Razzien in ganz Europa: Rüstungsunternehmen sollen an geheime Nato-Infos gekommen sein

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Die Nato-Beschaffungsagentur NSPA kauft Waffensysteme und Munition im Milliardenwert. Doch es gab wohl illegale Deals mit Rüstungsunternehmen.

Brüssel – Der Nato droht möglicherweise ein Korruptionsskandal. Strafverfolger aus mehreren Ländern ermitteln zu möglicher Korruption bei der Vergabe von Rüstungsaufträgen über den Nordatlantikpakt. Wie die belgische Staatsanwaltschaft mitteilte, geht es um den Verdacht, dass Mitarbeitende der Nato-Beschaffungsagentur NSPA in Luxemburg vertrauliche Informationen an Rüstungsunternehmen weitergegeben haben.

Geldwäscheskandal bei Nato-Beschaffungagentur

Demnach gibt es zudem auch Hinweise darauf, dass Geld aus diesen illegalen Praktiken unter anderem durch die Gründung von Beratungsfirmen gewaschen wurden. Als Beispiele für möglicherweise betroffene Verträge wurden solche für Drohnen und Munition genannt. Besonders Drohnen sind im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine höchst relevant. Nato-Generalsekretär Mark Rutte sagte, die Nato-Agentur arbeite „sehr eng mit allen relevanten Behörden zusammen, und das werden wir natürlich auch weiterhin tun. Wir wollen der Sache auf den Grund gehen.“

Hintergrund: Was ist die NSPA?

Über die Nato-Beschaffungsagentur NSPA (NATO Support and Procurement Agency) werden regelmäßig Waffensysteme und Munition im Milliardenwert eingekauft. Der Hauptsitz des Dienstleisters befindet sich in Capellen in Luxemburg. Laut eigenen Angaben arbeiten in der Agentur 1.500 Mitarbeiter, zudem beschäftigt sie über 2.500 Auftragnehmer weltweit. Die NSPA wurde 2012 als Konglomerat der Organisationen NAMSA (Nato Maintenance and Supply Agency), NAMA (Nato Airlift Management Agency) und CEPMA (Central Europe Pipeline Management Agency) gegründet. Zuletzt gab sie etwa den Abschluss von Rahmenverträgen über die Lieferung von Artilleriemunition im Wert von rund 1,1 Milliarden Euro bekannt. Von diesem Geschäft will auch Deutschland profitieren. Davor war ein Vertrag über den Kauf von bis zu 1.000 Flugabwehrraketen vom Typ Patriot für 5,5 Milliarden US-Dollar (4,9 Mrd. Euro) angekündigt worden.

Auch Festnahmen gab es im Zuge der Ermittlungen bereits. Nach Angaben der belgischen Staatsanwaltschaft wurden am Montag (12. Mai 2025) zwei Verdächtige festgenommen und Durchsuchungen in der Gemeinde Bredene in Westflandern durchgeführt. Gegen einen der Verdächtigen sei ein Haftbefehl erlassen worden, hieß es.

Korruption bei Nato-Beschaffungsagentur NSPA: Festnahmen in mehreren Ländern

Nicht nur in Belgien, sondern auch in anderen Ländern gab es nach Nato-Angaben Festnahmen. Eine Sprecherin des Verteidigungsbündnisses teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, die Nato arbeite eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen, um sicherzustellen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden. Ihren Angaben zufolge gehen die Festnahmen auf eine von der NSPA eingeleitete Untersuchung zurück.

Noch ist unklar, wie hoch sich der mögliche Schaden und die Höhe möglicher Bestechungszahlungen beziffern. Auch blieb unklar, welche Rüstungsunternehmen von den Informationen profitiert haben könnten. Den Angaben der belgischen Behörden zufolge wird auch in Luxemburg, Spanien und den Niederlanden zu den Vorwürfen ermittelt. Koordinierend ist zudem die Agentur der Europäischen Union für justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen (Eurojust) beteiligt. Als mögliche Straftaten in dem Fall werden die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, aktive und passive Korruption sowie Geldwäsche genannt. Allgemein wurden aufgrund des Ukraine-Kriegs weltweit massenhaft Waffen eingekauft. (cgsc mit dpa)

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