Putins neues Luxus-Skiresort bedroht UNESCO-Weltkulturerbe
Ein neues Skigebiet in Russland soll jährlich 300.000 Touristen anziehen. Doch es liegt mitten in einem fast unberührten Ökosystem mit Unesco-Welterbe-Status.
Lagonaki – Die autonome russische Republik Adygea liegt südöstlich der russischen Stadt Krasnodar und ist in etwa so groß wie Südtirol. Dort verläuft das eurasische Hochgebirge Kaukasus, das von menschlichen Einflüssen noch relativ unberührt ist. Auch ein Naturreservat liegt in Adygea. Seit 1999 gehört diese Gegend zum Unesco-Weltkulturerbe. Im vergangenen Jahr ernannte die Unesco 27 neue Welterbestätten. Nun soll jedoch auf dem Plateau Lagonaki mitten in unberührter Natur ein Luxus-Skigebiet entstehen – die Unesco zeigt sich entsetzt.
Naturschutzgebiet in Gefahr: Unesco besorgt über Pläne für Skigebiet im Westkaukasus-Welterbegebiet
Der Westkaukasus weise eine bemerkenswerte Vielfalt an Geologie, Ökosystemen und Arten auf, hieß es von der Unesco im Jahr 1999 als Begründung für die Aufnahme der Region in die Liste der Welterbestätten. „Zusammen mit der Welterbestätte Jungfrau-Komi ist es das einzige große Gebirgsgebiet in Europa, das keinen nennenswerten menschlichen Einfluss erfahren hat.“ Doch damit könnte bald Schluss sein: In einem Schreiben an die Unesco vom März 2021 spezifizierte die Region, dass Vorschläge für die Entwicklung eines Skigebiets auf dem Lagonaki-Plateau geprüft würden. Der vorgeschlagene Standort läge demnach teilweise innerhalb des Biosphärenreservats.
Das Projekt soll auf einer Fläche von mehr als 1600 Hektar entstehen, teilte der russische Vize-Minister für Tourismus, Dmitri Tschernyschenko, im vergangenen Jahr mit. Damit wolle man einen „Touristenstrom von mehr als 300.000 Menschen pro Jahr und 650 neue Arbeitsplätze“ schaffen und Investitionen von 30 Milliarden Rubel (etwa 300 Millionen Euro) anziehen, so der Minister. Schon im kommenden Jahr will das „Öko-Resort“ seine Türen öffnen, wie die Moscow Times berichtete. 37 Kilometer an Skipisten und 642 Hotelzimmer sollen bis 2030 fertiggestellt werden. Das Welterbekomitee (WHC) bekräftigte in einem Bericht aus dem Jahr 2023 „tiefe Besorgnis darüber, dass der Bau des Lagonaki Mountain Resort weiterhin in Erwägung gezogen wird.“
Kaukasus
Das eurasische Hochgebirge Kaukasus ist etwa 1100 Kilometer lang. Die Gebirgskette erstreckt sich an der Grenze zwischen Europa und Asien zwischen dem schwarzen und dem kaspischen Meer und durchzieht unter anderem die Länder Armenien, Georgien, Aserbaidschan und Russland.
Aktivisten kämpfen für Erhalt der unberührten Natur in Lagonaki
Seit Jahren setzen sich Aktivisten bereits für einen Stopp der Pläne in Lagonaki ein. „Dieses Gebiet beherbergt endemische Pflanzen- und Tierarten, die nur hier vorkommen“, kommentierte eine Aktivistin der Organisation „Lagonki Live“ in einem Beitrag auf Instagram. Sollten die Pläne umgesetzt werden, „werden die einzigartigen natürlichen Ökosysteme, die Teil des Unesco-Weltnaturerbes sind, vollständig zerstört und verlieren ihren Schutzwert“, hieß es in dem Aufruf weiter. Zu Beginn dieses Jahres startete die Organisation zudem eine Kampagne, die sich direkt an die Politik wandte.
Die Aktivisten stellten Textvorlagen zur Verfügung, mit denen Bürger die Abgeordneten der Staatsduma und andere Entscheidungsträger zu einem Ende der Pläne aufrufen konnten. „Wie ist es möglich, in einer so schwierigen Zeit staatliche Milliarden zum Nutzen einer kleinen Gruppe von Beamten und Geschäftsleuten zu verschenken?“, hieß es in dem Kampagnentext unter anderem. „Was bedeuten all diese Diskussionen über das Vaterland und die ewigen Werte, wenn vor dem Hintergrund einer sehr schwierigen Situation im Land eine fantastische und unverantwortliche Verschwendung von Staatsgeldern stattfindet?“, fragen die Aktivisten kritisch.
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Wissenschaftler hatten sich in einem offenen Brief sogar direkt an den russischen Präsidenten Wladimir Putin gewandt und in zu einem Stopp des Lagonaki-Projektes aufgerufen.
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