Grüne kritisieren die Männerpartei CDU und werden selbst immer mehr zur Frauenpartei

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Grünen-Chefin Franziska Brantner (2.v.r.) kritisierte die Union für deren niedrigen Frauenanteil. © Montage: Jens Schicke/imago-images/Schlaf

Ein antiquiertes Frauenbild wirft Grünen-Chefin Brantner der Merz-CDU vor. Doch haben die Grünen selbst ein ähnliches Problem. Ein Kommentar von Georg Anastasiadis.

Als sich nach der Bundestagswahl die Spitzen von CDU und CSU zur ersten Lagebesprechung trafen, lächelten da sechs Herren freundlich in die Kamera. Der Spott für das Gruppenbild ohne Dame ließ zu Recht nicht lange auf sich warten. Der bissigste, zugegebenermaßen auch lustigste Spruch kam von Grünenchefin Franziska Brantner: „Die neue syrische Regierung wird wahrscheinlich vielfältiger als das Verhandlungsteam der Union.“

Grünen-Chefin Brantner kritisiert niedrigen Frauenanteil in der Union

Das Wochenende nutzt sie für eine weitere Attacke auf die Merz-CDU und deren, wie sie findet, rückständiges Frauenbild, das kluge Politikerinnen vergraule oder in vermeintlichen Frauendomänen wie der Familienpolitik verräume.

Die Kritik hat einen wahren Kern. Nicht mal mehr ein Viertel der Abgeordneten von CDU und CSU im neuen Bundestag ist weiblich. Die Tendenz muss der Union Anlass zur Sorge und zu verstärkten Anstrengungen geben. Doch sitzen die wie immer eine Spur zu selbstgerechten Grünen selbst im Glashaus: Von der Geschlechterparität haben auch sie sich weit entfernt, nur umgekehrt.

Kritik an der Union mit einem wahren Kern – doch sitzen die Grünen im Glashaus?

Über 60 Prozent ihrer Abgeordneten sind Frauen, in der Fraktionsspitze hat das angeblich starke Geschlecht inzwischen überhaupt nichts mehr zu melden: Die eigentlich zur Abbildung der Parität erfundene Doppelspitze teilen sich Britta Haßelmann und Katharina Dröge, auch der dritte Top-Posten, der der Parlamentarischen Geschäftsführerin, ging an eine Frau, ohne dass dies in der Partei thematisiert wird; man mag sich nicht ausmalen, was im umgekehrten Fall los wäre.

Die feministische Noch-Außenminister Annalena Baerbock erhält einen Spitzenjob bei den Vereinten Nationen. Dazu fällt die Co-Chefin der Grünen Jugend, Jette Nietzard, regelmäßig durch ihre männerfeindlichen Tiraden unangenehm auf. Als sich an Silvester Männer beim Böllern an der Hand verletzten, postete sie, dass diese jetzt wenigstens keine Frauen mehr schlagen könnten. Kann es sein, dass Teile der Grünen ein problematisches Männerbild pflegen?

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