„Kampfradler“ am Starnberger See – Anwohner gehen auf Barrikaden: „Fühlen uns nicht mehr sicher“
Bei der Jahresversammlung des Ostuferschutzverbands in Münsing diskutierten Seestraßenanwohner über Maßnahmen für mehr Entspannung im Verkehr.
Die „Kampfradler“ auf der Seestraße machen den Ammerlander und Ambacher Anwohnern erneut zu schaffen. Vor etwa vier Wochen wurde eine Frau von einem Rennradfahrer angefahren und musste mit dem Rettungshubschrauber in die Unfallklinik Murnau geflogen werden. Auch eine Katze geriet zwischen die Räder. Gerade das abschüssige Stück am südlichen Ende von Ambach nutzen Biker, um Schwung zu nehmen. Dort wohnen viele Familien mit Kindern. „Wir fühlen uns nicht mehr sicher auf der Seestraße. Unsere Kinder würden wir nie alleine dort spielen lassen“, sagen die Väter Goran Lindskog und Benjamin Reutter. Sie waren auf Einladung des Ostuferschutzverbands (OSV) zu dessen Jahresversammlung in den Landgasthof Berg in Eurasburg gekommen, um die aktuelle Situation zu schildern.
Auch Anwohner Oliver Bendixen sagte, im Corona-Sommer 2020 sei es mit den Rennradfahrern, Mountainbikern und „überforderten E-Bike-Fahrern“ schon sehr schlimm gewesen. Aber heuer sei es noch schlimmer. Er wisse von einer App mit Rangliste, wer es am schnellsten einmal um den Starnberger See schaffe. Von den „Kampfradlern“ gehe mittlerweile eine größere Gefahr aus als von den Autofahrern. Die etwa 30 OSV-Mitglieder diskutierten über Bodenschwellen, Hinweisschilder, Schritttempo und Polizeikontrollen. Die Zweite Vorsitzende Petra Schulze schlug vor, eine Arbeitsgruppe zu gründen und mit konkreten Forderungen an das Landratsamt als zuständige Behörde für die Kreisstraße zu treten. Eine Abstufung der gesamten TÖL2 zwischen Ambach und Ammerland in eine Ortsstraße, auf der die Gemeinde Münsing ihre eigenen Regeln aufstellen könnte, hatte der Gemeinderat vor einigen Jahren abgelehnt.
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Vorstandsmitglied Dr. Gustav Neumeister berichtete, dass das Bauvorhaben Seniorenwohnstift in Ambach ins Stocken geraten sei. Wie berichtet, hat der Investor, das Kuratorium Wohnen im Alter (KWA), bei der Gemeinde um eine Verschiebung des Baubeginns von Herbst 2024 auf 2026 angefragt, weil noch einige technische Änderungen am Innenausbau der Gebäude vorgenommen werden sollen. Der Rat war davon nicht begeistert, weshalb Bürgermeister Michael Grasl bereits für Mitte Juni ein Gespräch mit dem KWA-Vorstand angekündigt hatte. „Sollte das Unternehmen aussteigen wollen, bieten wir als OSV unsere konstruktive Mitarbeit an, um eine andere Lösung für das Gelände zu finden“, sagte Neumeister. Eine kommunale Pflegeeinrichtung oder auch eine Bebauung mit ein paar Häusern wären für den Ostufer㈠schutzverband „in Ordnung“.
Villa Max in Ammerland – Kontakt mit Besitzerfamilie erfolgreich
Nach jahrelangem Kampf um den Erhalt der denkmalgeschützten Villa Max in Ammerland und wenig Entgegenkommen seitens der Eigentümer ist es den OSV-Chefs Professor Johannes Umbreit und Petra Schulze vor Kurzem gelungen, Kontakt mit der Familie aufzunehmen. „Wir wurden zu einer Hausbesichtigung eingeladen und stellten fest, dass die Villa innen in einem erstaunlich guten Zustand ist“, berichtete Schulze. Die Abbruchanträge der Familie hatten Gemeinde und Landratsamt wie berichtet mehrfach abgelehnt. „Wir hoffen nach diesem Treffen, dass die Max Villa, die außen leider stark verfällt, doch noch gerettet werden kann“, so Schulze.
Eine erfreuliche Entwicklung zeichne sich auch für die Waldemar-Bonsels-Villa in Ambach ab. Laut Schulze hat eine einheimische Familie mit drei Kindern sie gekauft, nachdem die Waldemar-Bonsels-Stifung das Gebäude samt Grundstück nicht mehr haben wollte. Die Familie plane nun einen Anbau – ein Vorhaben, dem der Gemeinderat zuletzt grundsätzlich positiv gegenüber stand. Ungewiss sei hingegen die Zukunft der ehemals und inzwischen nicht mehr denkmalgeschützten Piloty-Villa in Ambach.
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Die Ammerlander Schlosskapelle ist dank des Engagements von Vorstandsmitglied Mechtild Schoenberger fast fertig renoviert. Wie die Architektin sagte, sind mittlerweile einige Bänke aufgestellt worden. Den Altar richtet Martin Maier, OSV-Beirat und von Beruf Restaurator, im Moment her. Für den kommenden Herbst ist eine Einweihungsfeier geplant. TANJA LÜHR