die Kinder die Nähe nicht - auch das ist okay. Wir bleiben da, passen auf, dass das Kind weder sich noch anderen weh tut und warten, bis der „Neuronensturm“ im Gehirn, denn nichts anderes ist das Schreien und Toben, sich gelegt hat.

Schulkindern erst mal zuhören

Für unser Schulkind gilt: Bevor ich meinem Kind lautstark erkläre, dass hier keine Türen geknallt werden, müssen wir erst besprechen, was los ist. Der beste Weg: erstmal zuhören. „Hey, ich höre, du hast keine Lust auf die Hausaufgaben. Erzähle mir, was los ist.“

Oft können Schulkinder schon sehr klar sagen, was sie stört, sie haben Hunger, sind müde, brauchen Hilfe, verstehen den Stoff nicht oder wollen lieber spielen. Dann kann man Alternativen finden und auch schon einmal klar machen, wie man selbst die Sache sieht. Erst danach erinnern wir das Kind an die Familienregeln, die zum Beispiel besagen, dass hier keine Türen geknallt werden und keiner angeschrien wird - was ich aber nur sagen kann, wenn ich selbst nicht schreie.

Wenn Eltern durchgreifen, lernt das Kind nichts

Warum so viel Aufwand? Wäre „durchgreifen“ nicht viel einfacher? Nein, ist es nicht. Wenn ich durchgreife, sind die Kinder vielleicht still, aber sie haben nichts gelernt. Wir wollen aber Kinder, die etwas lernen. Wir handeln also so, wie die Wissenschaft es uns lehrt: Nur wenn Kinder entspannt sind, kann ihr Gehirn unsere Worte aufnehmen. Ein Kind, das schreit, können wir nicht erziehen. Wir müssen es erst beruhigen und an seine Seite kommen. Und dann erst die sozialen Regeln erklären.