Der größte Einschlagkrater Deutschlands befindet sich in unmittelbarer Nähe Baden-Württembergs

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Als vor 15 Millionen Jahren ein Asteroid aus dem All bei Baden-Württemberg auf der Erde einschlug, wurde im Umkreis von 100 Kilometern jegliches Leben ausgelöscht. Zurück blieb der größte Einschlagkrater Deutschlands.

Nördlingen - Die Explosion nahe der heutigen Landesgrenze von Bayern und Baden-Württemberg muss enorm gewesen sein – und was der Asteroid hinterließ auch. Einen Durchmesser von 24 Kilometern umfasst der Einschlagkrater, der übrigens vor einigen Jahren zum ersten UNESCO-Geopark in Bayern ernannt wurde.

Der auf die Erde zurasende Asteroid hatte selbst einen Durchmesser von 1.000 bis 1.500 Metern. Es wird geschätzt, dass er mit einer Geschwindigkeit von rund 70.000 Kilometern pro Stunde in die Erde einschlug und dabei vier bis fünf Kilometer tief eindrang. So entstand ein Hunderte Meter tiefer Krater.

Einschlag am Nördlinger Ries vergleichbar mit einem Erdbeben der Stärke 8,5

Die Explosion beim Einschlag im Nördlinger Ries war gewaltig: 150 Kubikkilometer Gestein wurden bewegt. Trümmermassen aus einigen hundert Meter Tiefe wurden sogar herausgeschleudert, teilweise sogar aus dem kristallinen Grundgebirge. Noch enormer: das sich darüber befindliche 600 Meter starke Deckgebirge wurde bei dem Einschlag einfach durchschlagen.

Die Wucht des Einschlags schleuderte Material der Erdkruste bis zu 400 Kilometer weit durch die Gegend und löste ein Erdbeben der Stärke 8,5 aus – vergleichbar mit den schwersten Erdbeben, die Menschen je erlebt haben, wie der Geologe Elmar Buchner von der Hochschule Neu-Ulm erforscht. Durch die Druckwelle und die enorme Hitze gab es keinerlei Überlebenschance für alles, was sich im Umkreis von 100 Kilometern befand.

Die Altstadt Nördlingens ist von einer gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtmauer umgeben.
Kleinstadt an historisch bedeutsamem Platz: Nördlingen ist die zentrale Stadt im durch einen Asteroideneinschlag entstandenen Ries. © Imago/Alexander Rochau

Heute liegt die Stadt Nördlingen (dort leben knapp 21.000 Menschen) genau im Krater. Das gesamte Nördlinger Ries befindet sich etwa 150 Meter tiefer als die Umgebung. Der das Ries umgebende Wall besteht aus ehemaligem Auswurf. Suevit, das Gestein aus der Glutwolke der Explosion, lagerte sich bis zu dreißig Kilometer im Umkreis um den Krater ab.

Seit 2022 ist das Nördlinger Ries ein Unesco-Geopark

Im April 2022 entschied die UNESCO-Vollversammlung in Paris, dass das Nördlinger Ries fortan zu den UNESCO-Geoparks zählt. Damit ist der Rieskrater, in dem sich Astronaut Alexander Gerst einst auf eine Mondmission vorbereitete, der erste UNESCO-Geopark Bayerns und der achte in Deutschland. Bereits seit 2015 ist zum Beispiel die benachbarte Schwäbische Alb ebenfalls ein UNESCO-Geopark. Erst seit 2015 gibt es UNESCO-Geoparks überhaupt. Als UNESCO-Geopark verpflichtet sich der Geopark Ries, die geologischen Besonderheiten zu erhalten und zu schützen. Schon etwas länger ist das Nördlinger Ries zudem ein Nationaler Geopark. Mit der Ernennung im Jahr 2007 wurde es der erste Geopark Bayerns.

Die geologischen Besonderheiten des Rieskraters sind auch ein Grund, dass dort seit Jahrzehnten internationale Forschung betrieben wird. Dass dort ein Asteroid eingeschlagen ist, konnte tatsächlich erst in den 1960er-Jahren nachgewiesen werden. Seitdem wurden der Krater und seine geologischen Gegebenheiten intensiv erforscht.

Im Nördlinger Ries wird sogar für Mars-Missionen geübt

Der Krater ist zudem ein wichtiges Trainingsgebiet für Raumfahrtmissionen. Schon mehrfach nutzte die Nasa das Ries mit seinen urzeitlichen Algen- und Bakterienablagerungen zur Vorbereitung der Mission Mars 2020, die nach Leben auf dem roten Planeten sucht. Zuletzt wurden Nasa-Astronauten im Rahmen ihrer Ausbildung für das Sammeln von Gesteinsproben auf dem Mond geschult.

Vollständig verdampft: Darum ist das Nördlinger Ries ein Asteroidenkrater

Beim Nördlinger Ries spricht man nicht von einem Meteoritenkrater. Denn als Meteorit bezeichnet man das Bruchstück eines Himmelskörpers, das auf dem Erdboden ankommt - und dort bleibt. Weil aber der auf das heutige Gebiet bei Nördlingen einschlagende Asteroid vollständig verdampfte, ist das Nördlinger Ries ein Asteroidenkrater.

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